Die Auctionata-Gründer Georg Untersalmberger, Susanne und Alexander Zacke (von links)

Fast 100 Millionen Euro sind in die Berliner Auktionsplattform Auctionata bislang geflossen, das Unternehmen feiert sich für gute Geschäftszahlen, im laufenden Jahr soll sogar ein Börsengang denkbar sein. Auf den ersten Blick scheint das von Alexander Zacke gegründete und geführte Unternehmen also eine echte Erfolgsgeschichte zu sein.

Doch hinter den Kulissen soll sich die Unternehmensführung massive Verstöße geleistet haben. Das geht aus einem Bericht des Wirtschaftsprüfungsunternehmens KPMG hervor, aus dem die Wirtschaftswoche zitiert. Demnach könnten Vorstände bei Auctionata „vergleichsweise frei und ohne maßgebliche Kontrolle agieren“.

Besonders Firmenchef Alexander Zacke und seine Frau Susanne, die Auctionata mitgegründet hat und mittlerweile aus der Unternehmensführung ausgeschieden ist, stehen den Angaben zufolge im Zentrum der Verstöße. Sie sollen unter eigenem Namen, aber auch unter Pseudonymen, auf der eigenen Plattform mitgeboten haben – nach der Gewerbeordnung für Auktionshäuser ist das nicht gestattet. Zwischen den Zeilen steht der Vorwurf: So könnte versucht worden sein, die Preise nach oben zu treiben. Im schlimmsten Fall könnte dem Unternehmen deswegen sogar der Entzug der Gewerbeerlaubnis drohen, wird KPMG zitiert.

Tatsächlich habe es am Anfang auch Fehler gegeben, gibt Auctionata in einer offiziellen Stellungnahme zu (PDF). Und wiegelt dann ab: Die hätten aber alle in der Vergangenheit gelegen – und schließlich seien Fehler bei Startups ja ganz normal. Seit dem Bericht, den Auctionata 2014 selbst in Auftrag gegeben hatte, arbeite man systematisch an Verbesserungen. „Uns war früh klar, dass es angesichts des raschen Wachstums von Auctionata nicht bei den Abläufen eines Startups bleiben kann. Deshalb haben wir als Vorstand einen Compliance-Report in Auftrag gegeben. Wo Prozesse nicht gut liefen, haben wir dies konsequent geändert,“ lässt sich Firmenchef Zacke zitieren. Und: „Natürlich haben wir anfangs Fehler gemacht, aber dies ist bei einem Startup vollkommen natürlich. Es wäre eher erstaunlich, wenn dies nicht der Fall gewesen wäre.“

Währenddessen gehen die Vorwürfe weiter. Dem Bericht zufolge hatten die Zackes 2013 und 2014 fast 600 Objekte mit mehr als 500.000 Euro Schätzwert selbst zur Versteigerung eingeliefert – und das Unternehmen habe ganz erhebliche Vorschüsse gezahlt. Alles nachträglich vom Aufsichtsrat genehmigt, sagt Auctionata. Und auch Zweifel an der Werthaltigkeit der Objekte lässt das Unternehmen nicht gelten, alles sei geprüft und für einwandfrei befunden worden.

Aber auch über den von der Wirtschaftswoche zitierten Bericht hinaus gibt es offene Fragen. Etwa nach dem Geschäftsbericht für das Jahr 2014, der bislang nicht im Unternehmensregister veröffentlicht wurde. Alles, was man bei Auctionata auf Nachfrage von Gründerszene für das Jahr 2014 vorlegen kann, ist eine Pressemitteilung, die auf imposante Umsatzsteigerungen verweist.

Eine weitere Auffälligkeit: Der gerade erst neu berufene Finanzvorstand Alexander Koch, der von Zalando kam und das Unternehmen offenbar an die Börse bringen sollte, hat das Unternehmen bereits nach kurzer Zeit wieder verlassen. Gründe dafür konnte eine Sprecherin auf Nachfrage nicht nennen. Dass es bei der Auktionsplattform IPO-Pläne gibt, hatte Earlybird-Partner Christian Nagel, einer der Hauptinvestoren und Vorsitzender des Auctionata-Aufsichtsrats, Anfang dieses Jahres gegenüber der F.A.Z. durchblicken lassen. Offiziell hat sich Auctionata noch nicht zu einem möglichen Börsengang geäußert.

Bild: Auctionata