Gestern war die private Mediathek noch voll mit Tausenden Bildern und Videos, mit kostbaren Erinnerungen der vergangenen zehn Jahre: Die ersten Gehversuche des Sohnes, der letzte Geburtstag von Großvater.

Heute meldet Windows : „Festplatte defekt“, oder der Klick auf den Bilderordner friert den Rechner ein, und dazu dringen aus dem Festplattengehäuse bedrohliche Klacker-Geräusche. Oder die Schadsoftware aus der unerkannten Phishing-Mail hat alle Bilder verschlüsselt, und verlangt Geld für ein Passwort, das nie kommt.

Der private Daten-GAU erscheint vielen Nutzern als unwahrscheinlich, doch mögliche Ursachen gibt es zuhauf: Hardware-Defekte, Hackerangriffe, Wohnungseinbrüche oder der Diebstahl des Laptops auf Reisen können allesamt dazu führen, dass unersetzliche digitale Archive des Privatlebens auf immer verloren gehen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein einzelner dieser Datenunfälle eintritt, mag jeweils nur relativ gering sein. Daraus zu schließen, dass die Gesamtwahrscheinlichkeit gering ist, wäre jedoch fahrlässig.

Erst wenn die Festplatte defekt ist oder der Virus die Daten blockiert, fällt der Mehrheit der Nutzer ein, dass sie keine Sicherungskopie angelegt haben. Wie viel privaten Nutzern die Datenrettung ihrer digitalen Erinnerungen im Schadensfall wert ist, zeigen Preislisten von privaten Datenrettungsunternehmen.

Eine professionelle Datenrettung kostet mindestens 300, je nach Schaden auch knapp 1000 Euro pro Datenträger. Die Hard- und Software für die rechtzeitige private Datensicherung ist dagegen billig.

1. Die zweite Festplatte

Am einfachsten funktioniert die private Datensicherung mittels USB-Festplatte. Backup Plus heißt eine Lösung vom Festplattenspezialisten Seagate. Die Geräte werden einfach per USB angeschlossen, eine einfache Back-up-Software für Windows liefert Seagate mit. Vier Terabyte Platz kosten 133 Euro und reichen für fast jede private Datensammlung.

Auf Macs gibt es mit dem Programm „TimeMachine“ eine bordeigene Lösung, die zuverlässige Back-ups anlegt. Der Haken an dieser manuellen Sicherung: Entweder muss die Festplatte permanent an den Rechner angeschlossen werden, und ist dann denselben Gefahren ausgesetzt: Diebstahl, Feuer, Virenattacken, um die wichtigsten zu nennen.

Oder die Festplatte wird physisch getrennt aufbewahrt – etwa im Bankschließfach oder passwortgeschützt bei Freunden – und muss dann regelmäßig wieder herausgeholt und angeschlossen werden. Gesichert ist dann nur der Datenstand, der vielleicht bereits Monate alt ist.

Moderne WLAN-Router haben ebenfalls meist einen Anschluss für USB-Speichermedien. Die Fritz!Box-Router von AVM können auch große Festplatten verwalten, die stehen physisch sicher etwa hinter der verschlossenen Kellertür oder in einem Stahlschrank im Heimnetzwerk für alle angeschlossenen Rechner als Netzwerkfestplatten zur Verfügung. Sie können von Sicherungssoftware angesprochen werden.

Acronis TrueImage heißt eine Lösung für Windows, die kontinuierliche Back-ups erlaubt. Sie gleicht konstant den Inhalt des PCs mit dem der Back-up-Platte ab und synchronisiert Änderungen und neue Dateien.

2. Die NAS

Die professionelle Back-up-Lösung im Heimnetz ist ein sogenannter NAS-Server: Hersteller Synology bietet mit der DS216 SE ein Servergehäuse für zwei Festplatten an, die sich in einem sogenannten RAID-Array gegenseitig sichern. Der NAS-Server wird per Netzwerkkabel ans Heimnetzwerk angeschlossen und dient sowohl als primärer Datenspeicher für alle heimischen Geräte als auch als sicherer Back-up-Speicherplatz.

Da zwei Festplatten gleichzeitig verbaut sind, kann selbst ein einzelner Festplattenausfall keinen Schaden verursachen. Die Synology-Software erkennt drohende Hardware-Schäden schon frühzeitig an Anfangssymptomen wie erhöhter Temperatur oder Lesefehlern, verschickt im Fall der Fälle einfach eine E-Mail an ihren Besitzer und bittet um Austausch der defekten Platte.

