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thomas-grimme-bleywaren Thomas Grimme im Ladengeschäft von Bley in Cloppenburg

Thomas Grimme bringt Bley ins Internet

Das Haushaltswarengeschäft Bley ist in Cloppenburg eine Instituition. Seit 1827 existiert das Familienunternehmen, es wird mittlerweile in der fünften Generation geführt. In den 186 Jahren seit der Gründung musste sich Bley ständig wandeln: Als Schmiedebetrieb gestartet, stieg das Unternehmen auf den Landmaschinenhandel um und verkaufte nach dem Zweiten Weltkrieg Werkzeuge. Die aktuell größte Herausforderung für den 20-Mann-Betrieb ist: das Internet.

Wie bei vielen Einzelhändlern stagnieren die Umsätze, denn immer mehr Kunden vergleichen die Preise im Netz, kaufen online und nicht in der örtlichen Fußgängerzone.

Bley muss reagieren. Thomas Grimme, Vertreter der sechsten Generation von Bley, erzählt: „Die Idee kam von meinem Vater: Dieses Internet, da müssen wir auch was machen.“ Grimme Junior soll den Traditionsladen ins Netz bringen. Denn Seniorchef Heinz-Jürgen Grimme, 65, hat mit dem neuen Medium kaum Berühungspunkte. „Er kennt alle Leute in Cloppenburg – aber niemanden im Internet“, so Thomas Grimme.

Auch der Sohn hat eigentlich Geschichte und Politik auf Lehramt studiert. Jetzt muss er sich im Selbststudium alle Fertigkeiten aneignen, die man braucht, um einen Online-Shop zu betreiben. Lediglich bei PR, Marketing und Entwicklung greift er auf externe Hilfe zu. Im April 2013 geht der Shop Bleywaren.de online. Dass er in den eineinhalb Jahren an diesem Projekt mehr an anwendbarem Wissen gelernt habe als in sieben Jahren Studium, gibt Grimme gerne zu.

„Mein Vater hoffte, dass man das bestehende Sortiment komplett übernehmen kann“, erzählt Grimme. „Aber es passte einfach nicht in die Strategie von Bley, 30.000 Artikel ohne Verkaufsgespräch online einzustellen.“ Um nicht in den Preiskampf anderer Onlinehändler einsteigen zu müssen, entscheidet sich Grimme deshalb für einen Mix aus ausgewählten Qualitätsprodukten aus dem Laden und exklusiven Waren, die es nicht überall zu kaufen gibt – etwa handgemachtes Porzellan aus Berlin oder Emaille aus Österreich. Sachen, die zu Bley passen, sagt er.

Keine Ambitionen, ein Zalando oder Amazon zu werden

Die langfristige Vision des Online-Shops ist für Grimme klar: Man habe nicht die Ambitionen, ein neues Zalando oder Amazon zu werden. Der Online-Shop solle vielmehr dem Familienbetrieb helfen, die Tradition fortzuführen, ein zweites Standbein sein. „Es ist eine schöne Möglichkeit, dieser Familie nach 30 Jahren Unterstützung etwas zurückzugeben“, sagt Grimme. Aber auch so wäre ein explosionsartiges Wachstum gar nicht möglich, die Mittel sind begrenzt. Und obwohl das Online-Geschäft gut anläuft, wird im Cloppenburger Laden immer noch mehr umgesetzt.

Sollte es mit dem Online-Shop nicht funktionieren oder ihn jemand übernehmen wollen, ist sich Grimme sicher, im Internet-Bereich bleiben zu wollen. Vielleicht zusammen mit seinem Bruder, der Designer ist und in Kiel lebt. Für ein gemeinsames Projekt müsste es allerdings nach Berlin gehen, sagt Grimme. Hier gebe es einfach mehr Startups und ein größeres Netzwerk.

Erst einmal aber treibt Thomas Grimme die digitale Transformation in der niedersächischen Provinz voran. Vielleicht läuft es ja so gut, dass Bley für die nächsten sechs Generationen gerüstet ist.

Bilder: Bleywaren