„Ich habe mich schon für das Internet interessiert“

Besonders viele Startup-Gründer haben bei ZDF-Talkmaster Markus Lanz noch nicht Platz nehmen dürfen. Immerhin: Im vergangenen Dezember traten die Brüder Fabian und Ferry Heilemann auf – und am gestrigen Dienstag war Westwing-Gründerin Delia Fischer zu Gast.

Umringt von FDP-Politiker Wolfgang Kubicki und Ex-Rosenstolz-Musiker Peter Plate soll sie von ihrem Erfolg als Umsatz-Millionärin berichten – zwischenzeitlich jedoch zwingt sie das Geplapper von Moderator Markus Lanz zu einem stillen Lächeln.

Wohl scheint sich Fischer auf Lanz‘ Präsentierteller nicht zu fühlen: Teilweise wirkt die Gründerin, die sonst als ehrgeizig und taff gilt, unbeholfen in ihren Antworten. Gut möglich, dass ZDF-Mitarbeiter sie vor der Show darauf hinweisen mussten, keine Fachbegriffe oder Anglizismen zu verwenden – schließlich sind die Zuschauer der Öffentlich-Rechtlichen nicht die jüngsten.

Wie sie als Moderedakteurin einer „ääähh… Einrichtungszeitschriften… Elle… und so weiter“ auf die Idee für Westwing gekommen sei, will Lanz zu Beginn des Gesprächs wissen. „Ich habe mich schon für das Internet interessiert, aber ich war da jetzt kein Spezialist“, entgegnet die 30-Jährige und erzählt von ihrer Leidenschaft für „Interior“. „So Einrichtungsgegenstände“, ergänzt Lanz schnell – gut möglich, dass seinen Zuschauern diese neumodischen Wörter nicht ganz geläufig sind.

Lanz redet weiter; erzählt selbst von den Erfolgen von Westwing. Delia Fischer kann kaum mehr als ein „Ja“, „Definitiv“ oder „Genau!“ einwerfen.

Dann will Lanz die harten Fakten haben: Wie viele Lager hat Westwing? In wie vielen Ländern ist das Unternehmen aktiv? Wie viele Mitarbeiter beschäftigt es? Wie viel Umsatz wird erwirtschaftet? Fischer berichtet von sieben Logistikzentren, zehn Büros in der ganzen Welt, 1100 Mitarbeitern und 110 Millionen Euro Umsatz.

Lanz zeigt sich begeistert von der Erfolgsstory: „Und vor drei Jahre waren Sie die nette, sympathische Moderedakteurin, die da stand und sagte: Frauen brauchen Kerzenständer!“ Fischer lacht – was soll sie dazu noch sagen?

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Bei der anschließenden Frage nach der Höhe ihrer Anteile am Unternehmen hält sie sich lieber bedeckt: „Bei mir war das wirklich nie so, dass ich mir gedacht habe: Ich mach jetzt irgendwas, damit ich dann irgendwann vielleicht mal viel Geld verdienen kann“, versucht sich Fischer aus der Affäre zu ziehen. „Ich mache mir da auch nicht so viele Gedanken drüber – wirklich! Das macht einen irgendwann wahnsinnig. Sonst würde ich immer hochrechnen: Was kann ich mir später für Schuhe kaufen und Handtaschen?“

Jetzt kann auch der Lanz-Zuschauer ohne jegliches Startup-Wissen mitfühlen.

Nach einigen Minuten Gespräch fühlt sich Fischer sichtlich wohler in ihrer Haut. Doch ihre Zeit ist um – Lanz wendet sich dem nächsten Gesprächspartner in der Runde zu.

Hier kann die gesamte Folge „Markus Lanz“ mit dem Auftritt von Delia Fischer in der ZDF-Mediathek angesehen werden.

Bild: Screenshot ZDF Mediathek