NEW YORK, NY - SEPTEMBER 30: Grumpy Cat poses on the set as she makes her broadway debut in "Cats" on Broadway at The Neil Simon Theatre on September 30, 2016 in New York City. (Photo by Bruce Glikas/FilmMagic)
NEW YORK, NY - SEPTEMBER 30: Grumpy Cat poses on the set as she makes her broadway debut in "Cats" on Broadway at The Neil Simon Theatre on September 30, 2016 in New York City. (Photo by Bruce Glikas/FilmMagic) Meh

Deutschland hat bei der Versorgung seiner Bevölkerung mit Glasfaseranschlüssen bislang weitgehend versagt. Das ist das Ergebnis einer Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung.

Die Forscher stützen sich dabei unter anderem auf Zahlen der OECD. Demnach liegt Deutschland bei der Versorgung mit Glasfaseranschlüssen im OECD-Vergleich auf Platz 28 von 32.

Die Fraunhofer-Studie hat auch die Hauptursachen für das Hinterherhinken Deutschlands beim Ausbau des Glasfasernetzes ausgemacht: unambitionierte Ziele, eine fehlende gesamtstaatliche Strategie, unkoordinierte Förderprogramme und fehlender Mut, konsequent auf Glasfasertechnologien zu setzen.

„Der aktuelle Stand der Glasfaserversorgung ist nicht gut, aber das eigentliche Drama ist, dass der Aufholprozess durch politische Weichenstellungen unzureichend unterstützt wird“, sagte Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann-Stiftung.

Glasfaseranschlüsse haben Seltenheitswert

In der Studie haben die Forscher vor allem die Verbreitung der direkten Glasfaseranschlüsse untersucht, „weil nur diese langfristig alle Anforderungen an Bandbreite, Stabilität und Qualität der Verbindungen erfüllen können“.

Die Untersuchung weist auf die Bedeutung der schnellen Anschlüsse hin. Eine leistungsfähige Breitbandinfrastruktur sei nicht nur unabdingbare Voraussetzung für wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt. Schnelles Internet sei auch Grundlage für gesellschaftliche Teilhabe und heute längst ein Grundbedürfnis.

Unter den OECD-Ländern gibt es große Unterschiede beim Glasfasernetzausbau. So sei die Abdeckung der Haushalte in Estland mit 73 Prozent besonders hoch, in Schweden und Spanien könne mehr als jeder zweite Haushalt mit Glasfaser erreicht werden, und in der Schweiz seien es immerhin noch 27 Prozent.

In Deutschland hingegen seien es nur 6,6 Prozent der Haushalte, die technisch einen direkten Glasfaseranschluss bekommen könnten. Im ländlichen Bereich sinkt die Abdeckung auf gerade einmal 1,4 Prozent.

„Ruckelnde Internetvideos, stockende Uploads, ganze Gemeinden in ländlichen Regionen ohne Breitbandanschluss – all das ist immer noch digitale Realität in Deutschland“, heißt es dazu bei der Bertelsmann-Stiftung.

Deutschland legt die Latte tief

Allerdings sei man in Deutschland beim Ausbau von Internetanschlüssen mit mittleren Bandbreiten von rund 30 Megabit pro Sekunde deutlich vorangekommen. Die aktuellen Zahlen der Europäischen Kommission weisen hier für ganz Deutschland einen Versorgungsgrad von 81,4 Prozent aus. Doch 30 Megabit würden auf Dauer nicht ausreichen.

Die Fraunhofer-Forscher kritisieren zu niedrige Breitbandziele in Deutschland. Während die Europäische Union bis 2020 jeden zweiten Verbraucher mit 100 Megabit schnellen Leitungen versorgen will, habe Deutschland nur ein Ziel von lediglich 50 Megabit ausgegeben. Tatsächlich seien solche Geschwindigkeiten auch mit alten Kupferleitungen und mithilfe der Vectoring-Technologie zu erreichen.

Die Deutsche Telekom setzt auf das Vectoring – ein Verfahren zu Codierung der einzelnen Teilnehmerkanäle in der gebündelten Kupferleitung, um Störungen zu reduzieren –, weil sie so mit überschaubaren Investitionen viele Internetverbindungen deutlich beschleunigen kann. „Im Ergebnis führt die Genehmigung der Vectoring-Strategie aber zu einem deutschen Sonderweg und verhindert einen konsequenten Glasfaserausbau“, sagt Kirsten Witte, Kommunalexpertin der Bertelsmann-Stiftung.

Entscheidender Standortfaktor

In der Untersuchung fordern die Forscher neben ambitionierteren Breitbandzielen auch eine bessere Koordination der Ausbauaktivitäten. Der Staat müsse alle Telekommunikationsdienstleister und Netzbetreiber an einen Tisch bringen. Tatsächlich hat Infrastrukturminister Alexander Dobrindt zu diesem Zweck eine Netzallianz gegründet, in der sich die Akteure miteinander abstimmen sollen.

Darüber hinaus sollten die Länder und Kommunen stärker eingebunden werden. Eine Chance sei auch der Ausbau der Netze durch städtische Versorgungsbetriebe. „Allein schon die lokale Wirtschaftsförderung müsste daran ein herausragendes Interesse haben“, sagte Bernd Beckert, Koordinator der Studie beim Fraunhofer ISI. „Denn schnelles Internet ist für Firmen und Bürger ein entscheidender Standortfaktor.“

Dieser Text erschien zuerst in der Welt.

Bild: Getty/Bruce Glikas