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bjoern-anton-mibaby-startup-helden Björn Anton (34), Mitgründer und Geschäftsführer von MiBaby

„Startup-Held“ Björn Anton im Interview

Bei Björn Anton drehte sich schon immer vieles um Zahlen und Berechnungen. Sein Mathematik- und Informatikstudium krönte er mit einer Promotion im Bereich Controlling an der TU München. Dort lernte Anton den Kommilitonen Tim Kettenring kennen. Bei einem Forschungsaufenthalt an der US-Universität Yale fassten die beiden Wissenschaftler dann im Jahr 2009 den Entschluss, gemeinsam zu gründen.

2012 ging ihr Startup MiBaby an den Start, ein Shopping- und Ratgeberportal für Eltern, das mittlerweile knapp 300.000 registrierte Nutzer aufweist. Mit Provisionen durch Kaufempfehlungen erwirtschaftete MiBaby 2014 siebenstellige Umsätze und ist heute – mit 35 Mitarbeitern, davon zehn Festangestellte – profitabel.

Dabei hat Björn Anton sein Gründungsprojekt, in Anbetracht seines Lebenslaufs, überraschend planlos begonnen: Im Interview erzählt er, wie er und Tim Kettenring das Babyshopping-Portal ohne Geschäftsmodell oder Marketing-Erfahrung starteten und wie Anton heute Kind und Karriere unter einen Hut bringt.

Ihr verratet Schwangeren und Müttern, was sie brauchen. Wie genau funktioniert das?

Einkaufen fürs Baby ist ein Zeitpunkt-Geschäft. Die meisten Anschaffungen, wie Kinderwagen, kaufen fast alle Eltern innerhalb der gleichen wenigen Wochen. Die Halbwertszeit von Empfehlungen ist vergleichbar kurz und das Wissen, wann welche Tipps relevant sind, umso wichtiger. Besonders dieses Wissen zeichnet MiBaby aus. Unsere Tipps sind dabei eine gute Mischung aus Expertenwissen und Nutzerempfehlungen.

Wie seid Ihr auf die Idee zu MiBaby gekommen?

Über Umwege. Am Anfang stand nur die Idee und der Wunsch, etwas Eigenes zu gründen. Die ursprüngliche Idee war es, eine Community zu bauen, bei der Produkte und der Austausch über diese im Mittelpunkt stehen. Eltern und Babysachen hatten wir zunächst gar nicht im Blick. Als meine Frau und ich dann unser erstes Kind erwarteten, haben wir eher durch Zufall gemerkt, wie gut die ursprüngliche Idee zum Thema Baby passt. Denn zu keiner Zeit im Leben steht man innerhalb so kurzer Zeit vor so vielen Anschaffungen, von denen man keine Ahnung hat und die aber gleichzeitig doch sehr wichtig für einen sind. Also eher zufällig kam eins zum anderen und das Resultat ist MiBaby.

Wie hat sich das Konzept von MiBaby über die Jahre entwickelt – auf der Website schreibt ihr ja, ihr hättet „anfangs noch nicht gewusst, wohin die Reise gehen soll“? Und was soll noch kommen?

Das ist auch wirklich so. Anfangs hatten wir bis auf die Idee noch sehr wenig: kein Geschäftsmodell, kaum Ahnung von Marketing und wenig Gründungserfahrung. Wir waren aber nie sehr ideologisch. So haben wir uns stets darauf fokussiert, wo wir einen Nerv getroffen haben. Daher ist MiBaby im Bereich, Nutzer zu inspirieren, deutlich stärker als ursprünglich gedacht. In nächster Zeit wollen wir vor allem bei der Beratung großer Anschaffungen noch besser werden. Ziel ist es weiterhin, die erste Anlaufstelle zum Thema Babyshopping zu werden.

Was würdest du als die größten Stolpersteine auf eurem Gründungsweg bisher bezeichnen?

Definitiv die Finanzierung. Wir haben beide unterschätzt, wie schwierig die Finanzierung eines Startups ist. Gar nicht so sehr, das erste Geld in der Seedphase zu bekommen, sondern vielmehr in den Folgephasen der Anschlussfinanzierungen. Man glaubt gar nicht, wie sensibel eine Finanzierung auf kleinste Verzögerungen oder Erfolge reagiert. Am Ende braucht man dann auch ein wenig Glück. Umso glücklicher sind wir, dass MiBaby inzwischen profitabel und aktuell nicht mehr auf fremdes Geld angewiesen ist.

Du bist selbst junger Vater. Wie bringst du Kind und Karriere unter einen Hut?

Ehrlich gesagt, mal besser, mal schlechter. Vorteil an der Selbstständigkeit: Ich bin sehr flexibel. Wenn meine Tochter einmal frühzeitig aus dem Kindergarten abgeholt werden muss, kann ich meistens alles stehen und liegen lassen und mich darum kümmern. Auf der anderen Seite arbeitet man deutlich mehr als bei den meisten anderen Jobs. Das wiederum ist dann auch mal eine Belastung, nicht nur für mich selbst, sondern die ganze Familie. Als wir damals noch dringend einen Business Case fertig machen mussten, bin ich um 6 Uhr morgens nur deswegen nach Hause gefahren, weil ich meine Tochter in die Krippe bringen musste.

Vielen Dank für das Gespräch, Björn.

Bild: MiBaby