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dominik romer adnymics Dominik Romer hat Adnymics gegründet

Online-Nutzer sind es gewohnt, auf Webseiten personalisierte Werbung zu sehen. Aus den Spuren im Netz lassen sich Nutzerprofile erstellen. Die verfügbaren Daten will Dominik Romer nun in die Offline-Welt übertragen – um auch dort Werbung zu personalisieren. Sein Startup Adnymics individualisiert beispielsweise Flyer, die Online-Shops ihren Paketen beilegen können.

Romer gründete das Unternehmen mit seinem ehemaligen Schulkameraden Florian Kaufmann. Zuvor studierte Romer bis 2013 an der Hochschule München Druck- und Medientechnik. Vor dem Studium gründete er bereits die Kommunikationsagentur Grafikalm – und sammelte so Erfahrungen in der analogen und digitalen Welt. Sein aktuelles Unternehmen beschäftigt elf Mitarbeiter und soll nach eigenen Angaben über 130.000 individualisierte Paketbeileger gedruckt haben. Bis August dieses Jahres wurde Adnymics durch das Exist-Programm gefördert.

Der Gründer im Kurzinterview mit Gründerszene.

Wie kamst Du auf die Idee, individualisierte Flyer anzubieten?

Ich bin begeisterter Online-Shopper und bestelle aus Zeitgründen fast ausschließlich im Internet. Mir ist aufgefallen, dass in jedem Paket die gleichen Flyer mitgesendet werden, die mir persönlich aber keinen Mehrwert bieten – und dann irgendwann ungelesen im Müll gelandet sind. Durch meine Erfahrung als Leiter einer Werbeagentur wusste ich, wie wichtig der Werbeplatz ist. Dieser emotionale Moment des Paket-Entpackens eignet sich ideal zum Werben. Da die Online-Händler sehr genau wissen, was ihre Käufer bestellt haben und was sie interessiert, kann eigentlich prima darauf eingegangen werden. Wieso also nicht beide Technologien verknüpfen und für jeden Besteller individuelle Flyer im Paket versenden?

Wie gestaltet sich dieser Prozess: vom ersten Besuch des Kunden im Online-Shop bis hin zum Erhalt des Flyers im Paket?

Beim Online-Shoppen ist es meist so, dass man sich zunächst verschiedene Artikel ansieht, bevor man sich letztendlich für ein Produkt entscheidet. Unsere eigens entwickelte Software setzt hier an und analysiert zunächst das Verhalten der Online-Käufer: Welche Produkte hat der Nutzer angesehen, wie lange hat er diese betrachtet und wie oft angeklickt. Darüber hinaus vergleichen wir alle Kundendaten miteinander und versuchen Überschneidungen zu finden.
Entscheidet sich ein Online-Shopper für ein Produkt und schließt einen Kauf ab, ermittelt unsere Software automatisch individuelle Angebote auf Basis der Interessen und erstellt daraus eine mehrseitige, geheftete Broschüre. Zusätzlich sind wir in der Lage, dem Besteller auch regionale Inhalte vorzustellen, wie den Schuhladen um die Ecke. Sobald das entsprechende Paket für den Kunden im Lager des Online-Händlers gepackt wird, druckt unsere Druckmaschine die entsprechende Broschüre direkt in der Logistik des Online-Händlers und die Werbung wird dem Paket beigelegt. Beim Erhalten des Pakets bekommt der Online-Käufer sein bestelltes Produkt und unseren Beileger mit Produktangeboten, die speziell auf ihn zugeschnitten sind.

Wie stellt ihr fest, ob ein Kunde von den Angeboten auch Gebrauch macht?

Nachdem unsere Software auf der Seite des Versandhändlers eingebunden ist, können wir die Customer Journey nachvollziehen. Dies erlaubt uns zu messen, ob wiederbestellt wurde, welche Produkte der Kunde bestellt und in welchem Abstand von der Erstbestellung der nächste Kauf erfolgt.

Adnymics verfügt über einen großen Datenschatz. Wie sieht es da mit dem Datenschutz aus?

Wir legen großen Wert auf die datenschutzkonforme Handhabung der Daten unserer Kunden. Hierfür haben wir ebenfalls einen neuartigen Weg gewählt. Nachdem wir mit dem Drucksystem sowieso einen Hardwareanteil haben, verarbeiten wir auch die kritischen Daten auf einem Hardwareserver direkt in der Logistik der Händler. Durch dieses abgeschlossene System bleibt die Hoheit der Daten bei unseren Kunden.

Und wie wird das alles monetarisiert?

An unserem Preismodell haben wir relativ lange gefeilt und es in enger Zusammenarbeit mit unseren Pilotkunden und Lieferanten nach und nach stark vereinfacht. Unsere Kunden bezahlen nun nur eine monatliche Grundgebühr sowie einen kleinen Betrag pro gedrucktem Beileger.

Gibt es Pläne für reine Online-Produkte?

Wir möchten uns zunächst auf unser Kernprodukt konzentrieren und unsere Kombination aus Online- und Offline-Werbemittel in der E-Commerce-Branche etablieren. Wir kombinieren die Zielgenauigkeit von Online-Marketing mit dem haptischen und vertraulichen Effekt von Print-Werbung und erzielen damit bisher sehr gute Ergebnisse, denn Online-Retargeting wird leider oft negativ wahrgenommen. Deswegen möchten wir erstmal nicht von unserem Weg abweichen und entwickeln neben den Paketbeilagen bereits ein System für Werbetreibende, mit dem erstmals auch Print-Anzeigen zielgerichtet gebucht werden können. Dabei soll es möglich sein, über eine Online-Plattform genaue Zielgruppenkriterien für Print-Anzeigenkampagnen festzulegen und die Performance online nachzuvollziehen. Langfristig können wir uns natürlich vorstellen, unser Produktportfolio auch online zu erweitern.

Danke für das Gespräch!

Bild: Adnymics