Wie bitte? Ernsthaft? Eine Milliarde Dollar für ein Foto-Startup mit 13 Mitarbeitern? So oder ähnlich sahen die Reaktionen aus, als Facebook vor drei Jahren die Übernahme des Foto-Netzwerkes Instagram bekannt gab. Die Tech-Welt war baff, viele Beobachter hielten den Kaufpreis für völlig überzogen.

Heute ist klar: Die Übernahme von Instagram war einer der genialen Schachzüge von CEO Mark Zuckerberg. Das zeigen alleine die Nutzerzahlen der Foto-App: 2011, also ein Jahr nach der Gründung im Jahr 2010, hatte Instagram bereits zehn Millionen aktive Nutzer, kurz nach der Übernahme durch Facebook im Juli 2012 waren es schon 80 Millionen. Und in den letzten drei Jahren explodierte das Foto-Netzwerk förmlich: Heute hat es mehr es als 300 Millionen Nutzer. Wie Instagram stolz verkündet, wurden über die App bisher mehr als 30 Milliarden Bilder hochgeladen. Täglich kommen 70 Millionen neue Fotos hinzu, die zusammen rund 2,5 Milliarden Likes einsammeln.

Diese Zahlen sind beeindruckend – und dabei scheint Instagram jetzt gerade erst erwachsen zu werden. Neben den bekannten Food- und Modebloggern, von denen schon einige durch Instagram berühmt wurden, rüsten nun auch internationale Modelabels, offenherzige Celebrities, Magazine und Zeitungen auf. Denn: Wer nicht dabei ist, gilt als uncool. Wer keine Bilder hochlädt, hat offenbar nichts zu zeigen.

Doch gerade in Europa, wo die Nutzerzahlen noch unter denen des US-Marktes liegen, wurde Instagram lange Zeit als Teenie-Trend wie Snapchat belächelt. Luxusmarken wie Chanel oder Louis Vuitton haben erst vor wenigen Monaten verstanden, dass sie ihr Image über die Foto-App aufpolieren können. Einige US-Marken erkannten die Chancen hingegen früh. Das US-Sportlabel Nike lud beispielsweise das erste Instagram-Foto im Dezember 2011 hoch und sammelte damit fast 5.000 Likes ein. Heute bekommen die Posts häufig mehr als 300.000 Likes und werden 12.000 mal kommentiert.

Der Aufwand hat sich gelohnt: Wie die Statistikseite SocialBlade zeigt, ist Nike mit über 14 Millionen Followern mittlerweile die Marke mit den meisten Followern auf Instagram. 728 Bilder – die meisten von durchtrainierten Männern und Frauen in stylisher Sportkleidung – hat Nike mittlerweile hochgeladen. Auch Zeichnungen von neu entwickelten Nike-Schuhen oder Videos von aufwendiger Presseevents finden sich im Stream.

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Ähnlich beliebt bei den Nutzern ist der Account des Dessouslabels Victoria’s Secret: Schaut man sich die Bilder an, auf denen sich Topmodels sehr offenherzig in Unterwäsche am Strand oder auf einem Bett räkeln, ist es allerdings keine Überraschung, dass 13,8 Millionen Nutzer dem Account folgen – und Victoria’s Secret für viele Posts 200.000 Likes und tausende Kommentare sammelt. Sexy sells – auch auf Instagram.

That bikini life. Let’s never stop living it. #OwnTheBeach

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Doch wie viel Geld verdienen Nike oder Victoria’s Secret nun tatsächlich über Instagram? Das lässt sich nicht so einfach sagen. Schließlich können die Marken auf Instagram keine Links zu ihrem Shop posten, um zu verfolgen, wie viele Kunden tatsächlich über Instagram zum Einkaufen kommen. Und das ist für viele Marken bisher das ausschlaggebende Argument, um Instagram zu vernachlässigen.

Dabei zeigen aktuelle Studien recht deutlich, dass Instagram für den Aufbau einer Marke sehr wertvoll sein kann. Der Social-Media-Analytics-Anbieter Quintly hat beispielsweise kürzlich ermittelt, dass Fans auf Instagram deutlich aktiver sind als auf Facebook oder Twitter. So sei die Interaktionsrate bei Instagram sieben Mal so hoch wie bei Facebook und beinahe zwanzig Mal so hoch wie bei Twitter.

Aber was bringt Instagram den Unternehmen, wenn sich dort nur Teenager tummeln, die zwar viel Zeit, aber kein Geld haben? Tatsächlich sind die Instagram-Nutzer im Schnitt zwischen 16 und 24 Jahre alt, allerdings sollen besonders im Kernmarkt USA vor allem reiche Jugendliche Instagram nutzen, wie eine Studie zeigt, die vergangene Woche für Furore sorge. Auch der US-Think Tank T2 hat ermittelt, dass 16 Prozent der Instagram-Nutzer über ein Haushaltseinkommen von mehr als 75.000 Dollar im Jahr verfügen. Hier tummelt sich also eine durchaus attraktive Zielgruppe, wenn man den Studien glaubt.

Just my birthday. by adwarren

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Instagram kann also auch für Startups interessant sein. Hier lernen junge Leute, was cool und angesagt ist und was nicht. Für junge Unternehmen mit schönen Produkten ist Instagram ein wichtiger Kanal, um das Image aufzuwerten und ihre Marke bei den Käufern von morgen bekannt zu machen. Testen schadet nicht. Wir von Gründerszene sind seit einigen Wochen auch deutlich aktiver geworden. Denn wie Facebook, Twitter oder Snapchat gezeigt haben, ist nach dem Vorbild der USA auch in Europa ein deutliches Wachstum an Nutzern wahrscheinlich. Die Marken, die jetzt schon eine große Fangemeinde aufbauen, sind also klar im Vorteil in der bunten, schönen Welt auf Instagram.

In den nächsten Tagen könnt ihr auf Gründerszene mehr Artikel über Instagram lesen. Morgen: Wie ich lernte, Instagram zu lieben. Ein Erfahrungsbericht von Frank (51). 


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Bild: Hannah Loeffler / Gründerszene