Gründer Norman Vogel und sein Schweizer Sennenhund Nero

Gesundes Essen liegt im Trend – auch in den Fressnäpfen der Haustiere. Barf nennt man Futter, das aus rohem Fleisch besteht. Norman Vogel hat diesen Trend erkannt und den Online-Shop Barfer’s Wellfood aufgebaut. Tiefgefroren lassen sich dort Fleisch und Innereien für das Haustier einkaufen. Ein Rinderherz kostet beispielsweise 3,70 Euro. Die ursprüngliche Ernährung – wie im Wolfsrudel – soll die Tiere agiler machen.

Norman Vogel hat Barfer’s Wellfood vor fünf Jahren in Berlin gestartet. Mehr als zwei Drittel des Tierfutters verkauft der Unternehmer über das Internet. Das Startup hat im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben einen Umsatz von zwei Millionen Euro gemacht – und arbeitet profitabel. Mittlerweile beschäftigt Barfer’s Wellfood 18 Mitarbeiter. Vogel hat das Unternehmen eigenfinanziert aufgebaut – und erzählt im Interview, wie er darauf gekommen ist.

Norman, was steckt hinter dem sogenannten Barf-Fleisch?

Den Ausgangspunkt bildet die Ernährung von wildlebenden, fleischfressenden Tieren. Die wichtigsten Bestandteile sind Fleisch, Knochen und Innereien. Hinzu kommen geringe Mengen Obst und Gemüse, die den Mageninhalt kleinerer Beutetiere nachbilden sollen. Wie auch bei der Nahrungsaufnahme in der freien Natur werden alle Bestandteile roh gefüttert. In Deutschland hat sich die Langform „biologisch artgerechte Rohfütterung“ als Bezeichnung durchgesetzt. Die Tiere sind dadurch aufgeweckter, agiler und wirken sehr gesund.

Warum ist das gerade im Trend?

Die Deutschen betrachten ihre Haustiere als Familienmitglieder – das betrifft insbesondere Hunde und Katzen. Häufig spielt auch das eigene Ernährungsbewusstsein eine Rolle. Wer sich bewusst und gesund ernährt, will das auch für sein Tier. Denn: Um Hunde und Katzen zu ernähren, gibt es nur drei Möglichkeiten: Dose, Trockenfutter oder Barf.

Wie funktioniert der Handel des rohen Fleischs über das Internet?

Wir frieren die Produkte lange ein – und verschicken sie in Kühlboxen. Im Zweifel kann ein Paket drei Tage lang in der Post sein, ohne dass das Fleisch verdirbt. Allein für Produktion und Zwischenlagerung haben wir Hunderte Quadratmeter Tiefkühlflächen geschaffen. Der Absatz im Netz wächst überproportional. Gegenwärtig beträgt der Umsatzanteil der Online-Verkäufe bei uns etwa 70 Prozent. Außerdem haben wir ein paar Läden.

Es heißt immer, die Nachfrage nach Tiernahrung sei konjunkturunabhängig. Ist das bei euren Produkten auch der Fall?

Ich habe Barfer’s Wellfood vor fünf Jahren gegründet. Da waren wir mitten in der europäischen Wirtschafts- und Finanzkrise. In dieser Zeit gab es in Deutschland einen wirtschaftlich gegenläufigen Trend zum Rest Europas, deshalb habe ich keine negativen Konjunkturerfahrungen. Ich glaube, die Nachfrage steigt vor allem, weil sich die Menschen mit ihren Tieren insgesamt gesünder ernähren wollen.

Ihr betreibt eine eigene Fleischerei. Wie unterscheidet die sich von einem herkömmlichen Fleischer?

Es gibt fast keine Unterschiede – nur noch im Detail. Die Produktion wird durch ähnliche Maschinen und Anlagen unter strengen hygienischen Standards durchgeführt. Die gesetzlichen Auflagen sind fast ähnlich hoch.

Können auch Menschen das Fleisch essen?

Rein theoretisch könnte man das. Wir denken, dass einige Kunden ihren Bedarf an Gulasch bei uns decken (lacht). Aber natürlich dürfen wir das so nicht verkaufen, wir sind Tiernahrungshersteller, also gibt es bei Tiernahrung zu kaufen.

Der Company Builder Project A hat kürzlich in das Tierfutter-Startup Pets Deli investiert. Was macht ihr anders als Konkurrenten?

Der wichtigste Unterschied ist: Wir produzieren selbst. Mit unserer Produktlinie Barfer’s Daily bieten wir preislich außerdem eine echte Konkurrenz zur Dose aus dem Supermarkt.

Die Kette Fressnapf setzt mittlerweile auch auf den Online-Handel. Ist das kein starker Wettbewerber?

Als Barf-Spezialist sehen wir uns bei diesem Thema klar im Vorteil gegenüber Universal-Zoofachhandlungen – unabhängig davon, ob sie online oder offline anbieten. Wir können sehr viel besser beraten, denn wir beschäftigen uns mit nichts anderem als mit dem Barfen. Diese Fokussierung honorieren unsere Kunden.

Wie bist du darauf gekommen, einen Barf-Shop aufzumachen?

Hunde begleiten mich das ganze Leben. Meine Eltern hatten eine Dackelzucht und haben dort schon Rohfleisch verfüttert. Damals gab es den Begriff Barf noch gar nicht. Aber es war ganz normal, unseren Dackeln frisches Fleisch zu geben. Ausschlaggebend für die Gründung waren schließlich die Liebe zu meinem Hund Nero, einem großen Schweizer Sennenhund, und mein Unternehmer-Gen.

Bild: Barfers Wellfood