Die Halb-Italiener Dominik und Marie-Janet Calzone bei der Entstehung ihres Image-Films zur Crowdfunding-Kampagne

Das Rauschen des Meeres weckt die Gäste von Sebastiano, auf seinem Balkon können die Urlauber einen ersten italienischen Kaffee trinken, bevor es zu einer gemeinsamen Entdeckungstour über die Insel Sardinien geht – auf dem Fahrrad oder einem kleinen Esel.

Angebote wie die von Sebastiano, abseits des Massentourismus, wollen die Gründer-Geschwister Marie-Janet und Dominik Calzone auf ihrer Reiseplattform Amavido bieten. Die Gastgeber sind Privatpersonen, die ihren Gästen Land und Kultur näher bringen sollen. Eine Mischung aus Airbnb und Couchsourfing.

Das Team von Amavido macht sich gerade auf die Suche nach potentiellen Gastgebern in dörflichen Regionen Italiens und will sie von ihrem Konzept überzeugen. Zur Auswahl möglicher Gastgeber arbeitet das Startup mit Kulturverbänden und Vereinen für Nachhaltigkeits-Themen in Italien zusammen.

Eine Auswahl der Angebote auf der Webseite: Dorf, Unterkunft und Gastgeber werden vorgestellt (Bild: Screenshot)

Denn langfristig sollen durch das Konzept verlassene Häuser wiederinstandgesetzt und zu Gasthäusern umfunktioniert werden. Außerdem will das Startup Landwirtschaft und regionale Produkte durch Workshops fördern, etwa in der Käseherstellung oder der Keramik-Manufaktur, die Amavido anbietet. Darin unterscheidet sich der Anbieter deutlich von Airbnb.

Marie-Janet Calzone, Mitgründerin von Amavido, spricht über ihre Vision: „Generell geht es viel um Vernetzung, nicht alles wollen und können wir selber machen. Wir wollen aber eine Plattform werden, auf der sich die Gastgeber untereinander austauschen und dadurch gegenseitig unterstützen können.“ Gegründet hat sie das Startup zusammen mit ihrem Bruder Dominik. Die beiden sind selbst Halb-Italiener und haben Familie im ländlichen Kalabrien.

Da die Plattform sich momentan aber noch in den Anfängen befindet, setzen die Gründer auf Gastgeber, die ihre Gäste schon jetzt beherbergen können – ohne großen Um- und Ausbau des eigenen Zuhauses oder leerstehender Immobilien. Generell gilt: Die Gäste sollen sich wie ein Familienmitglied fühlen und während ihres Aufenthalts am italienischen Dorf-Alltag teilnehmen können. Amavido will die Gastgeber dabei unterstützen, ihre Gäste von den regionalen Besonderheiten italienischer Kultur zu begeistern.

Die Seite ist seit Kurzem auf Italienisch und Deutsch verfügbar und hat einen Live-Chat implementiert. Insgesamt hat das Team nach eigenen Angaben bereits über 20 Gastgeber in ganz Italien gewonnen. Momentan sind davon erst elf Unterkünfte auf der Webseite buchbar. Bislang hat das Startup erst wenige Gäste nach Italien gebracht. Eine Crowdfunding-Kampagne soll die Plattform nun bekannter machen.

Langfristig will sich das Startup über Provisionen finanzieren, 20 Prozent der Buchungskosten bleiben dann bei Amavido. Die Gastgeber bestimmen ihre Preise selbst. Die Angebote auf der Seite bewegen sich in einem Spektrum von 20 bis 60 Euro pro Person und Nacht. Preise für Workshops gibt es bislang nur auf Nachfrage. Das Angebot richtet sich vorwiegend an Menschen, denen nachhaltiges Reisen wichtig ist und die dafür gerne Geld ausgeben.

Momentan haben die Gründer eigenes Geld in das Unternehmen gesteckt. Weiteres Geld wird jetzt auf Startnext Geld gesammelt. Das Fundingziel liegt bei 40.000 Euro. Mit den Einnahmen aus dem Crowdfunding will das Team Mitarbeiter, die bisher nur nebenher für die Plattform arbeiten, fest anstellen und ein Büro in Berlin anmieten. Denn das deutsch-italienische Team wächst seit der Gründung vor einem Jahr stetig. Derzeit zählt es neben den vier Initiatoren Markus Meixner, Dominik und Marie-Janet Calzone und Lucia Tomassini drei weitere Mitarbeiter und vier Praktikantinnen.

Langfristig kann sich das Team vorstellen, das Netzwerk auf andere Ländern auszuweiten. Griechenland stände dann beispielsweise auf der Liste.

Bild: Amavido