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Die Deutsche Bank will ihre Fonds ab Frühjahr zusätzlich per Maschinen verkaufen. „Wir bringen in der ersten Jahreshälfte 2017 unseren ‚Robo‘ für automatisiertes Investieren an den Start“, sagte Nicolas Moreau, Chef der Vermögensverwaltung, der Welt.

Die neue digitale Plattform richte sich nicht direkt an private Sparer, so Moreau. Vielmehr wolle man die Lösung, mit der Fondsdepots automatisch je nach Anlageziel und Risikoneigung des Kunden zusammengestellt werden, Vertriebspartnern zur Verfügung stellen, die dann ihr Logo daraufkleben könnten.

„In einem solchen White-Label-Angebot sehen wir derzeit großes Potenzial zum Wachstum“, sagte der Deutsche-Bank-Vorstand, der seit dem 1. Oktober die Vermögensverwaltungseinheit Deutsche Asset Management leitet und zuvor zum Top-Management des französischen Versicherers Axa gehörte. Mittelfristig traut er dem ‚Robo-Advisor’ ein Potenzial im unteren bis mittleren einstelligen Milliardenbereich zu.

Deutsche Bank ist spät dran

Womit er die Latte niedrig hängt. Die Deutsche Bank ist nicht das erste Investmenthaus, das mit einer digitalen Vermögensverwaltung versucht, den Fondsabsatz anzukurbeln. Der US-Wettbewerber Vanguard kam bereits im Mai 2015 mit einem ähnlichen Angebot an den Markt. Bis heute lenkten die Amerikaner darüber rund 50 Milliarden Dollar in ihre Produkte.

Neben großen Spielern sind es vor allem kleinere Vermögensverwalter und Start-ups, die mit Hilfe digitaler Plattformen mehr Menschen zum Wertpapiersparen bringen wollen. Neue Anbieter wie Wealthfront und Betterment in den Vereinigten Staaten forderten die Etablierten in den vergangenen Jahren heraus.

Auch ihnen haben Anleger mittlerweile Milliardenbeträge anvertraut. In der Regel greifen die Anbieter bei der Zusammenstellung der Fondsdepots auf günstige Indexfonds zurück, wie sie auch die Deutsche Bank neben ihren klassischen, aktiv gemanagten Produkten anbietet.

„Robo“ berücksichtigt Marktlage und Kundenwünsche

Außer zusätzlichen Mitteln für die eigenen Fonds sieht Deutsche-Bank-Manager Moreau in der digitalen Vermögensverwaltung die Chance, die Qualität in der Beratung zu erhöhen. „Bei einem digital unterstützten Ansatz muss jeder Kunde erst einmal die gleichen Fragen beantworten. Das alles kann man besser nachvollziehen, besser dokumentieren und somit auch kontinuierlich optimieren“, sagte er.

Ungute Erinnerungen hat er an seine Zeit bei Axa in Frankreich, als er den Vertrieb verantwortete. Damals seien 10.000 Menschen im Land unterwegs gewesen, um Fonds zu verkaufen. „Bei solchen Dimensionen ist es schwer, die Berater flächendeckend dabei zu unterstützen die Wünsche der Kunden bestmöglich zu berücksichtigen“, sagte der 51-Jährige. Deshalb sei dies „ein sehr wertvolles Instrument“.

Bei dem Robo-Advisor der Deutschen Bank handelt es sich nicht alleine um ein mathematisches Modell, das Menschen ein auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Finanzprodukt bietet – wie gemeinhin das Produktversprechen lautet. Bei der Verteilung des Geldes auf die einzelnen Anlageklassen soll auch die Marktmeinung der Anlagestrategen der Deutschen Bank mit eingehen, etwa ob in der aktuellen Marktphase Aktien eher über- oder untergewichtet werden sollen.

Zurückhaltend äußerte sich Moreau auf die Frage, ob die digitale Vermögensverwaltung den Berater aus Fleisch und Blut überflüssig macht. „Inwieweit die Robo-Technologie den Menschen überflüssig macht oder ihn unterstützt, wird man sehen“, sagte er. Grundsätzlich erleichtere es ihnen die Arbeit. Das gelte auch für die Mitarbeiter in den Filialen der Deutschen Bank. Auch dort soll das neue Produkt ab kommendem Jahr zum Einsatz kommen.

Der Artikel erschien zuerst bei Welt Online.

Titelbild: Crocodile Images