Bill Gates in Berlin

„Startups retten keine kranken Kinder“

Wenn Bill Gates auftritt, dann hören die Leute zu. Das nutzt der milliardenschwere Microsoft-Gründer schon seit längerer Zeit, um über seine wohltätige Bill & Melinda Gates Stiftung nicht nur Hilfsprojekte zu fördern, sondern auch um mehr Bewusstsein für die Probleme in den armen Regionen der Welt zu schaffen.

Jedes Jahr spendet die Gates-Organisation, die auch auf das Vermögen von Wall-Street-Milliardär Warren Buffett zurück greifen kann, 3,4 Milliarden US-Dollar für Hilfsprojekte in armen Regionen. Die Stiftung ist etwa der größte Geldgeber bei der Bekämpfung von Malaria.

Heute sprach Gates in Berlin zur Rolle der Startup- und Tech-Szene bei der Verbesserung der Lebensverhältnisse in der Welt. Generell spiele Technologie eine große Rolle, gleiches gelte für den weltweiten Austausch von Daten und Informationen.

Viele (Tech-)Großkonzerne seien längst wohltäterisch engagiert, abseits vom volkswitschaftlichen Gewinn, den sie darstellen. Und doch stelle dieser Weg nur einen kleinen Teil dessen dar, was die Tech-Szene leisten könne.

Ist es also besser in Startups zu investieren, um die Probleme der Welt zu lösen?

Sun-Mitgründer Scott McNeally hatte sich im US-Fernsehen kürzlich kritisch geäußert, dass Reiche sich nicht der Wohltätigkeit widmen, sondern besser in Startups investieren sollen. Dass Buffett und Gates auf diese Weise der Welt einen größeren Gefallen tun würden. Gates kontert: „Startups retten keine kranken Kinder. Dafür braucht es wissenschaftliche Forschung. Nicht alles kann in Startups gemacht werden.“ Geld sei nicht alles, auf die Verteilung komme es an.

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Würde er Microsoft ein zweites Mal gründen? Oder diesmal lieber eine Charity-Organisation?

Auch wenn er seit einer Weile schon hauptsächlich in altruistischer Mission unterwegs ist: ersteres. Gates würde sich immer wieder zum „rich people business“ entscheiden. Das verstehe er, und es habe ihm ermöglicht, mit dem verdienten Geld nun Gutes zu tun. Charity alleine sei mühsam und eine funktionierende Mischung aus beidem nahezu unmöglich.

Welche Rolle spielen Tech-Unternehmen in Gates‘ Mission, die Lebnsverhältnisse in ärmeren Regionen zu verbessern?

Vier ganz konkrete „Gadgets“ wünscht Gates sich von der Tech-Szene:

  • Eine billige, hygienische Toilette: In den reichen Ländern sei das Hygiene-Problem durch Toilettenspülung und Kanalisation gelöst. In vielen Regionen Afrikas oder Lateinamerikas, in denen sauberes Wasser Mangelware ist, sei das allerdings nicht umsetzbar. Gebraucht werde eine technische Lösung, welche die Exkremente gut verschließt und sich möglichst selbst reinigt.
  • Einen besseren Weg, Medikamente zu verabreichen: Tuberkulose-Patienten etwa müssen täglich eine Tablette nehmen. Was in den entwickelten Ländern kein Problem darstellt, sei etwa in Afrika durchaus problematisch: Es geht vergessen, Tabletten gehen verloren oder werden gestohlen. Eine einfache Methode für Ärzte, die monatliche Versorgung mit dem entsprechenden Wirkstoff sicherzustellen, würde hier für eine bessere Behandlung sorgen.
  • Einen HIV-Impfstoff: Hier wird es sicherlich mehr brauchen, als ein findiges Startup.
  • Billige und effiziente Herde, Heizungen und Klimaanlagen: Wenn Haushalte in Elendsvierteln sauberer und bewohnbarer würden, hätte dies sicherlich einen überaus positiven Effekt auf die Gesamtentwicklung in ärmeren Gebieten.

Was hält der Microsoft-Gründer von Mark Zuckerbergs Internet-Initiative?

Es sei jedenfalls nicht die größte Herausforderung für die Welt, wie es der Facebook-Gründer formuliert habe, jeden Menschen online zu bringen. „Top 10, ja, aber nicht Top 5“, formuliert es Gates. Abseits von Zuckerbergs Everybody Online hält er mobile Geräte allerdings für überaus wichtig, um die Zustände in den armen Regionen der Welt zu verbessern. Nicht nur wegen der Kommunikation, die ist auch wichtig.

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Aber auch wegen der eingebauten Sensoren seien die Geräte wichtig, insbesondere der Kamera. Die könnten bei der Diagnose von Krankheiten und bei der Beobachtung von Patienten helfen. In Kenia habe sich bereits das Bezahlen per Mobiltelefon durchgesetzt. So können Finanzdienstleistungen angeboten werden, ohne das große Filialnetze, Geldautomaten und -Transporte notwendig sind. Das Problem: Nicht überall sind die notwendigen Datenfunknetze ausreichend ausgebaut. Hier könnte Zuckerbergs Initiative dann also doch gut helfen.

Zum Schluss noch ein paar Impressionen:

Fotos: Alex Hofmann