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Mal andersrum gefragt – das Bewerbungsinterview mit Recruitern

In unserer Reihe „Mal andersrum gefragt “ fühlen wir denjenigen auf den Zahn, die normalerweise die Fragen stellen: Recruitern. Dieses Mal mit Christin Cimander, HR-Managerin bei Six Minutes Media in Berlin. Das Unternehmen von Gründer Fabian Spielberger steht hinter der Social-Shopping-Community MyDealz und hält auch Anteile an dem Reiseportal Urlaubspiraten.

Stelle dich bitte kurz vor. Wer bist du und was machst du? Was ist dein aktueller Job?

Als HR-Managerin bin ich bei Six Minutes Media für alle Themen rund um das Personal zuständig. Aktuell befinden wir uns in einer sehr spannenden Wachstumsphase; aus dem Ein-Mann-Unternehmen MyDealz entwickelt sich im Rahmen unseres internationalen Projekts Pepper.com „The World’s Largest Deal Community“. Neben dem Suchen, Gewinnen und Einstellen neuer Teammitglieder für das gesamte Pepper-Netzwerk verantworte ich außerdem die Planung und Durchführung von Employer-Branding-Aktivitäten, Personal- und Organisationsentwicklung, On-/Offboarding von Mitarbeitern sowie Kulturthemen. Darüber hinaus habe ich stets ein offenes Ohr für die Wünsche und Sorgen meiner Kollegen, organisiere Teamevents oder Hackdays und versuche generell zu einer positiven Atmosphäre in unserem gemütlichen Loft-Office beizutragen.

Wie sieht dein beruflicher Background aus?

Während meines Studiums habe ich mich auf die Bereiche Arbeits-/Organisationspsychologie sowie Eignungsdiagnostik spezialisiert und diverse praktische Erfahrungen in Praktika und einschlägigen Nebenjobs gesammelt. Mein Berufseinstieg begann im Bereich Personal- und Organisationsentwicklung bei einer Versicherung. Anschließend habe ich mich bei Axel Springer auf das Thema Führungskräfteentwicklung fokussiert und hatte über einen Zeitraum von drei Jahren die Verantwortung für ein internationales Führungsnachwuchsprogramm.

Wie strukturierst du deinen Arbeitstag?

Als erstes schaue ich, welche Termine und Gespräche den Tag über anstehen und bereite mich ggf. darauf vor. Anschließend scanne ich alle neuen Bewerbungen oder gebe eine Rückmeldung zum aktuellen Stand. Jeder Tag und jede Woche sieht bei mir völlig anders aus, teilweise stehen Meetings oder längere Workshops auf dem Plan, regelmäßig natürlich Skype-Interviews sowie persönliche Gespräche mit Kandidaten, aber auch administrative Tätigkeiten wie Vertragserstellung oder ähnliches. Größere Zeitblöcke nutze ich, um an strategischen Themen zu arbeiten, Konzepte zu erstellen oder mich in neue Prozesse hineinzudenken.

Warum ist Recruiting die perfekte Position für dich?

Eine große und ehrliche Portion Neugier für Menschen und Lust auf intensive Gespräche sind die Grundvoraussetzung, damit der Job Spaß macht. Ich liebe es, den Sachen auf den Grund zu gehen und herauszufinden, welche Erfahrungen den Kandidaten geformt haben und welche Motivation ihn antreibt. Mir ist es wichtig, dass sich jeder Bewerber ernst genommen fühlt und mit einem guten Gefühl aus dem Gespräch herausgeht und sagt: „Ich konnte absolut zeigen, wer ich bin und was ich kann.“ Außerdem möchte ich dem Bewerber stets ein authentisches Bild vom Unternehmen und unserem Team vermitteln. Nur so können beide Seiten ehrlich abschätzen, ob sie zusammenpassen. Mein Ziel ist es, Mitarbeiter langfristig an uns zu binden und das Potenzial jedes Einzelnen auszuschöpfen.

Was macht dir an deinem Job besonders Spaß – und was gar nicht?

Besonders gefällt mir an meinem Job, dass ich nah an den einzelnen Mitarbeitern bin. Zudem werde ich in die langfristige Strategie von Pepper.com eingebunden und kann das Unternehmen so aktiv mitgestalten. Internationale Themen spielen eine immer größere Rolle und die Zusammenarbeit in einem internationalen Team hat mich schon immer gereizt. Die Vielfalt und Abwechslung an Themen und Aufgaben ist wahrscheinlich in keinem anderen Job zu übertreffen. An sich gibt es keine wirklich negativen Seiten meines Jobs. Ab und an ist es nur schade Bewerber abzulehnen, die sehr qualifiziert sind, weil es einen gibt, der eben noch ein bisschen besser ist.

