Ahmad Moalla, gebürtiger Syrer, hatte schon als Kind den großen Wunsch, eines Tages zum Arbeiten nach Deutschland auszuwandern. Im Interview mit der Gründerszene Jobbörse berichtet er von den Etappen, die ihn schließlich über das Founder Institute zur Gründung einer Feedback-Plattform brachten.

Syrien, Dubai, Berlin: Welche Geschichte steckt hinter diesen Etappen?

In meiner Heimat Syrien habe ich Computer Engineering als Doppel-Diplom – ein syrisches, ein deutsches – studiert. Das Programm hatte ich mir ausgesucht, weil es immer mein Kindheitstraum war, nach Deutschland zu kommen und dort zu arbeiten. Das wollte ich mit meiner Liebe zum Coding und zur Mathematik verbinden.

In meinem letzten Semester fing ich an, für ein Startup-Projekt im Libanon zu arbeiten und hatte eigentlich noch gar keine unmittelbaren Pläne, nach Deutschland zu kommen. Doch dann musste ich wegen der Revolution in Syrien das Land verlassen. In diese Zeit fallen auch einige interessante Geschichten wie die Verhaftung durch das syrische Regime für zwei Tage.

Zum Glück fand ich einen Job in Dubai und zwar in einem Startup namens Dubizzle. Dort hatte ich eine großartige Zeit und konnte viel lernen. Allerdings merke ich auch schnell, dass es in Dubai schwierig werden würde, meine Entrepreneur-Hunger zu stillen.

Also bist du schließlich doch nach Deutschland gekommen?

Richtig, ich habe angefangen, nach Optionen hier zu suchen. Berlin schien mir dabei als der ideale „place to go“. Ich fand eine spannende Stelle als International Product Manager bei KaufDA. Ich habe mich beworben und es hat geklappt! Die größte Hürde war es dann aber, ein Visum zu bekommen. Das HR-Team von KaufDa hat mir dabei aber enorm weitergeholfen.

Nach drei Monaten, in denen ich massenhaft Dokumente ausfüllen und zu Meetings in der Botschaft antreten musste, konnte ich schließlich nach Deutschland. In einer furchtbar kalten Nacht im Januar 2012 und mit einem Koffer voller Sommerkleidung bin ich endlich in Berlin angekommen. Trotzdem: Ich hätte nicht glücklicher sein können!

Wie kamst du dann auf die Idee, am Founder Institute teilzunehmen?

Bei KaufDa war ich sehr glücklich und hatte vor allem einen sichern Job. Trotzdem habe ich nie aufgehört darüber nachzudenken, selbst ein Entrepreneur zu werden. Aus diesem Antrieb war ich ja schließlich aus Dubai weggegangen. Allerdings wusste ich auch, dass es sehr hart werden würde, ein so nettes Team und eine Position mit dem für mich richtigen Mix aus technologischen und wirtschaftlichen Aufgaben aufzugeben. Ich war Abteilungsleiter der internationalen Produkte und habe quasi auf jedem neuen Markt, in den KaufDa expandiert ist, mitgeholfen, die Firmen vor Ort aufzubauen und das Produkt an den Start zu bringen. Ich hätte mir nicht mehr wünschen können!

Dennoch brauchte ich dieses „3, 2, 1 – Los!“ und um diesem Drang endlich nachzugehen, war das Founder Institute ideal. Ein Freund hatte an dem Programm teilgenommen und es mir empfohlen. Also habe ich mich beworben und dann ging alles los.

Und du hattest bereits zu Beginn des Programms eine Geschäftsidee?

Genau. Das Founder Institute setzt voraus, dass jeder Teilnehmer bereits vor dem Start drei Businessideen hat, sie dann im Laufe des Programms genauer bearbeitet und sich schließlich für die erfolgsversprechendste entscheidet. Zu Beginn habe ich mich beispielsweise intensiv mit der Idee eines Programms für das Onboarding neuer Mitarbeiter auseinandergesetzt und habe im Zuge dessen auch übeer eine anonyme Feedback-Plattform nachgedacht.

Daraus wurde dann Teambay?

Richtig. Die Onboarding-Idee habe ich schließlich aufgegeben und mich ausschließlich auf die Feedback-Plattform konzentriert. Teambay Feedback Loop war also zu Beginn nur ein Feature und wurde erst im Entwicklungsprozess zum eigentlichen Hauptprodukt.

Was hast du in der Zeit am Founder Institute sonst Wichtiges lernen können?

