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caremaker-deutschlandstart-spenden Die Gründer des dänischen Portals Caremaker: Anders Torp und Søren Nørgaard (links)

Rolf will seine Augäpfel tätowieren lassen. Und die Crowd soll’s möglich machen. Rolf ist der meistgepiercte Mann der Welt und ihm fehlt das Geld, um die Prozedur selbst zu zahlen. Deswegen bewirbt er sein Vorhaben auf der dänischen Plattform Caremaker, die nun auch in Deutschland launcht. Sein Ziel: 3.500 Euro von privaten Unterstützern zu sammeln. „Jeder Mensch hat Träume“, schreibt Rolf auf der Seite. „Meiner ist es, die Augen tätowieren zu lassen. Ich halte es für wichtig, dass man alles versucht, damit seine Träume Wirklichkeit werden.“

Neben solch extravaganten Wünschen will Caremaker es auch Menschen mit drängenderen Problemen ermöglichen, über die Plattform Helfer zu finden. Mitgründer Søren Nørgaard rief das Portal 2012 nach eigener Aussage ins Leben, weil er gemerkt hatte, wie schwierig es war, einen Spendenaufruf zu starten. Der inzwischen 27-Jährige war an Krebs erkrankt und musste teure Behandlungskosten stemmen. Caremaker will eine „neue Form der Solidarität“ verkörpern und Menschen mit einem klaren Anliegen helfen.

In Dänemark hätten nach Angaben des Startups bereits 100.000 Menschen, was zwei Prozent der Bevölkerung entspricht, für andere über Caremaker gespendet. Eine Gegenleistung wird nicht erwartet. Im Unterschied zu Crowdfunding-Kampagnen ist die Laufzeit der Spendenaktionen unbegrenzt. Nørgaard sagt: „Caremaker hat es Dänen ermöglicht, sich ein Netzwerk zu eigen zu machen, das Bewegung in ihr Leben bringt und endlich eine Krankenversorgung oder andere Unterstützung in Gang kommt.“ Er ist der Meinung, dass eine solche Plattform auch in Deutschland gebraucht wird.

Erklärtes Ziel ist es, hierzulande Marktführer zu werden. Dafür konkurriert Caremaker mit einigen sozialen Spendenplattformen, unter anderem Betterplace, Friendfund und Beggbox. Betterplace ist darunter der älteste Anbieter: Seit 2007 schon können über die Plattform soziale Projekte finanziert und auch ehrenamtliche Helfer angeworben werden. Mittlerweile gibt es die Option auf der Seite, auch für bestimmte persönliche Anlässe Geld zu sammeln – zum eigenen Geburtstag, für einen Marathonlauf, oder, wie Betterplace schreibt, zu allen möglichen verrückten Ideen wie „einen Bart wachsen lassen“ oder „abnehmen“.

Das Berliner Startup Friendfund wurde im Sommer 2010 von Martin Peschke und Harry McCarney gegründet. Die Plattform will Freunden erlauben, Geld für ein bestimmtes Projekt einzusammeln. Der Klassiker: das Geburtstagsgeschenk. Aber auch größere Projekte wie Missionseinsätze für brasilianische Waisenkinder wollen finanziert werden. Dafür erstellen die Sammler einen sogenannten Pool und können dann Freunde per Facebook, Twitter und E-Mail einladen. Zehn Tage Zeit bleiben, um die Summe einzusammeln. Nach Angaben von Friendfund sind bislang 12.700 Einzahlungen erfolgt.

Vergangenen Herbst ging darüber hinaus die Seite Beggbox an den Start. Sie erlaubt das Betteln im Netz. Oft schämten sich Menschen, die in finanzielle Notlagen geraten seien, um Hilfe zu fragen, heißt es bei Beggbox. Das Internet sei geeignet, diese Hemmschwelle zu überwinden. Momentan finden sich auf Beggbox vor allem Gesuche für Geldspenden. In einem „ehrlichen Bettelbrief“ bittet beispielsweise Lorena: „Ich brauche einfach nur Geld, damit ich nicht meinen Eltern Recht geben muss.“ Denn: „Diese hatten mir schon von Anfang an gepredigt, dass das Leben in einer eigenen Wohnung teurer werden würde.“ Andere Einträge klingen verzweifelt: „Bitte hilft mir, stehe kurz vor finanziellem Absturz, habe kein Geld mehr, kann meine Raten, Mieten und Rechnungen nicht mehr bezahlen.“

Besonders viele Einträge gibt es bei Beggbox noch nicht – die Hemmschwelle scheint höher als erwartet. Mit den beiden Portalen Betterplace und Friendfund stehen Caremaker allerdings zwei ältere und gut aufgestellte Player im deutschen Markt gegenüber, die erst einmal überholt werden müssen, um die deutsche Marktführerschaft zu erreichen. Piercing-Rolf hingegen bleibt mit seinen 453 Metallsteckern im Körper sicherlich noch eine Weile ganz vorn. Und vielleicht klappt’s bald auch mit den gefärbten Augäpfeln.

Bild: Caremaker