Swipen für das richtige Outfit: die Amaze-Gründer Ann-Kathrin Grebner und Michael Ardelt

Mobiles Mode-Shopping soll endlich Spaß machen – und inspirieren. So erklärt Amaze-CEO Michael Ardelt das, was das Unternehmen mit seiner Smartphone-App erreichen will. Die etwas griffigere Beschreibung „ein Tinder für Outfits“ gefällt ihm nicht. Ganz falsch ist sie aber nicht: Die App präsentiert der weiblichen Zielgruppe Kleidungs-Kombos, per Swipe lässt sich dann festlegen, ob sie gefallen oder nicht. Was keine Zustimmung findet, bekommt die Nutzerin nicht wieder zu sehen. Im Hintergrund werkelt ein Algorithmus, der den Geschmack der Nutzerin erlernen soll.

Um sich gegen Wettbewerber, zu denen er Apps wie Stylect oder Plattformen wie Stylight zählt, zu positionieren, preist Ardelt neben dem Fokus auf Smartphones auch das Amaze-Netzwerk aus mehr als 300 Modebloggern an. Darunter seien auch bekannte Szene-Namen wie Nike van Dinther oder Sarah Gottschalk. „Die Blogger können eigene Outfits in das System hochladen. Diese können direkt in der App ,nachgeshoppt’ werden ohne auf Drittseiten verweisen zu müssen“, so der Amaze-CEO. Aber auch ein eigenes Team soll die Kleidungsstücke für den passenden Look kombinieren. Verfügbar ist die App zunächst auf Apple-Mobilgeräten. Und obwohl der offizielle Start gerade einmal vier Wochen zurück liegt, haben Ardelt und sein Team bereits einen Glückstreffer gelandet: Der iPhone-Hersteller empfahl die App in der Rubrik „Die besten neuen Apps“. 20.000 Downloads später verweist das Berliner Unternehmen auf drei Millionen Swipes.

Gestartet ist Amaze mit einem namhaften Exklusiv-Partner: Zalando. „Uns war es wichtig, einen guten Checkout-Prozess bieten zu können. Und das geht zumindest derzeit wesentlich besser, wenn man einen einzelnen Partner einbindet“, erklärt Ardelt. Die Logik: Mit meheren Partnern müsse man auch einzelne Teile bei unterschiedlichen Anbietern auswählen können. Entsprechend komplex werde der tatsächliche Kaufabschluss in der App.

„Wenn der Bezahlprozess nicht mobil optimiert ist, können die Abbruchraten laut Studien bis zu 90 Prozent betragen“, sagt Ardelt. „Das wollen wir besser machen.“ Sprich: einfacher. Und daher der Fokus auf Zalando, was in der App auch transparent gemacht wird. Als Software-Dienstleister will Ardelt die App dabei nicht verstanden wissen. „Wir sehen uns als Lifestyle-Space“, betont er.

Ob auch weitere Mode-Partner wie etwa Asos denkbar wären? „Möglich ja, interessanter sind andere Verticals“, so der Gründer und CEO. Man muss nicht wild spekulieren, um den Bereich Home&Living recht weit oben auf der Liste zu vermuten. Nicht zuletzt die höheren Warenkörbe dürften dabei interessant sein, denn Amaze will über Provisionen Geld verdienen. Welche Bereiche er konkret im Sinn hat und wann es damit losgehen soll, will der Amaze-Chef aber nicht verraten.

Gegründet wurde das Berliner Startup Ende 2014 von Michael Ardelt, Ann-Kathrin Grebner und Michael Dürgner. Heute beschäftigt Amaze 12 Mitarbeiter. Das erste Kapital kam von United-Domains-Gründer Florian Huber, als früher Investor ist auch Filip Dames mit an Bord, Managing Partner beim Berliner Szene-VC Cherry Ventures.

Nun vermeldet Amaze eine erste Finanzierungsrunde: Unter anderen beteiligen sich Kaufda-Gründer Tim Marbach sowie Jeannette zu Fürstenberg am Unternehmen. Aus Unternehmenskreisen ist zu hören, dass es sich um eine Summe ein Stück oberhalb einer halben Million Euro handeln soll. Mit dem frischen Geld haben Ardelt und sein Team eine Menge vor. Zum einen soll bald auch die App für Android-Geräte nachgereicht werden. Aber auch neue Märkte will Amaze angehen. Auf dem Rücken der Zalando-Infrastruktur „wollen wir noch 2015 in mehreren europäischen Ländern starten“, so Ardelt. Und sozialer und durch Push-Nachrichten etwas aufdringlicher soll die App werden, beides um die Kunden enger zu binden.

Suggeriert die Nähe zu Zalando auch, dass Ardelt von einem Exit an den Moderiesen träumt? Der Gründer wiegelt ab: „Das ist nicht das Ziel – wir wollen eine große, coole ,Mobile Number’ aufbauen.“ Gleichzeitig gibt er aber auch zu: Bei einem guten Angebot müsse man natürlich über alles nachdenken.


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Bild: Amaze