Das Ehepaar Wöhrl 2009 in München

Dagmar Wöhrl wird bei der vierten Ausgabe von DHDL neu als Investorin dabei sein – aber nicht nur sie. Mehrfach hat die CSU-Politikerin betont, quasi im Team anzutreten – gemeinsam mit ihrem Mann, dem Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl, sowie ihrem Sohn Marcus Wöhrl, Chef der Hotelkette Dormero.

Wie teilen sich die Wöhrls die Arbeit auf? Und wie viel Geld steht eigentlich zur Verfügung? Dazu äußern sich Dagmar und Hans Rudolf Wöhrl erstmals im Gespräch mit Gründerszene. Weil das Ehepaar gerade in Sri Lanka weilt, haben wir das Interview per Mail geführt.

Frau Wöhrl, warum haben Sie sich entschieden, bei der „Höhle der Löwen“ mitzumachen?

Dagmar Wöhrl: Ich erlebe die Startup-Szene bereits seit vielen Jahren von einer anderen Seite – der wirtschaftspolitischen. Ich finde diese Szene einfach spannend und wichtig für die Zukunft unseres Landes. Deutschland galt einmal als das Volk der Dichter und Denker und „Die Höhle der Löwen“ bestätigt, dass das auch heute noch so ist! Unternehmertum kann man nicht einfordern, das kommt nur aus den Köpfen und Herzen, die gilt es zu fördern. Gelingt dies, ist es am Ende eine Win-win-Situation für alle Beteiligten und damit auch eine gewinnbringende Investition für mich.

Welche Rolle werden Sie, Herr Wöhrl, bei DHDL spielen?

Hans Rudolf Wöhrl: Ich würde mal sagen, dass ich die Rolle des erfahrenen Unternehmers und Investors übernehme. Ich bin jung genug, um mich auch für eine ausgefallene Idee begeistern zu können, aber auch alt genug, um nicht blind ins Verderben zu laufen. Außerdem haben wir mit unser Beteiligungsgesellschaft namens Intro den wirtschaftlichen Garant, dass wir auch mal ein Risiko eingehen können.

Und Ihr Sohn Marcus?

HRW: Marcus ist der junge Wilde! Er geht unkonventionell an die Dinge heran und das bezieht sich sowohl auf die eigentlichen Aufgaben als auch auf die Art, wie er sein Team führt. Er denkt quer und wird daher für manchen unserer zukünftigen Partner eine große Hilfe sein. Schließlich war er es, der in weniger als vier Jahren die damals kleine, defizitäre Gold-Inn-Gruppe zu einer erfolgreichen und ertragsstarken Hotelgruppe mit mittlerweile 13 Hotels gemacht hat. Er hat also das vorgelebt, was er jetzt auch anderen Gründern ermöglichen möchte.

Wer macht für Sie die Due Diligence und wer betreut die Gründer, wenn sie einmal im Portfolio sind?

DW: Die Due Diligence macht Intro – in enger Zusammenarbeit mit externen Experten wie Rechtsanwälten, Patentanwälten (!), Steuerberatern und sonstigen Fachleuten, die von Fall zu Fall einbezogen werden. Allerdings, und da unterscheiden wir uns von Banken etc., legen wir weniger Wert auf große und bunte Business-Pläne, sondern schauen uns die Idee und die Leute, die dahinter stehen, an. 30 Prozent Bauchgefühl, 30 Prozent die Menschen, 30 Prozent die Idee und nur 10 Prozent an sonstigem – das ist die Basis, auf der wir unsere Entscheidungen treffen werden.

In welchen Branchen fühlen Sie sich zuhause, wo können wir Investments erwarten?

DW: Man sollte sich da nie festlegen, denn sonst würde man vielleicht bei einer Jahrhundertidee, die gänzlich neu ist, „Ich bin raus!“ sagen.

Einige „Löwen“ haben klar identifizierbare Stärken: Frank Thelen kann Internet, Ralf Dümmel kennt sich mit Handel aus, Judith Williams mit allem, was sich über TV vermarkten lässt. Was ist Ihr USP – warum sollten Gründer auf eine Beteiligung von Ihnen hoffen?

DW: Nun, ich stehe ja nicht als Einzelperson mit Rat und Tat zur Verfügung. Neben dem sicherlich vorhandenen Know-how im Investmentbereich, den ich mit meiner Familie einbringen kann, findet man bei uns vor allem Engagement und Willen. Ich persönlich habe durch meine politische Arbeit schon immer viel mit Startups zu tun gehabt. Es gibt viele Förderprogramme in Deutschland – als Wirtschaftspolitikerin habe ich selbst jahrelang daran gearbeitet, sie aufzustocken und zu optimieren. Hier kenne ich mich also besonders gut aus. Als Familie sind wir vielleicht breiter aufgestellt als die anderen Löwen, und damit auch offen für extrem ungewöhnliche Ideen.

Welche Qualitäten muss ein Gründer demonstrieren, damit Sie investieren?