Das Beste an dem Programm ist, dass es dir auf strukturierte Weise hilft, deine Geschäftsidee so schnell wie möglich zu validieren. Das Netzwerk ist fantastisch und du kannst durch das diversifizierte Umfeld, das aus Mentoren und Studenten auf der ganzen Welt besteht, ganz einfach Kontakte knüpfen. Hier will jeder, dass du Erfolg hast! Außerdem gibt es dir all die Ressourcen, die du brauchst um zu entscheiden, ob du eine Firma gründen und das Programm abschließen möchtest oder ob du das Programm lieber verlässt, weil du dir noch nicht sicher bist.

Auf der Website des Founder Institute heißt es, dass weniger als 40% das Programm bis zum Schluss durchziehen, in deiner Gruppe waren es sechs von 28. Woran hapert es denn bei den meisten?

Es gibt verschiedene Phasen während des Programms und jede birgt gewisse Hürden, die man bewältigen muss. Viele Teilnehmer kommen zu der Erkenntnis, dass sie es einfach nicht bis zum Abschluss schaffen können oder wollen und entscheiden sich, vorzeitig abzubrechen. Es gibt beispielsweise jede Woche Hausaufgaben, die um die 20 Stunden in Anspruch nehmen können. Wenn man damit nicht zurechtkommt, wird man aufgefordert, das Programm zu verlassen. Das ist der Grund, warum der Großteil der Teilnehmer an einem Zeitpunkt abbricht: Weil es für sie persönlich oder für die Art, wie sie ihre Firma aufbauen möchten, zu schnell geht.

Du gehörst zu der kleinen Gruppe der Absolventen und hast Teambay an den Start gebracht, eine Feedback-Plattform. Was genau steckt dahinter?

Mit Teambay wollen wir ein Service sein, der auf die Gefühle und Probleme der Mitarbeiter eingeht. Spannungen und Schwierigkeiten im Team sollen erkannt und gelöst werden, bevor sie zu echten Problemen werden. Teambay steht den Unternehmen hier als „Früherkenner“ und mit Strategien zur Problemlösung als Partner zur Seite.

Teambay ersetzt im Prinzip die traditionelle Mitarbeiterbefragung. Normalerweise handelt es sich dabei um komplexe Projekte, die traditionelle HR-Teams vielleicht einmal im Jahr durchführen und dabei meist mit Informationen überflutet werden.

Teambay Feedback Loop kombiniert die Kraft von Mitarbeiterbefragungen, die Einfachheit von anonymen Vorschlagboxen und die Einblicke von Beratungsservices. Wir erstellen eine nahtlose Lösung, die keine Instandhaltung erfordert. Außerdem bringen wir jede Woche neue Themen und versorgen unsere Kunden mit Benchmarking-Kennzahlen, die den Firmen die Chance eröffnen, zu reagieren und Schritt für Schritt problematische Themen anzugehen oder einfach ihre Erfolge mit dem Team zu teilen.

Eine Idee, die der Zeit entstammte, in denen du selbst in Startups angestellt warst?

So ist es. Während der letzten Jahre haben meine Mitgründer und ich in verschiedenen Startups gearbeitet und mit vielen HR-Managern gesprochen. Wir haben festgestellt, dass in vielen Unternehmen, besonders in schnell wachsenden Startups, die HR-Teams ihren ganzen Fokus aufs Recruiting legen und wenig auf die organisatorischen Probleme der Firma. Wenn ein Team allerdings innerhalb eines Jahres von fünf auf 100 Mitarbeiter anwächst, gibt es sehr viele Dinge, die schiefgehen können und nur wenig Zeit, sich damit zu beschäftigen.

Welche Startups nutzen euren Dienst beispielsweise?

Da wäre zu beispiel Barcoo. Die haben einen Bildschirm an der Rezeption ihres Büros, auf dem die Ergebnisse der Umfragen angezeigt werden. Ein Zeichen, dass die Firma offen für das Feedback des Teams ist und gewillt, sich stetig zu verbessern. Outfittery ist ebenfalls einer unserer Nutzer.

Aber für all unsere Kunden gilt: Den Teams sollen die bestmöglichen Arbeitsplätze geboten werden und ich wäre selbst gerne Teil von Barcoo oder Outfittery! Es ist unglaublich, wie viel Veränderung wir bereits erreichen konnten und das, obwohl wir noch im Beta-Modus sind. Das ist der einfache Grund, warum ich es liebe, für Teambay zu arbeiten!

Ahmad, vielen Dank für dieses Gespräch!

 

Foto: Ahmad Moalla