Musik versetzt Menschen in Schwingungen. Das beweist das Video von Karl Bartos

Es gibt noch Hoffnung. Das ist die gute Nachricht zum Wochenende. Es soll ja durchaus Menschen in der Startup-Szene geben, die älter als 40 Jahre alt sind. Einzelne Exemplare über 50 Jahre wurden auch schon gesichtet. Doch die Nutzung von Computern und Smartphones hält geistig frisch. Eine Studie hat gezeigt, dass die Nutzung von moderner Digitaltechnik das geistige Alter von älteren Menschen um vier bis acht Jahre senkt. Bis jetzt haben wir dauernd lesen müssen, dass das Internet und dieser ganze Twitter-Kram dumm und dümmer machen, weil sich der Gehirnmuskel nichts mehr merken muss und in 140 Zeichen natürlich nur knalldoofes Gestammel passt.

Bekanntester und härstester Vertreter solcher Thesen ist der Direktor der psychiatrischen Uniklinik Ulm, Manfred Spitzer. Er führt in seinem Bestseller „Digitale Demenz“ aus, dass wir alle verdummen, wenn wir zu viel Zeit im Internet verbringen oder dauernd in unsere Smartphones und Tablettcomputer starren. Das Buch fand viele begeisterte Leser, die das schon immer vermutet hatten oder einfach zu faul oder zu arrgogant waren, um sich persönlich mit den Möglichkeiten der Digitalisierung zu beschäftigen. Wissenschaftler widersprechen Spitzers Thesen jetzt entschieden. Es ist nämlich alles ganz anders.

Zwar seien wir oft nicht mehr in der Lage, uns Telefonnummern und andere Kleinigkeiten zu merken, weil wir diese Arbeit an unser Smartphone auslagern, aber dafür hat unser Gehirn Zeit und Platz, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen – wenn wir wollen sogar mit viel wichtigeren Dingen. Lernen zum Beispiel. „Das Abspeichern von Daten, die man sich sonst merken müsste, erleichtert das Lernen neuer Informationen“, schreiben die Forscher im Fachblatt „Psychological Science“.

Emrah Düzel, der Direktor des Instituts für kognitive Neurologie und Demenzforschung am Universitätsklinikum Magdeburg, hält das Smartphone für ein gutes Mittel bei der Vorbeugung von Demenz: „Das Handy wird ein wichtiges Medium werden, um ältere Menschen mit neuen Inhalten zu stimulieren.“ Senioren könnten mit dem Smartphone über soziale Netzwerke mit ihren Mitmenschen kommunizieren und so Einsamkeit verhindern. Auch Videospiele sollen ein Nutzen für ältere Menschen haben. Manouchehr „Manou“ Shamsrizi hat das Startup RetroBrain gegründet und entwickelt Spiele auf wissenschaftlicher Grundlage. Sie werden über Bewegung gesteuert und sollen ebenfalls Demenz-Erkrankungen vorbeugen. Die digitale Kur gegen Alterserscheinungen.

Einen ähnlichen Weg gehen auch viele größere Konzerne. Sie wollen sich per Startup-Injektion eine digitale Frischzellenkur verpassen. Autobauer Daimler hat sich jetzt in das Betahaus in Berlin eingemietet. Krass! Hier sollen langjährige Daimler-Mitarbeiter mit erfahrenen Freelancern aus der Berliner Startupszene zusammenarbeiten. Das Projekt trägt den Namen Peninsula, Halbinsel, und genauso soll es auch funktionieren. Die Büros in Kreuzberg sind eine Verlängerung der Daimler-Zentrale in Stuttgart. Ein Team aus zehn Mitarbeitern werkelt jetzt an neuen Lösungen für Transport und Warenbeförderung.

Aus der Sicht von etablierten Unternehmen gibt es fünf ziemlich vernünftige Gründe, mit Startups zusammenzuarbeiten:

1. Sie kaufen Erfindergeist zu, der in ihrer Firma irgendwann im Laufe der Jahre verloren gegangen ist.
2. Sie bringen mehr Speed auf die Straße. Die Teams in jungen Unternehmen sind klein. Das macht sie schnell und kreativ.
3. Sie verschaffen sich einen Wachstumsschub. Zukäufe von Startups können das Umsatzwachstum beschleunigen. Nicht selten wachsen junge Unternehmen jährlich im drei- bis vierstelligen Prozentbereich.
4. Sie entdecken die Startup-Mentalität wieder. Junge Unternehmer arbeiten nicht nach Stechuhr – sie wollen mit ihrem Startup die Welt bewegen.
5. Sie erkennen früh wichtige Trends. Startups haben den Finger am Puls der Zeit. Ihnen entgehen keine Trends, die sich auf ihrem Gebiet abzeichnen.

Und noch mehr Hoffnung. Für alle, die noch auf ihr erstes Match bei der Dating-App Tinder warten. Es gibt jetzt eine neue Super-Like-Funktion. Gratis-Nutzer können einen Super-Like täglich vergeben und den gewünschten Partner nach oben swipen. Wer für Tinder zahlt, erhält sogar fünf der speziellen Likes in 24 Stunden. Wer einen Super-Like erhält, wird direkt benachrichtigt und der Flirt kann losgehen. Bei ersten Tests in Australien soll die neue Funktion „bombastisch“ funktioniert haben. Vor allem auch für Tinder, weil sich die Zahl der zahlungswilligen Kunden durch die neue Funktion signifikant erhöht hat. Wir finden, dass ein Super-Like pro Tag vollkommen ausreicht für einen vollkommen nachhaltigen und laktosefreien Flirt ohne CO2-Emissionen.

Nicht ganz ohne Gefühls-Emissionen geht es bereits vor dem Launch der App „Peeple“ zu. Die Idee klingt ganz einfach: Warum sollte man nach Restaurants oder Hotels nicht auch Menschen bewerten? Man kann Sternchen vergeben oder auch Reviews schreiben. In aufgebrachten Kommentaren ist bereits von einer Mobbing-App die Rede, denn man soll sich gegen die Bewertungen nicht wehren können. Andere vermuten ein Kunstprojekt, das am Ende gar nicht an den Start geht.

„Character ist destiny.“ Aha.

Das Handelsblatt zitiert aber die „Peeple“-Mitbegründerin Julia Cordray, die verspricht, dass die App wie geplant im November an den Start geht. Allzu böse Kommentare sollen blockiert werden, versprechen die Macher. Es kommt nicht allzu häufig vor, dass eine App schon vor dem Start so große Emotionen auslöst. Und übrigens: Die Idee von Facebook war am Anfang gar nicht weit entfernt von „Peeple“.

Wie gesagt. Es gibt noch Hoffnung. Aber jetzt geht es mit Volldampf in das Retro-Brain-Wochenende. Wir zücken sämtliche digitalen Geräte, fühlen uns wie neugeboren und hören wundervolle Musik.

Elektronisches Gefrickel, wie wir es mögen. Perfekt ins Bild gesetzt.

Karl Bartos war Mitglied von Kraftwerk und beschallt hier Menschen mit seiner Musik. Die Reaktionen sind wunderbar. Und so unterschiedlich.

Die Macher des Kondom-Startups Einhorn produzieren auch Videos. Mit ziemlich eigenwilligem Humor.  Das hat der Szene noch gefehlt.

Foto: Karl Bartos / Bureau B / Youtube