Einer der fünf Anbieter im Test: DriveNow

Was kostet ein Auto im Monat? Die Mehrheit der Deutschen wird auf diese Frage keine genaue Zahl nennen können. Und wenn doch, ist sie mit großer Wahrscheinlichkeit deutlich zu niedrig: Laut Autokosten-Rechner des ADAC liegen die monatlichen Kosten eines VW Golf bei einer jährlichen Fahrleistung von 15.000 Kilometern bei etwa 220 Euro – wer den Wertverlust dazu rechnet, kommt bei einem Neuwagen auf mehr als 500 Euro monatliche Kosten.

Eine Alternative zum eigenen Auto heißt Carsharing. Von der ursprünglichen Idee dahinter – mehrere Menschen teilen sich ein Auto und damit die Kosten – hat sich die heutige Realität weit entfernt: Große Anbieter halten in den Städten mehrere Fahrzeuge bereit, die ihre Kunden je nach Verfügbarkeit mieten können. Wie gut das bei fünf großen Carsharing-Anbietern funktioniert und ob es günstiger als ein eigenes Auto ist, hat Computer Bild getestet.

Die Testkandidaten: Flexibler als Mietwagen

Carsharing ist mehr als nur ein neumodischer Ausdruck für „Mietwagen“. Die Angebotsformate sind dabei je nach Test-Kandidat recht unterschiedlich: Die Fahrzeuge der beiden bekanntesten Anbieter DriveNow und Car2Go gehören in deutschen Metropolen wie Berlin, Hamburg und München schon zum Stadtbild. Die Autos stehen frei auf öffentlichen Parkplätzen und speziell ausgewiesenen Flächen. Wer Car2Go oder DriveNow nutzt, steigt ins nächstbeste Auto und stellt es später irgendwo im Stadtgebiet wieder ab. So sind die Fahrzeuge ständig „im freien Fluss“. Dieses Prinzip hat darum den entsprechenden englischen Ausdruck erhalten: free floating.

Für den Nutzer ist das mit Abstand am flexibelsten. Er muss nur per App ein Auto in der Nähe suchen, anmieten, losfahren und es später irgendwo auf einem öffentlichen Parkplatz im erlaubten Gebiet wieder abstellen. Das funktioniert aber erst dann gut, wenn der Kunde gute Chancen hat, überall und zu jeder Zeit ein freies Fahrzeug in der Nähe zu finden. Nur DriveNow und Car2Go erreichten in diesem Testpunkt die Note „gut“, sind aber nur in wenigen Großstädten verfügbar. Beim Praxistest in Hamburg gab es für beide sogar die Note „sehr gut“.

Ähnlich wie klassische Mietwagen-Firmen à la Sixt oder Europcar, folgen die Carsharing-Anbieter Cambio, Citee Car und Flinkster dem stationären Prinzip. Wer sich ein Auto mietet, muss es von festen Sammelplätzen oder Parkzonen abholen und auch wieder dorthin zurückbringen. Dieses starre Prinzip ist nur dann komfortabel, wenn es möglichst viele solcher Sammelplätze vor Ort gibt. Flinkster, das Angebot der Deutschen Bahn, hat mit rund 1.000 Stationen in 200 Städten zwar das größte Netz, aber die Dichte ist bei einer Flottengröße von etwas mehr als 3.500 Fahrzeugen sehr gering.

Zum Vergleich: Car2Go hat ebenso viele Fahrzeuge, ist aber nur in neun Regionen aktiv. Wer das Glück hat, dort zu wohnen, findet also leichter ein Car2Go- als ein Flinkster-Fahrzeug. Cambio wiederum profitiert von der Konzentration auf Wohnortnahe Stellplätze in zehn Regionen mit 1.500 Fahrzeugen.

Wie teuer ist Carsharing?

Die tatsächlichen Kosten fürs Carsharing hängen von mehreren Faktoren ab: Alle Anbieter verlangen eine einmalige Gebühr zwischen 9 Euro bei Citee Car und 50 Euro bei Flinkster (kostenlos mit Bahncard). Bei Car2Go und DriveNow gibt es für Neukunden oft Aktionsrabatte. Bei Cambio zahlen Nutzer zudem noch je nach Tarif zwischen 3 und 25 Euro Grundgebühr – sofern sie nicht Studenten sind oder eine Abo-Karte für den lokalen Nahverkehr haben. Alle Anbieter verlangen eine Gebühr für die Mietdauer. Car2Go und DriveNow rechnen standardmäßig in Minuten ab: Fahrtminuten kosten zwischen 29 und 34 Cent, Parkminuten zwischen 15 und 19 Cent.

Bei allen anderen beträgt die Mindestmietdauer meist eine Stunde und kostet je nach Fahrzeugtyp, Tarif und Tageszeit zwischen 0,50 Euro (Cambio) und 7,80 Euro (Flinkster). Freikilometer gibt es nur bei den Anbietern Car2Go (50 km) und DriveNow (200 km). Wer die Grenze überschreitet, zahlt bei beiden zusätzlich zum Zeitpreis 0,29 Euro pro gefahrenem Kilometer. Die Spritkosten sind bei allen Anbietern innerhalb Deutschlands im Mietpreis inbegriffen. Ist der Tank beim Einsteigen weniger als ein Viertel gefüllt, kann man mit der Tankkarte im Handschuhfach gratis tanken.

Sind die Autos immer verfügbar?

Ob Carsharing – egal bei welchem Anbieter – günstig ist oder nicht, hängt nicht nur von den Mietkosten ab, sondern auch davon, ob überhaupt ein Auto zum gewünschten Zeitpunkt verfügbar ist. Gleich mehrere Faktoren bestimmen die Verfügbarkeit: Das Free-floating-Prinzip und eine große Flotte sind fast schon eine Garantie dafür, schnell ein Auto in der Nähe zu finden. Hier schnitten darum auch DriveNow und Car2Go mit Abstand am besten ab. Wer an vielen Standorten vertreten ist, braucht auch sehr viele Fahrzeuge, sonst ist die Flottendichte zu niedrig und freie Fahrzeuge sind Mangelware.

Ebenfalls zu beachten sind zeitliche Faktoren: Nachts ist der Andrang deutlich geringer als an sonnigen Samstag-Nachmittagen. Diese zeitabhängige Verfügbarkeits-Verteilung trifft alle Anbieter. Firmen wie DriveNow leiden darunter mehr, da zu solchen Stoßzeiten ihre schicken Mini-Cabrios gefragter sind, als etwa die Kias von Citee Car.

Carsharing-Test: Die Ergebnisse im Detail.

Carsharing-Test: Die Ergebnisse im Detail

Fazit: Komfortabel, aber (noch) kein Ersatz fürs Auto

Anmeldung, Suche, Reservierung und Freischaltung – all das klappt bei allen Anbietern sehr einfach und bequem per Smartphone-App. DriveNow und Car2Go lassen sich für Großstädter fast so komfortabel wie ein eigenes Auto nutzen, dafür sind sie teuer. Einen 100-prozentigen Ersatz fürs eigene Auto bietet noch kein Anbieter. Denn an einem Ende hakt es immer wieder: Entweder sind die Autos nicht spontan genug einsatzbereit oder sie sind einfach zu teuer.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Computer Bild.

Bild: DriveNow