Gute Nachrichten für die deutsche Startup-Szene: Nirgendwo in Europa wurde 2015 so viel investiert wie in Berlin. Mit 2,1 Milliarden Euro an frischem Kapital liegt die deutsche Hauptstadt sogar vor dem bisherigen Europa-Champion London, der 1,7 Milliarden Euro für seine Startups einsackte. Zu diesem Ergebnis kommt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY) in ihrer jüngsten Startup-Studie. Darin analysiert EY die getätigten Investments des vergangenen Jahres.

Ingesamt verdoppelte sich die Investitionssumme in Deutschland von etwa 1,6 Milliarden Euro im Jahr 2014 auf 3,1 Milliarden im vergangenen Jahr, so die Studienautoren. Diese Zahlen widersprechen allerdings einer früheren Studie von EY. Die im Dezember 2015 veröffentlichte Venture- und Startup-Studie nannte ein Fundingvolumen in Höhe von 2,9 Milliarden US-Dollar (etwa 2,6 Milliarden Euro) für das Jahr 2014. Die Diskrepanz – immerhin eine Milliarde – käme wahrscheinlich durch unterschiedliche Startup-Definitionen zustande, hieß es von EY auf Nachfrage von Gründerszene.

Die wichtigsten Informationen des aktuellen Barometers im Überblick:

  • Europaweit wurden 11,8 Milliarden Euro in Startups investiert. Laut EY ein Rekordwert.
  • Allein in Deutschland wurden 3,1 Milliarden Euro in Startups gepumpt. Damit liegt die deutsche Szene vor der britischen, denn diese hatte 2,6 Milliarden eingesammelt. Frankreich folgt mit 1,5 Milliarden auf Platz drei.
  • Aber auch im restlichen Europa wurde fleißig investiert. Stockholmer Jungunternehmen sammelten 992 Millionen Euro ein und Unternehmen aus Paris 687 Millionen Euro. Die Plätze fünf und sechs belegen allerdings wieder deutsche Städte: Hamburg mit 296 Millionen Euro sowie München mit 206 Millionen Euro.
  • Es gebe in Deutschland viele Möglichkeiten, um Geld in einer frühen Unternehmensphase einzusammeln. Problematisch werde es jedoch bei Finanzierungen im höheren einstelligen Millionenbereich. Der Grund: Für ausländische Investoren seien Investments unter zehn Millionen Euro zu klein, für deutsche Gesellschafter Finanzierungen ab fünf Millionen zu hoch.
  • In Berlin fanden im vergangenen Jahr 205 Investitionen statt, im Jahr 2014 waren es noch 111. Auf dem zweiten Platz innerhalb Deutschlands liegt Bayern mit 74 Runden, 2014 fanden 50 statt. Mit 29 Investitionen lag Baden-Württemberg auf Platz drei. 2014 waren es dort noch 22.
  • Insgesamt 371 Startups haben in Deutschland im vergangenen Jahr Geld bekommen, wobei 406 Runden stattfanden. Europaweit waren es 1.433 Risikokapitalfinanzierungen.
  • Die Trend-Branche Nummer eins ist E-Commerce: 145 Finanzierungsrunden fanden mit einer Gesamthöhe von 1,8 Milliarden Euro in diesem Segment statt. Danach folgt die Fintech-Branche, die in 45 Runden insgesamt 600 Millionen einsammelte. Startups in den Bereichen Unternehmenssoftware und Big-Data-Lösungen bekamen in 95 Runden 283 Millionen.
  • Die Risikobereitschaft und der Anlagedruck seien so groß wie lange nicht mehr – und die starken Schwankungen an den Aktienmärkten, die anhaltende Niedrigzinsphase und die gleichzeitig immer deutlicher werdende enorme Bedeutung der Digitalisierung machten junge Technologieunternehmen zu reizvollen Investitionszielen.
  • Exits wie der von 6Wunderkinder an Microsoft oder die Übernahme der Devisenhandelsplattform 360T durch die Deutsche Börse hätten, so EY, die Attraktivität deutscher Startups als Investitionsziele generell erhöht.


Übersicht: Die wichtigsten Finanzierungsrunden der vergangenen Monate

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Bild: Gettyimages / Westend61