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Man trifft sie im St. Oberholz, im Berghain oder im Cookies. Einem Gerücht zufolge verbringen Berliner Gründer 60 Prozent ihrer Wachzeit in hippen Clubs oder auf irgendwelchen Events. Noch mal 30 Prozent des Tages gehen dafür darauf, sich in Mitte zu mehr oder weniger geschäftlichen Anlässen zum Lunch zu treffen.

Wahrheit oder Legende, die jungen Kreativen sind dafür mitverantwortlich, dass Berlin nun eines der wirtschaftlich dynamischsten Bundesländer ist. Wie sehr die Startup-Kultur die Hauptstadt verändert, zeigt jetzt eine Untersuchung der ING DiBa. Die Bank hat untersucht, wie innovatives Unternehmertum und ökonomisches Wachstum zusammenhängen. Und die Antwort lautet: in hohem Maße.

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Die vibrierende Stadt an der Spree ist das beste Beispiel dafür. Berlin ist in Deutschland nicht nur führend, was Innovation anbelangt, sondern wird mehr und mehr auch zum Motor der wirtschaftlichen Entwicklung. Das geht aus einer Studie der ING DiBa hervor, in die Zeitung Die Welt vorab Einblick hatte.

Ökonomen wissen seit Langem, dass Innovationskraft langfristig ein zentraler Faktor dafür ist, ob eine Nation im Wohlstand lebt oder zurückfällt. Die Untersuchungen des Brzeski-Teams brachte jedoch eine Überraschung: Bisher wurde der kurzfristige Effekt der Innovationskraft auf das Wachstum für eher gering gehalten. Im Internet- und Hightech-Zeitalter scheint sich das aber geändert zu haben.

„Ein Blick auf die Wachstumszahlen der deutschen Bundesländer in den letzten zwei Jahren zeigt, dass die Bundesländer, die innovativ sind, auch beim Wirtschaftswachstum in der Spitzengruppe liegen“, sagt Carsten Brzeski, Chefökonom der ING DiBa und Autor der Studie mit dem Titel „Stadt schlägt Land“.

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So war Berlin in den zurückliegenden zwei Jahre das Bundesland mit der stärksten Dynamik, noch vor Baden-Württemberg oder Bayern mit ihren großen exportorientierten Automobilunternehmen. Um den Effekt der kreativen Unternehmer zu messen, haben Brzeski und sein Team einen eigenen Innovationsindex gebaut. In diesen Index fließen verschiedenste Faktoren ein: vom Anteil der jungen Bevölkerung über die Vorbereitung und Universitätsabschlüsse und die Zahl der Patentanmeldungen bis hin zur Verfügbarkeit von schnellem Internet.

Das Ergebnis ist eindeutig: In Deutschland hat Berlin die Nase vorn. Die Spree-Metropole ist demnach in etwa doppelt so innovativ wie zum Beispiel Hessen, das mit sechs Millionen Einwohnern eine fast doppelt so große Bevölkerung und ein mehr als doppelt so großes Bruttoinlandsprodukt aufweist. Den Unterschied machen zum Beispiel die Altersstruktur der Bevölkerung und die Bildung. „In der Hauptstadt wohnen nicht nur besonders viele junge Leute, auch das Ausbildungsniveau der Menschen ist überdurchschnittlich hoch“, erklärt Brzeski.

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Dieser Artikel erschien zuerst bei Welt.de

Bild: Getty Images / Westend61