Lieferdienste auf Motorrollern: In Südkorea wird die Bestellung von Gerichten und Lebensmitteln über das Internet populärer.

Jede Stadt hat ihre Sünde. In Seoul sind es frittierte Hühnchen, am späten Abend bequem nach Hause geliefert, so schreibt es Danny Crichton von TechCrunch. Hunderte Straßenshops konkurrierten um die Gunst der Kunden – doch dann kamen die Apps der Lieferdienstvermittler. „Baedal Minjok“, was übersetzt Lieferleute bedeutet, ist besonders beliebt und vereinfacht die Auswahl unter den zahlreichen Hühnchen-Bistros.

Mehr als 8.000 Kilometer im Hauptquartier von Delivery Hero muss sich das Management plötzlich mit der App „Baedal Minjok“ beschäftigen. Denn die Macher der App, die „Woowa Brothers“, haben vor wenigen Tagen einen Preiskampf angekündigt. Das berichtete die Korea Joongang Daily. Durchsetzen will sich das Startup mit der Aktion insbesondere gegen die beiden Dienste von Delivery Hero in Südkorea, YoGiYo und Baedaltong.

Los ging der Preiskampf am vergangenen Dienstag, als das Startup der Woowa Brothers ankündigte, seine Kommission für die Restaurants abzuschaffen. Stattdessen müssen die Essensläden einen fixen monatlichen Betrag zahlen, um in der App des Startups aufzutauchen.

Eine Kommission von 0 Prozent

Prompt reagierte der Konkurrenzdienst von Delivery Hero: Innerhalb von 24 Stunden senkte YoGiYo die Kommission ebenfalls auf null. „Unsere Konkurrenz hat die Preise gesenkt und wir haben zeitgleich ein Preissystem eingeführt, um unseren Restaurants noch bessere Wahlmöglichkeiten zu geben“, sagte ein Delivery-Hero-Sprecher gegenüber Gründerszene. „Üblicherweise“ würden sich die Modelle am Umsatz orientieren. Nach dem neuen Angebot müssen die Restaurants weder Kommission noch Gebühren für das Online Payment zahlen. Dafür gebe es beispielsweise eine Gebühr, um in der App gelistet zu werden. Es ist das gleiche Preismodell, wie das der Woowa Brothers. Welche Bezahlvarianten es noch gibt, sagte der Sprecher nicht.

Wahlmöglichkeiten – das klingt erst einmal nach Service. Dabei gibt es in Südkorea seit Längerem Kritik an den Kommissionsgebühren, die etwa bei den Woowa Brothers zuletzt zwischen fünf und neun Prozent lagen, wie die südkoreanische Zeitung schreibt. Die kleineren Restaurants verlieren Umsätze durch die Apps der Lieferdienstvermittler, gleichzeitig haben sie Angst Kunden zu verlieren, wenn sie nicht an dem Service teilnehmen. Nicht ohne Grund: Essen über das Internet zu bestellen wird in Südkorea immer populärer.

Börsengang verschoben

Es besteht kein Zweifel daran, dass der Chef und Mitgründer der Woowa Brothers es ernst meint. „Wir werden nicht unmittelbar pleite gehen, aber die Entscheidung wird definitiv einen großen Umsatzeinbruch verursachen“, sagte Kim Bong-jin auf einer Pressekonferenz. Die Kommissionsgebühren steuern ein Drittel des Umsatzes bei, sagte er. Die Entscheidung hätte er auch nicht getroffen, um die Umsätze zu steigern, sondern um mehr Kunden anzuziehen. Das helfe dem Unternehmen langfristig.

Auch ein Börsengang in Übersee hatte das südkoreanische Startup geplant. Nun sagte Kim, der IPO könnte sich um zwei Jahre verzögern, wenn die Umsätze einbrechen. Über einen Börsengang im Nasdaq gab es Spekulationen seit das Startup im vergangenen November eine Finanzierung von 36 Millionen US-Dollar einsammelte, angeführt von der Investmentbank Goldman Sachs.

Delivery Hero kommt ein Preiskampf am anderen Ende der Welt ungelegen. Denn auch das Berliner Unternehmen hegt Pläne für einen Börsengang. Das Startup versucht unterdessen die Bedeutung des Preiskampfes runterzuspielen. Auf Nachfrage sagte der Sprecher: Die neue Modell-Variante „hat keinen wesentlichen Einfluss auf unsere allgemeinen Geschäftsaussichten in Korea“. Der Markt in Südostasien sei wichtig für Delivery Hero, bestätigte der Sprecher: Südkorea gehöre zu den Top fünf unter den 34 Ländern, in denen das Startup Lieferdienste vermittelt. Delivery Hero startete 2012 mit YoGiYo in Südkorea.

Bild: lamoix/Flickr