Die Book-A-Tiger-Gründer Claude Ritter (links) und Nikita Fahrenholz

Book A Tiger nennt es selbst „die radikale Änderung seines Geschäftsmodells“: Das Berliner Putzkraft-Startup plant, alle seine Reinigungskräfte in mehreren Ländern künftig fest anzustellen. So soll der Service für die Kunden stark verbessert werden. Zudem kündigt Book A Tiger eine eigene Marke für Reinigungsmittel namens „Tiger Clean“ an.

Bisher hatte Book A Tiger – genauso wie beispielsweise der Wettbewerber Helpling und dessen Tochterfirma Cleanagents – selbstständige Reinigungskräfte über eine Plattform an Kunden vermittelt. Ein klassisches Marktplatzmodell also. Doch immer wieder klagen Kunden über Probleme, weil die Reinigungskräfte kurzfristig absagen, zu spät erscheinen oder die Reinigung nicht sorgfältig durchführen. Zudem hätten sowohl Helpling als auch Book A Tiger mit einer massiven Fluktuation der Putzkräfte zu kämpfen, heißt es von Insidern.

Diese Probleme will Book A Tiger mit fest angestellten Putzkräften nun künftig vermeiden. „Die Entwicklung vom Online-Vermittler für selbstständige Reinigungskräfte zu einem vertrauensvollen, digitalen Facility-Dienstleister ist ein einschlägiger Schritt in der Geschichte von Book A Tiger“, wirbt CEO und Mitgründer Nikita Fahrenholz. „Ziel des Kurswechsels ist eine massive Qualitäts-, Wert- und Servicesteigerung für Kunden und Angestellte.“

Fahrenholz gründete Book A Tiger im April 2014 gemeinsam mit Claude Ritter. Nach Unternehmensangaben konnte Book A Tiger in den vergangenen zwölf Monaten um 700 Prozent wachsen. Zu den Investoren zählen DN Capital und Tamedia aus der Schweiz.

Book A Tiger wächst von 100 auf 600 feste Mitarbeiter

Feste Reinigungskräfte will Book A Tiger zunächst in Deutschland und in den Niederlanden einstellen. In der Schweiz seien bereits seit Sommer alle Reinigungskräfte fest beschäftigt, bestätigt Fahrenholz gegenüber Gründerszene. In Deutschland sei der Wechsel bisher in vier Städten erfolgt.

Damit wächst das Unternehmen von 100 auf mehr als 600 feste Mitarbeiter. Der größte Unterschied zu dem bisherigen Geschäftsmodell dürfte nun sein, dass die Reinigungskräfte sich nicht mehr selbst versichern müssen, sondern von dem Startup versichert werden und auch Urlaubstage gutgeschrieben werden. Viel Geld gibt es trotzdem nicht: 9,80 Euro sollen die „Tiger“ künftig pro Stunde verdienen. Wie Fahrenholz gegenüber Spiegel Online erläutert, seien die meisten Putzkräfte mit 30 Stunden pro Woche in Teilzeit beschäftigt.

Die Frage, ob Mitarbeiter fest oder frei angestellt sind, ist für viele Startups mit einem Service-Modell entscheidend – auch, weil ihnen Vorwürfe der Scheinselbstständigkeit ihrer Beschäftigten drohen können. Der Curated-Shopping-Service Outfittery beispielsweise beschäftigt alle Stylisten fest, der Heizungs-Installationsdienst Thermondo sowie der Restaurant-Lieferdienst Deliveroo arbeiten teilweise mit Festangestellten, teilweise mit Freien zusammen.

Bild: steve bergmann für Book A Tiger