Die eigene Geschäftsidee vor potentiellen Geldgebern und anderen Interessierten zu pitchen, ist eine der Fertigkeiten, die jeder Gründer beherrschen sollte. Und da ein Fahrstuhl ein reichlich ungeeigneter Ort dafür ist, haben junge Startups im Format „Frischlingsfragen“ von nun an die Möglichkeit, sich und ihr Geschäftsmodell kurz und präzise vorzustellen: Gründerszene stellt zehn Fragen, und dieses Mal antwortet Click.to (www.clicktoapp.com).

Click.toWer seid ihr und was macht ihr?

Wir sind Martin Welker und Peter Oehler von Axonic und wir entwickeln Desktopapplikationen für User, die effizienter mit ihrem Computer arbeiten wollen. Aus unserer Vision – Vereinfachung von Arbeitsabläufen – sind zahlreiche Applikationen entstanden, die das Suchen, Finden und Sichern von Dateien, E-Mails oder Kontakten vereinfachen. Lookeen Search, der Lookeen Server und der Lookeen Backup Manager gehören zu dieser Reihe. Mit Click.to sind wir noch einen Schritt weiter gegangen und haben ein Werkzeug geschaffen, das tief in den Arbeitsablauf am PC eingreift – und so die tägliche Arbeit dramatisch erleichtern kann.

Click.to verkürzt dazu die alltäglichen Klickwege zwischen Start und Ziel. Ausgangspunkt sind dabei markierte Inhalte, also Texte, Dateien oder Fotos. Ziel ist all das, was man mit diesen Inhalten machen will: Die Suche auf Google, Übersetzen, Nachschlagen auf Wikipedia, Veröffentlichen auf Facebook oder Twitter, das Schreiben einer E-Mail oder eines Dokuments oder der Upload auf Box.net oder Dropbox. Für jeden dieser Alltagsfälle macht Click.to den User ein wenig effektiver. Und das summiert sich am Ende des Tages zu einer erheblichen Entlastung und zu einem Gewinn an Fokussierung auf das Wesentliche.

Hinter jedem Erfolg steckt eine Vision. Wie seid ihr auf eure Idee gestoßen?

Smartphones sind erst seit fünf bis sechs Jahren auf dem Markt und trotzdem haben wir uns schon vollkommen daran gewöhnt, dass wir bestimmte Aktionen mit nur einer Fingerbewegung in Gang setzen können: Fotos auf Facebook posten oder per E-Mail verschicken zum Beispiel. Beim Umgang mit dem iPhone wurde uns irgendwann schlagartig bewusst, dass genau dieser Ansatz auf klassischen Desktop-PCs fehlt – und uns täglich viel Arbeit ersparen könnte. Denn der PC hat die Apps faktisch verpasst. So entstand die Idee, das altbewährte Copy&Paste-Prinzip weiterzudenken und eine Desktop-App zu entwickeln, die Wege zwischen Start- und Ziel-, Desktop- und Webanwendungen bedeutend verkürzt.

Noch wichtiger als die Idee ist häufig das Team. Wer sind die Gründer, was habt ihr vorher gemacht und wie habt ihr zueinander gefunden?

Kennengelernt haben wir uns im Fitnessstudio. Martin Welker ist studierter Diplom-Informatiker von der Universität Karlsruhe und hat Axonic nach diversen Tätigkeiten im Silicon Valley und in San Francisco bereits 2003 gegründet. Peter Oehler kam nach seinem geisteswissenschaftlichen Studium und sechs Jahren Erfahrung als Director in der IT– und Computerspiele-Branche Ende 2006 als COO zu Axonic.

Viele Gründungsideen sind nicht gänzlich neu. Was ist euer USP und was macht ihr anders als alle anderen?

Click.to betrifft nicht nur eine kleine Sparte, nicht nur ein Programm und auch nicht nur eine Website – sondern wir verknüpfen alle Teile zu einem großen Ganzen. Unser USP ist dabei, dass wir ganzheitlich vereinfachen wollen. Click.to steht vertikal zu den unzähligen Apps, die jeden Tag auf den Markt kommen – wir stehen mit den aktuellen Programmen und Cloud- und Webservices also nicht in Konkurrenz, sondern ergänzen sie.

