Appinio-Gründer Jonathan Kurfess pitchte sein Startup vor der Jury – und sicherte sich den ersten Platz.

Appinio ist das beste Hamburger Startup. Ein Jahr lang kann sich das Marktforschungs-Unternehmen nun mit dem Titel „Best of Hamburg“ schmücken. Gestern Abend kam eine Jury aus Gründern, Branchenkennern und Investoren zusammen, um die besten Startups der Hansestadt zu küren.

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Zehn Startups haben es ins Finale des Wettbewerbs geschafft, jedes Gründerteam hatte fünf Minuten Zeit, seine Geschäftsidee zu pitchen. „Es war eine harte Entscheidung für die Jury“, sagt Jan Küster, der Kopf hinter „Best of Hamburg“, zum Teil sei heftig diskutiert worden.

Die Marktforschungs-App von Appinio, die sich vor allem an junge Menschen richtet, konnte die Jury schließlich am meisten überzeugen. Vor allem mit seinem Gamification-Ansatz, mit dem Appinio eine hohe Engagement-Rate im relevanten Zielmarkt erreiche, habe das Gründerteam bei den Juroren gepunktet, so Küster.

„Wir haben nicht damit gerechnet, dass wir den ersten Platz abräumen“, so Appinio-Gründer Jonathan Kurfess gegenüber Gründerszene. Erst drei Stunden vor dem Finale habe er seine Präsentation fertiggestellt – und sie dann zum allerersten Mal gepitcht. „Ich glaube, das hat man auch gemerkt“, so Kurfess. Viele der Jury-Mitglieder seien aber alte Bekannte gewesen, sodass nicht allzuviel Nervosität aufkam. So liefen sich die Appinio-Gründer und Investmentmanagerin Sandra Fisher kürzlich bereits bei der ZDF-Show „Kampf der Startups“ über den Weg. „Ein bisschen Anspannung“ sei aber trotzdem da gewesen, so Kurfess.

Eine weitere Smartphone-App holte den zweiten Platz: Familonet konnte bei der Jury vor allem mit seiner Internationalisierung punkten. „Endlich ein deutsches Startup, das global denkt“, sagt Küster. Mit der Familo-App will das Startup die Kommunikation zwischen Familienmitgliedern vereinfachen – und hat damit einen großen Markt in Brasilien sowie in mehreren muslimischen Ländern.

Das Familonet-Team freute sich über Platz zwei.

Lange diskutierte die Jury über den dritten Platz – laut Küster war es sehr knapp. Am Ende konnte das E-Health-Startup Connected Health die Jury überzeugen. Das Jungunternehmen entwickelt aktuell die App LifeTime, mit der der Datenaustausch zwischen Arzt und Patienten via Smartphone funktionieren soll. Patienten können dabei selbst entscheiden, welche ihrer Daten sie welchem Mediziner übermitteln wollen.

Aber auch die Startups, die leer ausgegangen sind, seien „durch die Bank richtig gut“ gewesen, so Küster. Das waren die anderen sieben Finalisten:

  • Frischepost verschickt frische Lebensmittel aus der Region  direkt vom Erzeuger zum Verbraucher. Die Lieferung soll dabei noch am gleichen Tag erfolgen. Das Sozialunternehmen wurde Juliane Eichblatt und Eva Neugebauer ins Leben gerufen.
  • I3 Membrane stammt eigentlich aus Dresden, konnte sich aber wegen seines Büros in Hamburg trotzdem für den Wettbewerb qualifizieren. Das Startup entwickelt eine neue Filtertechnlogie: High-Tech-Mebranen aus Edelstahl, die Alternative zu solchen aus Kunststoff sein sollen und unter anderem in der Biotechnologie eingesetzt werden können.
  • Über die Plattform Immomio sollen Vermieter ihre Immobilie einfach vermarkten und über das „Mieter-Matching“ schnell ihren Wunschmieter finden können. Das Startup wurde im Dezember 2014 von Hockey-Nationalspieler Nicolas Jacobi gegründet.
  • Die Shareconomy-Plattform von ShelfSailor will Leute, die Lagerplatz bieten, und solche, die ihn suchen, zusammenbringen. Den Preis fürs Einlagern bestimmt der Anbieter selbst. Aktuell wird der Dienst in Hamburg und Umgebung angeboten.
  • Nach eigener Aussage hat das Startup Jaano das weltweit erste Free-Floating Roller-Sharing der Welt ins Leben gerufen. Der Verleih der Motorroller via Web-App soll die Fortbewegung in der Großstadt flexibler machen. Das Geschäftsgebiet ist derzeit auf Hamburg begrenzt, weitere Städte sollen aber folgen.
  • Skybus entwickelt ein Toolkit, mit dem Lösungen aus dem Bereich Industrie 4.0 einfach integriert und erweitert werden können. Das Unternehmen wurde im April 2015 gegründet.
  • Um eine digitale Einkaufsliste geht es bei Spottster: Nutzer können mit der Anwendung die Preisentwicklung bestimmter Produkte verfolgen: Wenn diese reduziert werden, bekommen die User automatisch eine Benachrichtigung. Möglich ist es auch, einen bestimmten Wunschpreis anzugeben.

Der Wettbewerb „Best of Hamburg“ ist Teil von Best of X, einer Initiative von Jan Küster, Michael Pritzer und Stefan Lemper. Über 70 Partner haben sie schon dafür gewonnen, Sponsor des Wettbewerbs ist KPMG.

In München und im Rheinland gab es bereits Pitch-Wettbewerbe, weitere Städte sollen bald folgen. Auch ein „Best of Germany“ sei geplant. „Aber in aller erster Linie geht es uns darum, zu zeigen, dass es viele lokale Szenen mit tollen Startups gibt“, so Küster.

Bilder:  Martin Foddanu / KPMG