Crowdfunding

Betandsleep-Aus: wichtige Erfahrung für das Crowdfunding

Nun wird sich’s weisen. Bislang schwebte Crowdfunding auf einer Erfolgswelle – nicht zuletzt, weil es noch keine wirklichen Negativmeldungen gab. Das hat sich nun geändert, mit Betandsleep stellt das erste der insgesamt 38 auf Seedmatch finanzierten Startups den Geschäftsbetrieb ein. Mit seinem Konzept, Hotelzimmer „auf einem alternativen Weg an Reisende zu vermitteln“, hatte das Jungunternehmen im Oktober vergangenen Jahres 161 Schwarm-Investoren angelockt, welche die damals geltende Höchstgrenze von 100.000 Euro zusammenlegten.

Die Summe ist für die Anleger nun futsch. Zwar war es nur eine Frage der Zeit, bis ein Crowd-finanziertes Unternehmen aufgeben muss. Neun von zehn Startups scheitern bekanntlich – grob geschätzt. Allerdings waren die Schwarm-Investoren bislang eher verwöhnt, die Finanzierungsform lieferte bislang nur Rekordschlagzeilen. Neue Höchstgrenzen wurden möglich gemacht, immer schneller waren diese erreicht. Nun bekommt das Crowdfunding-Image seinen ersten Kratzer.

Lobenswert: offener Umgang mit der Situation

Positiv ist dabei, dass die Plattform und das Jungunternehmen recht offen mit der Situation umgehen: „Trotz intensiver Bemühungen in den letzten Monaten ist es dem Hamburger Startup nicht gelungen, eine ausreichend hohe Anschlussfinanzierung zur Fortführung des Unternehmens zu sichern“, heißt es erklärend auf der Webseite. Zwar sei man bereits im Gespräch mit einem Investor gewesen – dieser sei allerdings „überraschend abgesprungen, das Investment ist nicht mehr zustande gekommen,” erklärt Alexander Penk, Gründer von betandsleep. Alle anschließenden Bemühungen um alternative Investoren blieben leider erfolglos.

Das Konzept des Crowdfunding steht nun vor einer ersten Bewährungsprobe. Zum einen was die Schwarm-Geldgeber angeht. Zwar hatten laut Seedmatch 96,7 Prozent der Befragten in einer Umfrage geäußert, sie seien sich der Risiken bewusst. Wie die Reaktion ausfällt, wenn wirklich Geld verloren gegangen ist, muss sich aber erst zeigen. Das gilt sowohl für Wieder- wie auch für Neu-Investoren – dass deutsche Anleger nicht besonders risikofreudig sind und schnell das Weite suchen, wenn es nicht so läuft, hat die Tech-Vergangenheit eindrucksvoll gezeigt.

Knackpunkt Anschlussfinanzierung?

Sollte das Crowdfunding-Image zu sehr leiden, gilt für professionelle Investoren ähnliches: Zum anderen könnten weitere Negativnachrichten dann nämlich weitere Auswirkungen auf die Folgeinvestitionen haben – was besonders angesichts der Betandsleep-Hintergründe einem Henne-Ei-Problem gleich kommen würde. 16 der Seedmatch-finanzierten Startups haben nach Angaben des Anbieters zwar bereits eine Anschlussfinanzierung über Business Angels, Venture-Capital-Gesellschaften, öffentliche Zuschüsse (oder einer Kombination aus diesen) bekommen. Im Umkehrschluss suchen 21 allerdings noch eine.

Natürlich ist eine einzelne Negativnachricht noch lange kein Grund, übertrieben skeptisch zu werden. Betrachtet man die Entwicklung zumindest in den USA, scheint für die Finanzierungsform noch gutes Potenzial zu bestehen. Das zeigt auch die unten stehende Infografik. Allerdings gibt es im noch jungen deutschen Markt noch Aufklärungsbedarf. Wann ist eine solche Finanzierung sinnvoll – sowohl aus Sicht der Unternehmen wie auch der Anleger? Wie wird ein Startup bewertet? Was ist Hype, was ein guter Businessplan?

Derweil hilft die Betandsleep-Entwicklung, bei den Schwarm-Investoren im Bewusstsein verankern, dass Startup-Kapital Risikokapital ist – und als solches zwar gute Renditen verspricht, im schlimmsten Fall aber ein Totalverlust droht. So unschön diese Erfahrung für das Jungunternehmen und seine Investoren sein mag, diese Erkenntnis wird der Schwarm-Finanzierung insgesamt gut tun.

Titelbild: Namensnennung Bestimmte Rechte vorbehalten von James Cridland; Infografik: GoGetFunding