Für die Makler geht es um mehr als Kleingeld.

So fühlt es sich also an, wenn man disruptet wird. Der Wohlfühl-Faktor beim Bundesverband der Versicherungskaufleute (BVK) und seinen Mitgliedern dürfte gerade jedenfalls nicht besonders hoch sein – und nun wehrt man sich. Der BVK klagt gegen das Vergleichsportal Check24, weil man sich in dem Finanz-Industriezweig vom Münchener Newcomer gehörig auf den Schlips getreten fühlt.

Check24 halte sich nicht an die Vorschriften der Finanzberatung und der Dokumentation der Beratung, klagte BVK-Präsident Michael Heinz kürzlich gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Vorsichtshalber hat er eine Unterlassungserklärung verschicken lassen. Die hat Check24 dem Bericht zufolge allerdings nicht unterschrieben, weil man die Vorwürfe für ungerechtfertigt hält. Nun sollen sich die Gerichte damit auseinandersetzen.

Währenddessen punktet das Klageobjekt Nummer eins der traditionellen Makler nun mit guten Geschäftszahlen. Check24, das vor allem im Kfz-Bereich in den vergangenen Jahren große Erfolge gefeiert hat, erhöhte seinen Umsatz im vergangenen Jahr laut F.A.Z. unter Berufung auf die dpa um bemerkenswerte 60 Prozent auf 330 Millionen Euro. Stark zugelegt habe vor allem das Geschäft mit Reisen, Krediten sowie Strom- und Gastarifen.

Zahlen zum Gewinn nennt die bereits vor 17 Jahren gegründete Firma, die heute 800 Mitarbeiter beschäftigt, nicht. „Aber wir wachsen profitabel und finanzieren das Wachstum allein aus Eigenmitteln“, zitiert die dpa Christoph Röttele. Angesprochen auf die drohende Klage bleibt der Check24-Geschäftsführer gelassen: „Wenn das Gericht sagt, dass wir etwas ändern müssen, werden wir das machen.“ Verbraucherschützern ist das zu wenig, sie hatten die Vergleichsportale zuletzt aufgefordert, auch die Höhe der Provision für die Vertragsvermittlung offenzulegen.

Damit nicht genug. Stolze 15 „Antworten“, was „von solchen Geschäftsmodellen und Praktiken zu halten“ ist, hat Helge Lach währenddessen aufgeschrieben. Er ist Vertriebsvorstand bei der Frankfurter Vertriebsorganisation DVAG. Es braucht nicht viel Fantasie, sich zu denken, in welche Richtung die Zeilen gehen. Damit keine Missverständnisse auftreten, spricht Lach dennoch gleich im ersten Absatz von „arglistiger Täuschung“. Grundsätzlicher Vorwurf: Die Nutzer würden nicht ausreichend über das Kleingedruckte aufgeklärt.

Lange dauerte es nicht, bis auf dem gleichen Weg – per Blogeintrag, genauer: offenem Brief – der Gründer des Berliner Startups Knip das Wort ergriff. „Ihr seid der Grund, warum es Knip überhaupt gibt! Der Versicherungsvermittler ist die mit Abstand unbeliebteste Berufsgruppe in ganz Deutschland. Strukturvertriebe im Pyramidensystem sind einer der Hauptgründe dafür“, schreibt Dennis Just. Das Handelsblatt griff den Beitrag auf, und der Zwist wurde in den Kommentarspalten ausgetragen.

Die erhobenen Vorwürfe gegen die Fintech- beziehungsweise Insuretech-Startups zielen dabei immer in die gleiche Richtung: Man versuche mit einer „läppischen App“ die Rolle eines Versicherungsmaklers einzunehmen – ohne Hilfestellung für den Nutzer im Schadensfall. Währenddessen sagen die Makler, sie böten deutlich bessere Dienstleistungen zu den komplexen und schwierigen Versicherungsprodukten.

Und genau an dieser Stelle liegt der Denkfehler aus Sicht der Startups. Diesen hat man schon an anderer Stelle gesehen: Produkte bleiben (zu) lange (zu) komplex, während eine alteingesessene Sub-Industrie versucht, ihr Revier zu verteidigen. Und weil es bei Versicherungen wie auch Banken zu einen um das liebe Geld, zum anderen aber auch um besonders gewichtige – vertragliche – Konsequenzen geht, wird der Siegeszug der digitalen Herausforderer ganz offensichtlich kein schneller und einfacher werden.

Derweil macht der Zuspruch für die Angebote der Fintech- und Insuretech-Startups deutlich, dass sich die Kunden zunehmend weniger für Modalitäten, sondern vor allem für die Einfachheit von Bank- und Versicherungsprodukten interessieren. Das ist ein Signal, das die Versicherungen nicht auf ewig ignorieren können – neue, einfachere Angebote müssen her. Spätestens dann werden sich auch die traditionellen Makler mit den neuen, digitalen Gegebenheiten zurechtfinden müssen. Congratulations, you’ve been disrupted!

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