Wie rekrutiert ihr?

Bewerber, die Six Minutes bereits kennen und gezielt nach einem Job suchen, finden auf unserer Jobseite einen Überblick über alle Vakanzen. Eine weitere wichtige Quelle, um an passende Bewerber zu gelangen, sind Empfehlungen unserer Mitarbeiter, getreu dem Motto: Talent attracts Talent! Offene Vakanzen schreiben wir aber natürlich auch in diversen Portalen aus und posten bei Facebook, LinkedIn und Xing, damit möglichst weitreichend geteilt werden kann.

Der erste Eindruck zählt. Womit kann ein Bewerber auf den ersten Blick punkten? Was sind absolute No-Gos?

Unter einer aussagekräftigen Bewerbung verstehe ich einen kurzen, knackigen CV und ein Anschreiben, in dem die Motivation authentisch zum Ausdruck gebracht wird. Ein absoluter Pluspunkt ist es, wenn sich ein Bewerber Gedanken gemacht hat, wie er seine Erfahrungen ganz konkret bei uns einbringen kann oder welches Verbesserungspotenzial er sieht. Wir möchten mit Menschen zusammenarbeiten, die mitdenken und sich mit uns gemeinsam weiterentwickeln wollen. Auf welche Art und Weise sich ein Kandidat sein Wissen angeeignet hat, ob Studium, Ausbildung oder berufsbegleitendes Studium, ist für uns zweitrangig.

In welchem Rahmen findet bei euch ein Bewerbungsgespräch statt?

Für gewöhnlich laden wir Kandidaten aus Berlin und Umgebung zu einem persönlichen Gespräch ein, alle anderen Kandidaten lernen wir zunächst bei einem Skype-Interview kennen. Das Erst-Interview führe ich gemeinsam mit dem Team Lead oder Kollegen aus dem Fachbereich. Bei einer positiven Einschätzung gibt es oftmals eine schriftliche Hausaufgabe oder, speziell für Entwickler, einen fachspezifischen Test. Wenn das Ergebnis unseren Anforderungen gerecht wird, kommt es zu einem persönlichen Interview mit unserem CEO Fabian Spielberger. Oftmals durchlaufen eine große Anzahl von Bewerbern unseren Auswahlprozess bevor es zu einem Angebot kommt, da wir sicherstellen wollen, den geeignetsten Kandidaten zu finden und uns ausschließlich mit einer hundertprozentigen Passung zufrieden geben. Deshalb führen wir zusätzlich Referenzgespräche mit ehemaligen Kollegen und Vorgesetzten, um unser Bild, das wir in den Gesprächen mit den Kandidaten gewonnen haben, abzurunden.

Seit wann bist du im Recruiting tätig?

Mit voller Verantwortung für das Recruiting ist dies mein erster Job. Seit einem halben Jahr sammle ich hier täglich neue Erfahrungen, was das Identifizieren und Entwickeln von Potenzial anbelangt. Eine sehr gute Basis in der Personalauswahl konnte ich aber bereits während meines Psychologiestudiums und in meinen vorherigen Jobs aufbauen.

Was zählt mehr – Motivation oder Lebenslauf?

Für die meisten Positionen bei MyDealz steht die Motivation und das Potenzial, welches wir im Laufe des Auswahlprozesses erkennen können, absolut im Vordergrund. Was nützt ein 1,0-Abi und ein Studium in der Regelstudienzeit, wenn der Kandidat unser Business Modell nicht versteht oder seinen Job nicht mit hundertprozentiger Leidenschaft macht? Bei Besetzungen im Development schauen wir natürlich etwas mehr auf die sogenannten Hard Facts, damit der Kandidat unseren Herausforderungen im Arbeitsalltag dann auch gerecht werden und auf seine Erfahrungen aufbauen kann und natürlich Spaß bei der Arbeit hat.

Findest du es okay, wenn Lebensläufe „aufgehübscht“ werden?

Liebe Bewerber, bitte zeigt uns ehrlich, wer ihr seid und welche Erfahrungen ihr mitbringt. Wer weiß, vielleicht suchen wir genau dieses eine Profil? So spart ihr uns und auch euch sehr viel Zeit! Ich kann mich an einen konkreten CV erinnern, bei dem sich der Titel „Head of Sales“ durch eingehende Recherche als ein Praktikum in einem Startup herausgestellt hat. Die erhoffte Einladung zum Gespräch blieb demnach aus. Ehrlichkeit währt eben immer am längsten.

Bild: 6Minutes Media