airbnb_testDie Präsentation vor einigen Wochen war gewohnt amerikanisch – „Wir wol­len Rei­sen das Ma­gi­sche wie­der­ge­ben“, erklärte Airbnb-Gründer Brian Ches­ky vollmundig. Mit sogenannten „Experiences“ und „Places“ erweitert das gehypte US-Startup sein Geschäftsmodell. 500 lokale Freizeitangebote in zwölf Städten, darunter Los Angeles, Havanna, Paris oder Seoul, kündigte Chesky im November an.

Doch was heißt das eigentlich? Diese Frage stellte ich mir als Airbnb-Nutzer. Denn in der Startup-Welt steckt bei vielen Buzzwords am Ende wenig dahinter. War es vielleicht nur ein hilfloser Versuch die Berichterstattung von den Streitigkeiten Airbnbs abzulenken? In mehreren Städten, darunter etwa New York und auch Berlin, wehren sich die Verwaltungen gegen kommerzielle Airbnb-Hosts, die den Wohnraum verknappen, weil ein „Sharing“ über die US-Plattform höhere Erträge verspricht als das langfristige Vermieten.

Mit diesen Gedanken im Hinterkopf öffnete ich in meinem Urlaub die Airbnb-App. Am Ende der zwei Wochen in Südkorea war mir klar, was Airbnb mit dem Angebot vorhat. Mit vier Punkten lässt sich erklären, wie mächtig das neue Angebot von Airbnb tatsächlich ist.

1. Kochkurse und Reiswein

Unter den Reisetouren befinden sich für Seoul Kurse zum Kochen, für koreanische Keramik oder ein Gemeinschaftslauf mit einem Reis-Wein zum Abschluss. In San Francisco können die Nutzer sich übrigens mit ehemaligen Gangmitgliedern unterhalten. Gerade über diese „Experiences“ wurde viel berichtet. Airbnb greift damit andere Tourenvermittler an – beispielsweise das deutsche Startup GetYourGuide, aber auch Platzhirsche wie Tripadvisor.

Noch ist die Auswahl für Seoul relativ klein – und die Touren sind relativ teuer, die meisten Preise liegen bei etwa 200 Dollar. Sollte sich das Angebot noch vergrößern und auch günstigere „Erlebnisse“ beinhalten, liegt der Vorteil auf der Hand: Ich muss nach dem Buchen meiner Unterkunft nicht mehr die Plattform wechseln, Zahlungsdetails sind in der App vorhanden, das Bewertungssystem ist bekannt.

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2. App statt Lonely Planet

Noch spannender als die Airbnb-Touren sind für mich die Angebote in der Kategorie Places. Ich brauche keinen Reiseführer von Lonely Planet mehr, auch die mühsame Suche in den zahlreichen Reiseblogs fällt weg. Für Seoul sind unter den kuratierten Reisetipps etwa traditionelle Märkte, Selfie-Spots oder die besten Kaffee-Läden. In den Beschreibungen befinden sich bereits Insidertipps und eine Karte, wie ich dort hinkomme. Die Places sind so liebevoll zusammengestellt, dass sie einen Reiseführer komplett ersetzen können.

3. Die Timeline ist das Tagebuch

Auf den ersten Blick sieht die Timeline aus, wie eine Spielerei. Doch in der Timeline lassen sich die Tage während der Reise planen. Sie fasst momentan zusammen, wann ich welche Unterkunft gemietet habe. Wenn ich Touren und andere Aktivitäten über Airbnb buche, kann ich auf diese Weise meine Tage – und meine komplette Reise – planen. Gerade bei häufigen Ortswechseln ist diese Funktion für mich hilfreich, um nicht den Überblick zu verlieren.

4. Der Bot hilft bei der Reiseplanung

Auch der Chat innerhalb der App hat seine Funktionen stark erweitert. Die Abstimmung mit den Gastgebern läuft komplett über die Chats ab. Ein Bot schickt mir automatisch die Adresse zur neuen Unterkunft – auf Englisch und Koreanisch – und die Hausregeln für die neue Airbnb-Wohnung.

Sobald ich die Touren über Airbnb buche, funktioniert mein kompletter Nachrichten-Austausch über den Chat – und ich brauche nicht mehr auf meine Mails zuzugreifen. Die App zeigt mir meinen nächsten Schritt auf.

Fazit: Nur das Zugticket fehlt noch

Was der Airbnb-App noch fehlt, sind vor allem die Mobilitätsdienste. Zwar finden sich bereits Flüge im Angebot, sobald die App mehr Fahrten von Zügen und Bussen in die App integriert, kann ich über eine Oberfläche meine komplette Reise abbilden und organisieren. Gerade in Ländern wie Südkorea funktioniert das schon gut, weil es fast überall freies Internet gibt. Eine App für die Reiseorganisation, das hört sich erstmal nicht unglaublich an. Doch für mich hat es einen wichtigen Vorteil: Der ganze nervige „Papierkram“ rückt in den Hintergrund – und mir bleibt mehr Zeit für den Reis-Wein.

Bild: Gründerszene/Georg Räth