Langfristig soll sich Click.to als Synonym für „kurze Wege“ auf Windows, Mac OS/iOS und Android etablieren. Click.to wird so intelligent sein, dass es dem User case-sensitive Aktionen anbietet und so ein gänzlich neues „Workflow-Feeling“ etabliert. Click.to will einen tatsächlichen Workflow erschaffen – man surft durch seine Applikationen und von einem Webservice zum anderen, ohne ständig manuell Fenster und Browser zu wechseln, Apps zu starten und wieder schließen.

Zum Business: Wie funktioniert euer Geschäftsmodell? Und wie groß ist das Marktpotenzial?

Click.to ist das Bindeglied zwischen nahezu allen anderen Teilnehmern auf dem Softwaremarkt, daher schätzen wir die Möglichkeiten zur Verbreitung entsprechend groß ein. Der Verbreitungsgrad wird als wichtiger Faktor in die Konkretisierung unserer Monetarisierungspläne einfließen. Derzeit ist Click.to kostenlos und wird es vorerst auch bleiben, denn auch bei einer „Free-Version“-Strategie sehen wir einige lukrative Wege, wie zum Beispiel Affiliate-Partnerschaften, In-App-Verkäufe, kostenpflichtige Partnerschaften, speziell angefertigte Click.to-Business- oder Branchenlösungen.

Ideen umzusetzen kostet Geld. Wie finanziert ihr euch?

Axonic fährt seit einigen Jahren einen Multi-Produkt Ansatz. Wir finanzieren Click.to durch Umsätze aus unserer übrigen Produktpalette. Unsere Suchlösung Lookeen etwa ist seit Januar 2008 auf dem Markt und wird sehr erfolgreich in über 80 Ländern der Welt verkauft.

Gibt es etwas, das euch noch fehlt? Ein Mitarbeiter, ein Investor oder ein Büro?

Unsere Kapitaldecke ist zur Zeit ganz solide, eine reine finanzielle Beteiligung steht für uns momentan nicht an. Wir haben in der letzten Zeit tolle Fortschritte gemacht, indem wir mit namhaften Unternehmen Partnerschaften geschlossen haben. Was uns helfen könnte wäre jemand, der die Tür zu den ganz großen Partnern öffnen kann: Google, Facebook, Twitter, Dropbox. Das würde unseren Weg mit Sicherheit beschleunigen.

Gibt es ein großes Vorbild für euch?

Ein großes Vorbild vielleicht nicht, aber viele kleine. Die jüngste Unternehmergeneration kennt viele herausragende Talente, die in ihrer Zeit und mit ihren Möglichkeiten Phantastisches geleistet haben. Die Übertragbarkeit von einer Person auf die andere und von einer Zeit auf die andere will ja bekanntlich nicht immer so einfach klappen. Daher versuchen wir natürlich auch, unseren eigenen Weg zu gehen.

Stellt euch vor, ihr könntet ein Lunch gewinnen. Wen würdet ihr aus der deutschen Startup-Branche gerne mit an den Tisch holen?

Peter Thiel, auch wenn man ihn wohl nur indirekt zur deutschen Startup-Branche zählen kann. Mit ihm hätten wir sicherlich mehr als nur für ein Lunch Gesprächsstoff.

Wo steht ihr heute in einem Jahr?

Click.to für Windows-Computer ist seit fünf Monaten auf dem Markt, die Mac OS X Version seit zwei Monaten. Noch dieses Jahr sind Versionen für iPhone, iPad, Android und eventuell auch Blackberry verfügbar. Anfang nächsten Jahres werden wir Click.to um die Funktion „case-sensitive Aktionen“ erweitern, mit der sich mehrere, hintereinander geschaltete Aktionen miteinander verknüpfen lassen. Etwa zeitgleich gehen wir mit einer API an den Markt, die es unseren Usern ermöglicht, nahezu jeden Webservice und jede Applikation an Click.to selbst einzubinden.

Click.to, vielen Dank für das Gespräch.