Um das Potenzial des neuesten Rocket-Ventures zu beschreiben, hat sich Philipp Hillenbrand eine eingängige Formel mit drei Ziffern überlegt: 6, 66, 0. „Die Top-5-Camping-Märkte in Europa machen sechs Milliarden Euro Umsatz – ohne Dauercamper. 66 Prozent der Camper schauen vor ihrer Buchung ins Internet. Aber es gibt null zeitgemäße Angebote dafür.“

Hillenbrand war bisher VP Venture Development bei Rocket Internet, seit knapp zwei Monaten leitet er als bislang einziger Co-Founder die Entwicklung von Campday, dem jüngsten Konzept der Firmenfabrik, mit der Rocket den Markt der Campingplatz-Buchung disrupten will.

Beim zuletzt kriselnden Berliner Inkubator war es über Monate bemerkenswert ruhig, was den Start neuer Ventures angeht. Die letzten Projekte im Frühstadium waren im Herbst 2015 vorgestellt worden.

Auch Campday befindet sich noch am Anfang, eigentlich wollte Rocket mit dem Modell noch nicht an die Öffentlichkeit. Gegenüber Gründerszene gab Co-Founder Hillenbrand trotzdem Auskunft – und betonte, man sei „noch im Lernmodus“. Innerhalb von nicht einmal zwei Monaten habe Campday die Ideenfindungs- und Marktforschungsphasen durchlaufen und ein Minimum Viable Produkt (MVP) hervorgebracht. Selbst für Rocket-Verhältnisse sei das ein „Rekordzeitstart“, so Hillenbrand.

Campday funktioniert wie Airbnb oder Booking.com, nur eben für Campingplätze. Gefiltert werden kann derzeit nach der Art des Campings (Zelt, Wohnwagen, Wohnmobil), die Suche lässt sich zudem nach Datum und bislang auf fünf Bundesländer eingrenzen.

Mit dem modernen Handling will sich Campday absetzen – wobei Hillenbrand gar keine echten Konkurrenten erkennen will. „Was existiert, sind Listing-Sites oder größere Plätze, wo man direkt buchen kann. Und ein paar Apps, die aber eher für Reisetipps sind.“ Dabei sei der Camping-Markt ein „aus mehreren Perspektiven ein superattraktiver Nischenmarkt, der sehr schnell weiter wachsen wird“.

Geld verdient Campday wie ein Hotelportal, den Anbietern werden „kleine Provisionen“ abgenommen. Zum aktuell etwas über zehn Mann starken Team gehören auch Sales-Leute, die die ersten Camping-Plätze auf die Plattform bringen. Externes Funding gab es für Campday noch nicht.

Das könnte nach der Sommersaison nötig werden. Dann soll evaluiert und verbessert werden. „Und wenn wir die Unit Economics und die Kundenwünsche vollständig verstanden haben, werden wir, wie bei Rocket üblich, eine sehr schnelle Expansion in Betracht ziehen.“

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