DW: Er muss offen, ehrlich und sympathisch sein. Das ist für das Bauchgefühl unverzichtbar. Er muss von seiner Idee überzeugt sein, muss bereit sein, selbst Opfer zu bringen, aber er darf nicht verbissen an seinem eingeschlagenen Weg festhalten wollen. Das ist der Mensch. Die Idee muss fundiert sein, eventuelle Patente müssen gesichert sein. Schließlich, und das ist für uns elementar wichtig, müssen wir das Gefühl haben, dass die Gründer auch im Kopf rechnen können. Wer die Addition zweier zweistelligen Zahlen im Kopf nicht beherrscht, der wird wohl kaum auf unserer Liste stehen.

Wie viel Kapital haben Sie für Investments bei DHDL zur Verfügung?

DW: Da sind wir offen, denn wenn eine Idee unsere flüssigen Mittel übersteigt, dann leihen uns die Banken sicherlich etwas. 😉

In der Vergangenheit sind viele in der Sendung vereinbarte Deals im Nachhinein noch geplatzt. Können sich die Gründer auf Ihr Wort verlassen?

DW: Das hängt davon ab, ob wir uns auf das, was die Gründer gesagt haben, verlassen können. Wenn es sich, wie schon oft geschehen, herausstellt, dass manche Zahlen geschönt waren, dass es Patente nicht gab oder dass die Beteiligungsverhältnisse nebst den angeblich erbrachten Vorleistungen mehr in Grimms Märchen als zur Realität passen, dann werden auch wir uns zurückziehen. Doch wenn das im Pitch Dargestellte richtig war und die Gespräche anschließend zeigen, dass man zusammenpasst, dann sind wir verlässliche Partner.

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Was ist, wenn trotz gelungener Due Diligence trotzdem etwas schief läuft?

HRW: Die Summe aller unserer Investments seit der Intro-Gründung vor 42 Jahren hat zu einem respektablen Ergebnis geführt, welches es uns ermöglicht, jungen Unternehmern bei DHDL ein Partner zu sein. Doch wer glaubt, dass es auf diesem langen Weg keine schweren Rückschläge, ja sogar Totalverluste, gab, der irrt. Unternehmer sein, heißt Risiko einzugehen und, wie bei jedem anderen Risiko auch, kann man dabei auf die Nase fallen. Daran ändern auch noch so gute Ideen, ausgeklügelte Kontrollmechanismen, ja noch nicht einmal große finanzielle Reserven etwas!

Wer eine Pleite ausschließen möchte, der darf nicht Gründer werden, wer glaubt, dass ein Unternehmer von Anfang an und immer Anspruch auf ein gesichertes Einkommen, geregelte Arbeitszeiten und Urlaub hat, der sollte Angestellter oder Beamter werden! Aus diesem Grund gehen wir jede Beteiligung auch mit dem Wissen an, dass sie schief gehen kann. Sollte das bei einer der von uns eingegangenen Beteiligung aus DHDL passieren, werden wir das mit Würde ertragen, vorausgesetzt, unser Partner war ehrlich und hat alles getan, um dies zu vermeiden. Wenn das der Fall war, würden wir ihm möglicherweise sogar noch einmal eine Chance geben – wir sind eben keine Bank, sondern Unternehmer!

Sie haben einmal gesagt, Computer seien Ihnen „suspekt“. Wie ist Ihre Beziehung zum Digitalen?

HRW: Ich finde die IT-Welt spannend und wir haben hier auch schon eine Reihe von Investments getätigt. Was mich ärgert: Ich habe keine Ahnung, was sich unter der Bedieneroberfläche abspielt. Meine Stärke war und ist, Dinge von Grund auf zu verstehen. Deswegen habe ich auch den Verkehrsflugzeugführerschein gemacht, um selbst unsere Linienflugzeuge steuern zu können. Aber ich kann nicht programmieren und deswegen brauche ich bei Investments, die sich mit der Technik beschäftigen, die richtigen Fachleute.

Frau Wöhrl, welche Qualifikationen als Abgeordnete und Politikerin könnten Ihnen bei DHDL nützlich sein?

DW: Aus meiner politischen Arbeit weiß ich, welchen Hürden und Schwierigkeiten junge Unternehmen gegenüber stehen. Daraus entsteht ein Verantwortungsbewusstsein – gerade für junge Menschen. Politik will ja auch für folgende Generationen wegweisend sein und dabei den Blick für gesellschaftliche Trends und Entwicklungen schärfen. Eine meiner großen Stärken liegt, glaube ich, in meiner Fähigkeit, Brücken zwischen verschiedenen Menschen und Interessen zu bauen. Dies kann mir bei DHDL, vielleicht auch in der Zusammenarbeit mit den anderen „Löwen“, behilflich sein.

Welche Pläne haben Sie für die Zeit nach Ihrem Abschied aus dem Deutschen Bundestag? Werden Sie auch abseits der Sendung als Investorin aktiv sein?

DW: Es ist ja noch etwas hin bis zu meinem Abschied und es gibt noch viel bis dahin auf den Weg zu bringen. Vielen meiner jetzigen Engagements werde ich auch nach meinem Ausscheiden aus dem Deutschen Bundestag treu bleiben. Ich will mich verstärkt bei Unicef einbringen und auch bei der „Aktion Deutschland hilft“. Darüber hinaus werde ich aber sicher auch viele neue Projekte angehen, die ich aber dann ganz in Ruhe sondieren werde. Erst einmal gilt meine volle Konzentration dann DHDL und den hoffentlich vielversprechenden Gründerinnen und Gründern.

Bild: Getty Images / Hannes Magerstaedt