berlinstartupleaks

Es gibt viele Wege, sich über Startups lustig zu machen. Die Klischees sind einfach zu verlockend: Trendige Millennials, die das ganze Wochenende über Party machen, nachdem sie unter der Woche hart am Tischkicker gearbeitet haben. MacBooks und Hoodies. Moderne und schlichte Büroräume, in denen eine kunterbunte Farbpalette aus schwarz, grau und weiß dominiert.

Es überrascht also wenig, wenn nun jemand mit einer Startup-Comedy-Serie aus diesen Stereotypen Kapital schlagen will. Die Show heißt „Berlin Startup Leaks“, ihr Schöpfer ist Christoph Sollich, der auch als der „Pitch-Doktor“ bekannt ist.

Als eine 27-jährige Berliner Exilbewohnerin, die sich gerade in die Startup-Welt vorwagt, musste ich mir die erste Folge unbedingt ansehen. Und ich muss sagen: Es wimmelt hier nur so von platten Stereotypen.

Das Setting: Klar, ein Hipster-Café. Silberfarbene MacBooks, auf dem Tisch Fettpflanzen, modernes Interieur, farblos. Oh, und natürlich eine Flasche von etwas, das wie Club-Mate aussieht. Hier sieht es aus wie in einem der hundert Cafés überall in der Stadt, wo man mit 70-prozentiger Wahrscheinlichkeit (Fake-Statistik) einen Freelancer, Gründer oder Dokumentarfilmer auffinden kann, der über seinen Computer gebeugt vor sich hin arbeitet. Okay, ich traue mich was: Erhöhen wir die Fake-Statistik auf 85 Prozent.

Die Kamera schwenkt auf zwei Männer. Was auch passt, weil es in Berlin nur etwas mehr als 10 Prozent an Gründerinnen gibt (echte Statistik). Die beiden sitzen vor ihren MacBooks, tippen, plaudern und prahlen mit Deep Data. Das Thema bestimmt das ganze Video: Daten, Daten, Daten. Es geht immer um Daten. Vielleicht mit Absicht? Schließlich sind Startups ja auch Sklaven ihrer Zahlen. Ich kann es nicht ganz sagen. Und ich will jetzt auch nicht zu meta werden. Denn das würde heißen, ich hätte mich der Startup-Welt schon unterworfen und könnte nicht mehr objektiv urteilen.

Mann 1 (oder „Mann mit zotteligen Haaren“) erklärt, dass Deep Data ein derart revolutionäres Konzept ist, dass es noch nicht einmal in US-amerikanischen Startup-Hubs wie dem Silicon Valley oder New York aufgetaucht sei. Das schöne an dieser Szene ist, dass sogar ich weiß, dass es überlicherweise anders herum ist: Ideen werden aus den USA kopiert und für Deutschland neu aufbereitet. Ist das lustig? Ich bin mir da nicht so sicher. Klar, einer will hier den anderen übertrumpfen. So richtig überzeugend finde ich das nicht. Geht es um männliches Macho-Rivalitätsgehabe oder um Hardcore-Startup-Networking? Ich habe geschmunzelt, aber gelacht habe ich nicht.

Der unbeholfene Dialog geht weiter: Der zottelige Mann fragt den rothaarigen, ob der ein Investor sei oder für ein Startup arbeite. Der hält inne und sagt: „Ich… ich kenne Ashton Kutcher.“ Weil Englisch meine Muttersprache ist, musste ich lachen. Nicht, weil es besonders lustig ist, dass er behauptet, den US-Schauspieler zu kennen. Sondern wegen der Art und Weise, wie Kutchers Name ausgesprochen wird: Kat-scher. Anstatt Kut-scher. Wieder weiß ich nicht, ob das mit Absicht passiert oder nicht, aber die Aussprache ist so deutsch, dass ich schon lächeln musste.

In den ersten 37 Sekunden dieses fast sieben Minuten langen Videos schafft es Berlin Startup Leaks, 60 Prozent der Startup-Klischees anzusprechen (Fake-Statistik, natürlich). In der nächsten Szene sitzen zwei Frauen auf einem Sofa und reden über den intelligenten Handmixer. Das Startup, welches ihn herstellt, sei dem Untergang geweiht: Wer braucht schon einen Mixer, der Daten an ein iPhone schickt? Gar nicht blöd.

Der Rest des Videos widmet sich weiteren Klischees: Altersdiskriminierung, Coworking-Spaces, zwanghafte Beschäftigung mit Logos. Es geht auch noch einmal um Ashton Kutcher: Ein Gag darüber, dass jeder mindestens eine Person kennt, die den Schauspieler kennt.

Die Sendung zieht sich etwas in die Länge, denn – seien wir mal ehrlich — sich über Startups lustig zu machen ist ziemlich einfach. Das macht es für mich allerdings schwer zu sehen, wie sich die Seriein den kommenden Folgen entwickeln soll: Werden dann die immer gleichen Klischees immer wieder neu verpackt? Oder verstehe ich das falsch… Ist das der Reiz? Ist das kreativ?

Die nächste Episode wird am kommenden Dienstag erscheinen und ich muss zugeben, dass ich durchaus neugierig bin, wie die Macher uns dann beim nächsten Mal belustigen wollen. Ich bin allerdings skeptisch, ob es ihnen gelingen wird.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf TheHeureka.com.

Bild: Screenshot Berlin Startup Leaks