Er war wertvolle Stütze, fürsorglicher Ehemann, der „starke Mann an ihrer Seite“: Dave Goldberg, der am Freitag bei einem Trainingsunfall verstorbene Ehemann von Facebook-COO und Erfolgsautorin Sheryl Sandberg. Die Meldungen über Goldbergs tragischen Tod klangen in den vergangenen Tagen ein wenig so, als ob der 47-Jährige ein Leben im Schatten seiner berühmten Frau geführt hätte.

Dave Goldberg hätte diese Beschreibung wahrscheinlich nicht einmal gestört. Er war unheimlich stolz auf seine Ehefrau, und seine Bescheidenheit und Demut waren im Valley legendär. Trotzdem, mit Dave Goldberg verliert die Startupszene an der US-Westküste auch einen besonderen, selten erfolgreichen Unternehmer.

Als Gründer gehörte Goldberg nicht zur Gruppe der Erfinder und Tüftler, die gründen, weil sie ein tolles, neues Produkt oder Geschäftsmodell gefunden haben. Er gehörte zu den Machern, den Aus-Prinzip-Gründern, die es einfach wissen wollen.

1993 war Goldberg 26 und schon ein erfolgreicher Plattenmanager. Aber zufrieden war er nicht. „Ich beschloss, dass ich etwas starten musste“, erzählte er erst kürzlich Business Insider. „Es war mehr die Motivation, mein eigenes Ding zu versuchen als dass ich irgendeine brillante Idee gehabt hätte. Die Motivation war zuerst da, dann kam die Idee.“

Die Idee war trotzdem revolutionär. Mit seinem Schulfreund Bob Roback gründete er Launch Media, ein Musikmagazin, das monatlich auf CD-ROM erschien. In einer Zeit, in der sich Heimcomputer gerade erst durchsetzten und das Internet noch in den Kinderschuhen steckte, war das schon mutig. Noch bahnbrechender war aber das Erlösmodell: Anstatt auf Aboeinnahmen zu setzen, finanzierte sich Launch Media über Werbung. „Es gab viele Investoren, die zu uns sagten: ‚Niemand wird je auf Computern Anzeigen schalten wollen.‘ Das waren respektierte, erfolgreiche VCs.“

Es blieb nicht der einzige Digitalbereich, in dem Goldberg Pionierarbeit leistete. Wenige Jahre später, noch vor der Jahrtausendwende, stellte Launch Media auf ein Streaming-Modell um. 1999 ging das Unternehmen an die Börse, es war die Zeit der Tech-Blase, auch die Bewertung von Goldbergs Startup stieg auf bis zu 300 Millionen US-Dollar im März 2000. Doch der Gründer hatte nicht viel davon, als die schon lange andauernden Verkaufsverhandlungen mit Yahoo im Sommer 2001 endlich beendet waren, musste der Internetkonzern nur noch zwölf Millionen für den Dienst zahlen.

Goldberg ging mit zu Yahoo und leitete dort sechs Jahre lang den Musikbereich. Zu der Zeit begann auch Goldbergs Beziehung zu der Google-Managerin Sheryl Sandberg. Die beiden bildeten ein Power-Paar, ein beispiellos erfolgreiches Duo, das es verstand, Beruf und Familie im Team zu vereinen. Das hieß zum Beispiel, dass Goldberg und Sandberg um Punkt 17.30 Uhr das Büro verließen, um mit den beiden Kindern zu Abend zu essen. Und dann anschließend weiterzuarbeiten, bis tief in die Nacht.

Es hieß aber auch, dass Dave Goldberg seiner Frau den Rücken stärkte, etwa bei den Gehaltsverhandlungen mit Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. „Ich wollte, dass Mark wirklich spürte, dass er sich anstrengen musste, um Sheryl zu bekommen, weil sie es wert war“, sagte er 2013 im Interview mit der Talkshow 60 Minutes über Sandbergs Einstieg beim zukünftigen Social-Network-Giganten 2008.

Ein Jahr zuvor hatte Dave Goldberg Yahoo verlassen, einigermaßen frustriert über den Konzern, aber ohne Plan, was kommen würde. Als Entrepreneur in Residence verbrachte er zunächst Zeit beim VC Benchmark.

2009 dann lief ihm die große Aufgabe über den Weg, die er gesucht hatte. Er übernahm den CEO-Posten bei der Umfrageseite SurveyMonkey. Bei Goldbergs Amtsantritt hatte das Unternehmen gerade mal 14 Angestellte, gut die Hälfte davon in der Kundenbetreuung. In seiner behutsamen Art näherte sich Goldberg dem Unternehmen. „Es war am Anfang ein bisschen furchteinflößend, weil niemand mir erklären konnte, warum das Business so gut lief“, erinnerte er sich bei Business Insider. „Also war meine wichtigste Regel, nichts zu stören, das funktionierte.“

Goldbergs Herangehensweise als Manager war mindestens unorthodox, vor allem im Umgang mit seinen Mitarbeitern. „Man sollte großartige Leute anheuern und ihnen die Möglichkeit geben, zu scheitern“, sagte er 2013 der Los Angeles Times. „Wenn sie immer wieder scheitern, dann sollte man wahrscheinlich eine andere Person finden, aber wenn man Leuten nicht die Möglichkeit gibt, zu scheitern, dann können sie nicht lernen und wachsen und Sachen ausprobieren.“ Auch als Chef war ihm Geschlechtergerechtigkeit wichtig. Unter den 16 Mitgliedern des Survey-Monkey-Management-Teams waren sechs Frauen, eine für Valley-Verhältnisse unglaubliche Quote.

Auf der Business-Seite leistete Goldberg ein weiteres Mal Pionierarbeit: Mit SurveyMonkey machte Goldberg das Freemium-Modell groß. Den Begriff prägte der New Yorker VC Fred Wilson schon 2006. Dass das heute unter SaaS-Startups weit verbreitete Konzept aber funktionieren kann, zeigte vor allem Dave Goldberg.

SurveyMonkey bleibt Goldbergs größte Erfolgsgeschichte. Aus 14 Mitarbeitern machte er 500, sein Unternehmen fertigt 90 Millionen Umfragen im Monat ab und zählt 25 Millionen Kunden. Es hätte schon längst an die Börse gehen können, Goldberg nahm stattdessen Riesensummen an Kapital auf, allein 700 Millionen US-Dollar in 2013 und 2014, bei einer Bewertung von zwei Milliarden Dollar.

Über ihren Mann gibt es in Sheryl Sandbergs Bestseller „Lean In“ eine schöne Stelle. Sandberg schreibt dort: „Mich nehmen regelmäßig Leute beiseite, die sich mitfühlend erkundigen: ,Wie geht es Dave? Kommt er klar mit, naja, deinem ganzen (Geflüster) Erfolg?‘“

Und weiter: „Dave ist wesentlich selbstbewusster als ich, und angesichts seines eigenen beruflichen Erfolgs fällt es ihm leicht, derartige Kommentare schlicht zu ignorieren.“

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