SugarShape Startup-Helden
SugarShape Startup-Helden Laura Gollers (25, l.), studierte Germanistin und Kulturwissenschaftlerin, und Sabrina Schönborn (33), Diplom-Wirtschaftspsychologin, gründeten Anfang 2012 SugarShape, ein Dessouslabel für Frauen mit großer Oberweite.

„Startup-Heldinnen“ von SugarShape im Interview

Sabrina Schönborn und Laura Gollers gründeten ihr Startup aus der eigenen Not heraus: Die kurvigen Schwestern fanden schlicht keine schicken BHs für große Körbchen – und starteten darum 2012 ihr eigenes Dessouslabel SugarShape (www.sugarshape.de). Über neue Kollektionen können dort die Kundinnen mitbestimmen. Auf Crowdfinanziers für die Idee folgte 2013 ein strategischer Investor: Die Familie Dreier, welches unter anderem das international tätige Textilunternehmen Gelco betreibt, stieg bei SugarShape ein. In Stelle nahe Hamburg arbeiten heute zehn Festangestellte am Unterwäscheshop.

Die beiden SugarShape-Gründerinnen im Interview.

Wie seid Ihr auf die Idee zu SugarShape gekommen?

Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht: Wie alle Frauen in unserer Familie sind wir beide mit einer großen Oberweite gesegnet. Der Nachteil dabei ist allerdings, dass wir es immer schwer hatten, schöne Unterwäsche zu finden, die nicht aussieht, als wäre sie von Oma geliehen. Die Hersteller hatten einfach nichts für uns im Angebot. Eines Morgens beim Frühstück sagte Sabrinas Mann dann: „Hört auf herumzujammern und macht es doch einfach selbst.“ Wir sahen uns an und die Idee war geboren.

Wer produziert die Dessous und woher stammt Euer Mode-Know-how?

Als einziges Dessouslabel beteiligen wir unsere Kundinnen am Designprozess. Online kann die SugarShape Community über Formen, Farben, Features und Modellnamen abstimmen und auch eigene Ideen und Wünsche einreichen. Die Schnitte entwerfen wir zusammen mit einem deutschen Partnerunternehmen, welches jahrzehntelange Erfahrung in der Produktion von großen Cupgrößen mitbringt. Davon hatten wir vorher nämlich überhaupt keine Ahnung! Am Ende entscheiden wir dann aus der Sicht der Konsumentin – wir selbst sind unsere strengsten Testerinnen!

Wie wird das Voting zu neuen Kollektionen bisher angenommen?

Bislang gibt es unter unseren Modellen keinen einzigen „Ladenhüter“. Wir denken, das hat auch etwas damit zu tun, dass die Kundinnen selbst mitbestimmen, was genau produziert wird. Außerdem stärkt das hohe Involvement die Kundenbindung zur Marke und zum Produkt ungemein, denn wenn man selbst an der Entstehung von etwas mitgewirkt hat, kann man es auch mehr schätzen. Auch wirtschaftlich ist es also sinnvoll, die Kunden nach ihren Bedürfnissen zu fragen. Das Entscheidungsdiktat der Produktmanager ist unserer Ansicht nach veraltet.

Welches waren Eure größten Stolpersteine bisher und welche Tipps gebt Ihr jungen Gründern nach Euren eigenen Erfahrungen mit auf den Weg?

Die Produktentwicklung stellte bisher die größte Herausforderung dar. Heute wissen wir, warum BHs in großen Cupgrößen als Königsdisziplin der Textilproduktion gelten und warum es so wenige Mitbewerber gibt. Ohne eine gewisse Naivität hätten wir wohl nie gegründet. Das ist auch unser Tipp an junge Gründer: Wenn Euer Startup Euer eigenes Problem löst, lasst Ihr Euch nicht so schnell entmutigen und seid mit mehr Leidenschaft bei der Sache. Entwickelt Ihr ein Produkt, welches Euch selbst UND anderen weiterhilft, habt Ihr also doppelt gewonnen!

Welche Trends seht Ihr im Internet?

Momentan kann man beobachten, dass eine gewisse Skepsis gegenüber anonymen „Internetriesen“ aufkommt. Die Kunden spüren die Liebe, die in ein Unternehmen fließt, genauso wie die Gier. Wenn mir ein Unternehmen nicht am Herzen liegt, weil ich merke, dass ich ihm auch völlig schnuppe bin, wirkt sich dies auch auf mein Kundenverhalten aus, zum Beispiel, was Retouren angeht. Auch deshalb liegt unsere Retourenquote deutlich unter dem Marktdurchschnitt und unsere Wiederkaufsrate deutlich darüber. Wir sehen unsere Kundin nicht als IP-Adresse, sondern als Menschen mit individuellen Bedürfnissen, die wir ernst nehmen und erfüllen möchten.

Bild: SugarShape