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In den vergangenen Tagen bewiesen die größten US-Techkonzerne einmal mehr, wie sehr sie ihre Branche dominieren. Die jüngsten Quartalszahlen zeigen: Apple, Google, Microsoft, Facebook und Amazon sind in ihren Marktsegmenten uneinholbar Marktführer. Doch wie groß sind die Konzerne inzwischen wirklich?

Ein Vergleich mit den Leistungen ganzer Volkswirtschaften zeigt, welche Dimensionen sie erreicht haben: Der addierte Quartalsumsatz der fünf Firmen beträgt 122,1 Milliarden US-Dollar. Das ist mehr als die Quartalswirtschaftsleistung von Polen oder Belgien und nur knapp weniger als die von Schweden, dem asiatischen Tech-Mekka Taiwan oder dem bevölkerungsreichsten Staat Afrikas, Nigeria.

Apples Quartalsgewinn allein würde ausreichen, um das griechische Staatsdefizit im Krisenjahr 2014 von gut sechs Milliarden Euro auszugleichen. Gemeinsam könnten die Firmen mit ihren Gewinnen nach Steuern von 18 Milliarden die Quartals-Neuverschuldung der Euro-Krisenstaaten Griechenland, Spaniens und Portugal problemlos schultern.

9.000 neue Mitarbeiter eingestellt

Kann dieser Erfolg Bestand haben? Was treibt den Boom der Tech-Riesen? Der Blick auf die einzelnen Firmen beweist eine Gemeinsamkeit: Alle verbindet die Bereitschaft, sich immer wieder neu zu erfinden, um den Vorsprung im schnelllebigen Tech-Markt zu halten:

Die Quartalszahlen von Googles Mutterholding Alphabet zeigen vor allem, wie dominant der Konzern mittlerweile im Werbegeschäft ist: Google und Facebook können im Heimatmarkt USA aktuell 85 Prozent aller Werbeumsätze, die neu für Internetwerbung investiert werden, für sich reklamieren, global sind es 75 Prozent.

20,2 Milliarden Dollar nahm Google im vergangenen Quartal ein, 17,5 Milliarden davon mit Online-Werbung. Zwar muss der Konzern einen Gutteil davon an Partner-Webseiten weitergeben – doch am Ende bleibt ein Gewinn von 4,2 Milliarden Dollar. Die Umsatz-Rendite fällt auch deswegen niedriger als beim Konkurrenten Facebook aus, da Google aktuell massiv in den Versuch investiert, sich mittelfristig vom sehr konjunkturabhängigen Werbegeschäft zu emanzipieren.

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Allein in den vergangenen zwölf Monaten stellte der Konzern 9.000 neue Mitarbeiter ein, mittlerweile arbeiten 66.000 Menschen für Google. Die Investitionen in Geschäftsbereiche wie eigene Hardware-Entwicklung, künstliche Intelligenz, das Betriebssystem Android oder das Cloud-Geschäft zahlen sich aus: Zehn Prozent der Umsätze, oder gut zwei Milliarden Dollar, stammen inzwischen nicht aus dem Werbegeschäft – ein Drittel mehr als im Vorjahresquartal.

Dass Facebook eine Umsatz-Spitzenleistung nach der anderen veröffentlicht, sind die Investoren inzwischen gewöhnt, und Facebook-Chef Mark Zuckerberg enttäuschte sie nicht: Aus Quartals-Einnahmen von 6,43 Milliarden US-Dollar konnte sein Konzern knapp über zwei Milliarden Dollar Gewinn nach Steuern generieren.

Für den Kurssprung nach Bekanntgabe der Zahlen sorgte jedoch eine zweite Zahl: Die Werbe-Einnahmen pro Nutzer stiegen von 2,8 auf 3,8 Dollar pro Quartal. Facebook hat mittlerweile über 1,7 Milliarden aktive Nutzer, der Konzern hat insbesondere in den lukrativen Industriestaaten die Grenzen des Nutzerwachstums erreicht.

Bitte wenden – Facebook übertraf das Weihnachtsgeschäft

Artikelbild: Gettyimages /Kena Betancur

UNITED KINGDOM - DECEMBER 12:  The Apple store in Regent's Street, London, UK  (Photo by Tim Graham/Getty Images)

Facebook übertraf das Weihnachtsgeschäft

Umso wichtiger ist, dass Zuckerberg beweist, dass er immer besser darin wird, mit seinen Nutzern Geld zu verdienen. Die Zahlen sind insbesondere bemerkenswert, als der Sommer normalerweise in der Werbebranche eher umsatzschwach ausfällt – dennoch konnte Facebook sogar das vergangene Weihnachtsgeschäft übertreffen. Das Umsatzwachstum verdankt der Konzern zwei Trends: Zum einen investieren Werbekunden immer mehr Geld ins Mobilgeschäft, zum anderen setzen sie auf Video-Werbeclips. In beiden Bereichen zahlen sich die Investitionen aus, die Facebook in den vergangenen Jahren getätigt hat.