Auch potenzielle Hackerangriffe werden per E-Mail gemeldet, die Synology-Software wehrt unbefugte Zugriffe aus dem Netzwerk selbstständig ab. Zudem erlaubt sie, Cloud-Speicher bei externen Anbietern wie Amazon oder Microsoft einzubinden – dann sichert sie ihren Datenschatz selbst auch noch einmal im Netz und sichert die Daten so gegen Diebstahl oder Feuer ab. So viel Leistung hat ihren Preis: Eine DS216 mit zwei Vier-Terabyte-Festplatten kostet etwa 440 Euro.

3. Die Cloud

Die Datensicherung in der Cloud ist die wichtigste Ergänzung jeder privaten Datenstrategie: Bilder und Dokumente, die in Rechenzentren von Apple, Amazon, Google oder Microsoft abgelegt sind, sind gegen private Katastrophen wie Feuer und Diebstahl immun. Dafür unterliegen sie anderen Beschränkungen: Die Datensicherung erfolgt über das Internet und ist im Vergleich zum lokalen Speicher eher langsam.

Zudem hat fast jeder Nutzer private Bilder und Dokumente, die er nicht unbedingt einem externen Anbieter anvertrauen möchte. Bestimmte Inhalte – etwa Nacktbilder – sind zudem von einzelnen Anbietern zumindest theoretisch per Nutzungsbedingungen ausgeschlossen.

Der Speicherplatz im Netz ist nicht unbegrenzt frei verfügbar: Amazon verlangt für 50 Gigabyte 20 Euro im Jahr, Kunden des hauseigenen Premium-Abonnements Prime können zudem unbegrenzt viele Fotos sichern. Apples Kunden zahlen für 50 Gigabyte zwölf Euro im Jahr, Bilder belegen aber ebenso Platz wie alle übrigen Dokumente. Microsofts OneDrive ist bereits in Windows integriert, 100 Gigabyte Speicher kosten 24 Euro im Jahr.

4. Die Datenrettung

Ist der Daten-GAU schon passiert und liegt kein Back-up vor, hilft nur noch die Datenrettung per Software- und Hardware-Reparatur. Sowohl die Betriebssysteme von Apple wie auch von Microsoft bringen bereits Bordmittel zur rudimentären Reparatur mit. Doch Vorsicht: Wer hier ohne Detailwissen, dass den Rahmen dieses Artikels sprengen würde, selbst reparieren möchte, kann schnell den Schaden ungewollt vergrößern.

Je nachdem, ob eine Magnetfestplatte oder eine SSD-Festplatte auf Basis von Flashspeicher betroffen ist, sind völlig unterschiedliche Herangehensweisen geboten. In jedem Fall gilt: Bevor ein Reparaturversuch gestartet wird, sollte eine sogenannte Low-Level-Kopie aller noch lesbaren Daten der defekten Platte auf eine identisch große Datenpartition einer heilen Festplatte vorgenommen werden.

Diese erste Kopie sollte dann noch einmal kopiert werden, da nicht bekannt ist, ob die defekte Platte noch einmal gleich viele Daten wieder ausspuckt. Erst die zweite redundante Kopie darf dann für Datenrettungsversuche verändert werden. Gute Programme dafür sind DiskWarrior 5 für Mac von AISoft (119 Dollar, per Online-Einkauf) oder die beiden kostenlosen Programme TestDisk 7 (repariert Partitionen) und Recuva (findet gelöschte Daten) für Windows.

Wenn die Festplatte gar nicht mehr im System angemeldet werden kann, nur noch Klacker-Geräusche von sich gibt, und ihre Daten komplett für sich behält, liegt meist ein Hardware-Defekt vor. Dann hilft meist auch keine Software-Lösung für Privatleute mehr. Professionelle Datenretter sind trotzdem dazu in der Lage, Festplatten auszulesen – etwa indem sie defekte Bauteile in einer Reinraum-Umgebung staubfrei austauschen, oder sogar Magnet-Plattenstapel einzeln auslesen.

Doch eine solche professionelle Datenrettung hat ihren Preis: Bis zu 3.000 Euro nehmen die Datenretter für die Dienste, und nutzen dabei teils private Notlagen schamlos aus. Ein Testsieger in Tests von Fachmedien war der bayerische Anbieter DrData, der ab 59 Euro einen ersten Reparatur-Versuch startet. Doch auch bei ihm kostet die Reparatur eines Hardware-Defekts 250 bis 900 Euro pro Festplatte.

Dieser Text erschien zuerst in der Welt.

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