Ja, auch eine Tasse Kaffee ist irgendwie Content. In der Küche des Berliner Startups herrscht Ordnung. Die Wachstumsrate von Contentful: 478 Prozent

Die Deutschen sitzen immer weniger vor dem Computer. Stattdessen sitzen sie mit dem Tablet auf dem Sofa oder lesen die News auf dem Smartphone. Das zeigt der aktuelle „(N)Onliner-Atlas“ des gemeinnützigen Vereins Initiative D21, für den rund 30.000 Menschen befragt wurden, die älter als 14 Jahre sind. Für Unternehmen, die Inhalte im Netz anbieten, ist das ein Problem. Denn diese von einer Webseite in eine App zu packen, ist mit den bisher verwendeten Content Management Systemen (CMS) oft schwierig.

Laut Chris Schagen, Marketingdirektor des Berliner Startups Contentful, werden mobile Inhalte derzeit noch zu wenig berücksichtigt: „Generell – und insbesondere in Deutschland – fehlt es am Verständnis dafür, wie sich Inhalte so strukturieren lassen, dass dieselben Inhalte für unterschiedliche Plattformen verwendet werden können.“ Das Unternehmen hat daher ein sogenanntes API-First-CMS entwickelt. Während bisher in der Regel zuerst ein System für die Website gebaut und dann mit viel Aufwand für die App geöffnet wurde, beginnt Contentful mit einer generischen Schnittstelle oder API. Daran können dann verschiedene Plattformen gleichberechtigt angedockt werden.

Das ist nicht nur technisch leichter umzusetzen. Zudem können Unternehmen ihre Inhalte auf diese Weise plattformübergreifend verwalten – unabhängig davon, was sie publizieren. Wenn also zum Beispiel ein Produktname auf der Webseite, in der Tablet-App und der Smartphone-App geändert werden soll, kann das direkt an der Schnittstelle passieren. Zu den Kunden von Contentful zählen neben Ebay, Urban Outfitters und dem Verlag Axel Springer auch ein amerikanischer Energieversorger und eine französische Bank. „Wir wollten ein Produkt schaffen, das für alle Branchen funktioniert“, sagt Schagen. Rund 70 Prozent seines Umsatzes macht das Startup in den USA. „Dort begreifen Unternehmen viel stärker die digitale Transformation als Chance, sich mit Technologiekompetenz einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.“

Um seine Software zu verbreiten, verfolgt das Team eine U-Boot-Strategie: Statt in langwierigen Vergabeverfahren um die Gunst der Geschäftsführer zu kämpfen, wird die Technologie direkt Entwicklern zur Verfügung gestellt und zwar kostenlos. Irgendwann, so die Hoffnung, wird Contentful dann für so viele Anwendungen verwendet, dass sich der Kunde dafür entscheidet, das Gesamtpaket zu kaufen.

Eine dicke Finanzspritze

Dass Schagen und Unternehmensgründer Sascha Konietzke sich mit ihrer Software gezielt an stark technologiegetriebene Organisationen richten, liegt auch an der eigenen Firmengeschichte. Gegründet 2011 als Thriventures GmbH, arbeitete das damals noch drei Leute umfassende Team rund zwei Jahre lang an StorageRoom, einem cloudbasierten Content-Management-System. Sie lernten, nicht nur eine Technologie, sondern auch ein Geschäftsmodell zu entwickeln. „Beim Vorgänger StorageRoom hatten wir nur eine vage Vorstellung, wen wir mit unserem Produkt ansprechen wollten. Bei Contentful waren wir von Anfang an viel fokussierter“, sagt Schagen.

Mitte 2013 kam die Beta-Version der API-First-Software auf den Markt. Bei der Weiterentwicklung half eine dicke Finanzspritze: Rund 3,8 Millionen Euro bekam das Startup im Juni 2013 von den Investoren Balderton Capital und Point Nine Capital. Im August dieses Jahres folgten rund 1,3 Millionen Euro Förderung von der Investitionsbank Berlin.

Als nächsten Schritt plant das Startup den Sprung nach Übersee. Im Frühjahr 2016 soll ein zweites Büro in den USA eröffnet werden und das derzeit 40-köpfige Team weiter wachsen. „Wir gehen dahin, wo unsere Kunden sind. Unter anderem ist es dann für uns vor Ort leichter, einen guten Kundenservice zu bieten“, sagt Schagen. Ob Silicon Valley oder New York, sei dabei noch offen.

Bild: Contentful; Hinweis: Axel Springer ist Gesellschafter der Business Insider Deutschland GmbH, dem Medienhaus von Gründerszene. Weitere Informationen zu Business Insider findet ihr hier: www.businessinsider.de/informationen/impressum