Der Online-Handels-Riese Amazon veröffentlicht zum dritten Mal in Folge einen Rekordgewinn für das Quartal: Aus einem Umsatz von 30,4 Milliarden Dollar generierte der Konzern 857 Millionen Dollar Gewinn nach Steuern und Abschreibungen. Die Umsatzrendite von 2,8 Prozent mag für einen Tech-Konzern niedrig erscheinen.

Doch für Amazons Investoren wirken diese Zahlen wie ein Leuchtfeuer der Hoffnung – hatte Amazon-Gründer Jeff Bezos sich doch zuvor jahrelang alle Mühe gegeben, auch noch den letzten Dollar Überschuss schnell wieder zu reinvestieren. Anscheinend hat Bezos auf das Flehen seiner Aktionäre gehört, der Konzern veröffentlichte inzwischen fünf Mal hintereinander einen Quartalsgewinn.

Bezos‘ aggressive Investmentstrategie zahlt sich insbesondere für eine Konzerntochter aus, die er ursprünglich nur als Nebenbei-Geschäft zum Vermieten überschüssiger Server-Kapazitäten gestartet hatte: Der Cloud-Computing-Dienst Amazon Web Services (AWS) nahm im vergangenen Quartal 2,8 Milliarden Dollar ein, verdiente damit 718 Millionen Dollar vor Steuern.

Schon vor zwei Jahren hatte Werner Vogels, Amazons Chief Technology Officer, angekündigt, dass AWS bald bedeutender für den Konzern werden könnte als das Kerngeschäft des Online-Handels – dieser Punkt ist aus Sicht der Investoren beinahe erreicht. Der Erfolg zahlt sich auch für Bezos persönlich aus: Nach Bekanntgabe der Zahlen stieg die Amazon-Aktie deutlich an. Bezos, dem aktuell 18 Prozent aller Anteile am Konzern gehören, macht dieser Kursanstieg zum drittreichsten Mann der Welt.

Microsoft beweist mit den jüngsten Quartalszahlen, dass der Konzern sich vom alten Geschäftsmodell Software-Verkauf endgültig emanzipiert hat. Seitdem Satya Nadella im Jahr 2014 den Chefsessel in Redmond übernommen hat, setzt der gebürtige Inder voll darauf, den Konzern zum führenden Cloud-Services-Anbieter umzubauen.

Das zahlt sich aus: Microsoft weist im vergangenen Quartal über 12,1 Milliarden Dollar Umsatz für das Geschäft mit Miet-Software und Miet-Servern sowie verwandten Services aus – gut vier Milliarden Dollar mehr als im Vorjahresquartal.

Seit 2013 legte Aktie um 65 Prozent zu

Damit kommt deutlich mehr als die Hälfte des Gesamt-Quartalsumsatzes von 22,64 Milliarden Dollar aus der Cloud. Im Vorjahr hatten die Abschreibungen aus dem Umbau des Konzerns noch die Quartalszahlen bestimmt, Microsoft hatte einen Verlust von 3,2 Milliarden ausgewiesen. Nun kann Nadella 3,1 Milliarden Dollar Gewinn für sich verbuchen.

Insbesondere der Erfolg der Miet-Software Office 365 sowie von Microsofts Cloud-Dienst Azure haben zu dieser Trendwende beigetragen. Microsofts Trendwende beweist, wie sehr die Vision und der Wille zum Umbau des Mannes an der Spitze den Erfolg eines Gesamtkonzerns beeinflussen kann: Seitdem Nadellas Vorgänger Steve Ballmer 2013 seinen Rücktritt ankündigte, legte die Microsoft-Aktie um 65 Prozent zu.

Vor Bekanntgabe der Quartalszahlen musste Apple ein Konzert von Unkenrufen seiner Investoren und Analysten ertragen: Der Konzern leidet aktuell als einziger Tech-Konzern in der Liste der großen fünf unter Umsatz-Rückgängen: 42 Milliarden Dollar nahm der Konzern im vergangenen Quartal ein, im Vorjahr waren es noch über 50 Milliarden.

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Die Zahlen zeigen, wie sehr der Konzern vom Markterfolg seines iPhones abhängig ist – zwar übertraf Apple seine eigenen pessimistischen Prognosen für das Quartal, doch von den Rekordzahlen der Vorjahre ist Apple weit entfernt. Das liegt auch daran, dass viele Kunden aktuell auf die nächste iPhone-Generation warten und ihre Ersatz-Anschaffungen verzögern.

Doch insbesondere im für den Konzern so wichtigen asiatischen Markt ist die Konkurrenz erstarkt: In China konnten Konkurrenten wie Huawei und Samsung dem iPhone Marktanteile abjagen. Erstmals seit Jahren konnte Samsung wieder mehr Quartals-Umsatz als Apple ausweisen. Frühestens ab Oktober dürfte das kommende iPhone 7 den Umsatz-Trend umkehren. Doch das ändert nichts daran, dass Apple seine Rolle als profitabelster Tech-Konzern der Welt mit Abstand halten kann: 7,8 Milliarden Dollar Gewinn stehen für sich.

Dieser Text erschien zuerst in der Welt.

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