Mieter, die sich mit Schimmel im Bad herumplagen, hoffen auf schnelle Hilfe. In dem Dreier-Geflecht aus Vermieter, Handwerker und Mieter werden die Probleme jedoch oft verschleppt. Schuld daran ist die komplett veraltete Art der Kommunikation. Einige der Vermieter und Handwerker sind nur schwer per Telefon zu erreichen – von E-Mail oder Webauftritt ganz zu schweigen. Es ist eine Situation, die auch Peter Schindlmeier als Mieter erleben musste.

Schindlmeier hat gemeinsam mit David Langer und Oliver Stamm Casavi gegründet. Das Startup bietet eine digitale Kundenservice-Plattform für die Wohnungswirtschaft. Über einen geschützten Onlinebereich können Mieter und Vermieter ihre Mitteilungen, Termine und Dokumente teilen – eine Kampfansage an den klassischen Hausaushang. Etwa jeder zweite eingeladene Wohnungseigentümer soll Casavi bereits aktiv nutzen, so das Unternehmen. Das Startup ist seit Mai 2015 Teil von You Is Now, dem Accelerator-Programm der Scout24-Portale.

Peter Schindlmeier sprach mit Gründerszene über das Portal und die Parallelen zur Fintech-Branche.

Peter, wie kamst Du auf die Idee zu Casavi?

Ein Problem in meinem Bad führte zu einem wochenlangen Katz-und-Mausspiel mit meinem Vermieter und dem hinzugezogenen Handwerker. Die Parteien haben weder untereinander noch mit mir elektronisch kommuniziert. Nur mit viel Glück waren sie telefonisch erreichbar. Im Gespräch mit Freunden konnte fast jeder eine ähnliche Geschichte erzählen. Uns wurde dann relativ schnell bewusst, dass es in der Wohnungswirtschaft noch viel Aufholbedarf in puncto Digitalisierung gibt.

Das Thema weist Parallelen zur Digitalisierung der Bankgeschäfte auf. Siehst Du das ähnlich?

Absolut. Vor einigen Jahren war Online-Banking noch eine Zusatzleistung für die reguläre Kundenbetreuung. Mittlerweile existiert das Geschäftsmodell der reinen Online-Bank, und damit ist Platz für Startups wie die Fidor Bank oder Number26. Eine Bank wird also auch zunehmend an ihren digitalen Services gemessen. Eine ähnliche Entwicklung erwarten wir auch für die Wohnungswirtschaft.

Welche Funktionen bietet die Online-Plattform Casavi für Vermieter und Mieter?

Für Mieter ist Casavi eine einfache Möglichkeit, alle wohnungsrelevanten Informationen an einer Stelle digital zu sammeln, etwa Abrechnungen, Verträge, Notfallkontakte oder auch den nächsten Ablesetermin. An den erinnert mich Casavi dann zeitnah. Umgekehrt ist die Plattform als Kundenserviceportal konzipiert. Das heißt, ein Mieter kann Schadensmeldungen oder andere Anliegen elektronisch einreichen und den Bearbeitungsstand verfolgen. Für den Vermieter oder die Hausverwaltung bedeutet elektronische Kommunikation im Vergleich zum Telefon einen geringeren Aufwand und damit weniger Kosten. Und durch die Möglichkeit sich als Mieter eigenständig zu informieren, sinkt die Anzahl der zu bearbeitenden Anfragen.

Müssen Vermieter nicht weiterhin alle Informationen in Papierform an die Mieter weiterreichen?

Nicht unbedingt. Es gibt gewisse Inhalte, die per Brief zugestellt werden müssen, zum Beispiel eine Mahnung. Wo das aber nicht zwingend notwendig ist, kann die Wohnungswirtschaft auch auf elektronische Informationsbereitstellung setzen, wie dies in anderen Branchen bereits üblich ist.

Die Plattform adressiert auch externe Dienstanbieter. Was für eine Rolle spielen die?

Wir wollen Casavi als zentrale Schnittstelle für alle Informationen und Services rund um die eigene Wohnung etablieren. Abgesehen von dem Vermieter beziehungsweise der Hausverwaltung spielen hier auch Kabelnetzbetreiber, Energieversorger und haushaltsnahe Dienstleister eine wichtige Rolle. Für die Suche nach einem Babysitter, einer Putzhilfe oder einem Einkaufshelfer gibt es ja mittlerweile spezialisierte Onlineservices. Über unsere Plattform lassen sich solche Dienste passend beim Endkunden platzieren.

Casavi soll auch die Kommunikation unter Nachbarn verbessern. An dieser Stelle gibt es bereits viel Konkurrenz.

Wir haben nicht den Anspruch, ein soziales Netzwerk im Stil von Facebook für die Nachbarschaft zu entwickeln. Bei uns stehen vor allem praktische Aspekte im Vordergrund, um der Anonymisierung in der Nachbarschaft entgegenzuwirken. Unser Vorteil ist, dass wir dieses Thema gemeinsam mit der Wohnungswirtschaft angehen und so den Mietern mehr bieten können als nur Nachbarschaftskommunikation.

Peter, danke für das Gespräch.

Bild: Casavi/Screenshot Webseite