Lˆwe Frank Thelen (l.) und Gr¸nder Dinko Jurcevic
Lˆwe Frank Thelen (l.) und Gr¸nder Dinko Jurcevic Investor Frank Thelen und Gründer Dino Jurcevic (von links)

Gestern lief die zweite Folge der Gründer-Show „Die Höhle der Löwen“ (DHDL) auf Vox. Es gab einige Deals, aber auch Tränen und Enttäuschung. Hier sind die wichtigsten Momente der Sendung:

Der erfolgreichste Moment

Dino Jurcevic ist gelernter Zahntechniker. Während er an Zähnen herumwerkelte, kam ihm die Idee zu dem Klebestift Blufixx, mit dem er nun bei DHDL auftritt. Der Stift enthält Kleber für starke Reparaturen. Der Clou: Er ist auch mit einer LED-Beleuchtung ausgestattet, die den Klebstoff erhärten lässt. „Das Produkt ist so genial“, ist der Gründer von seinem „Super-Stift“ überzeugt. Er will 200.000 Euro für zehn Prozent am Unternehmen.

Die Investoren sind neugierig, Erlebnisreise-Spezialist Jochen Schweizer und Unternehmer Ralf Dümmel testen den Kleber auf der Bühne. Auch Seriengründer Frank Thelen will mal probieren. Die Sicherheitshinweise auf der Verpackung („Causes severe skinburns“) machen ihm allerdings etwas Angst: „Mein Finger fällt nicht ab?“ Jurcevic verneint lachend. Nach einigen Sekunden hält das Stück Keramik auf der Glasscheibe. Als der Gründer merkt, dass er die Löwen begeistert, wird er mutiger. Er rät Thelen beim Kleben nicht so zu zittern.

„Ich will hier nicht der Party Pooper sein“, merkt Teleshopping-Queen Judith Williams skeptisch an. „Aber irgendwie glaube ich, ich hab sowas schon mal gesehen.“ Stille. „Natürlich“, lenkt der Gründer ein. „Wir verkaufen seit vier Jahren. Wenn Sie das nicht gesehen hätten, dann wäre ich jetzt enttäuscht.“ Touché. Großes Gelächter bei den Löwen.

Auch die Zahlen überzeugen, über vier Millionen Euro Umsatz in drei Jahren ist ansehnlich, finden die Investoren. Genau wie die 43 Patente, die in verschiedenen Ländern auf den Stift angemeldet sind. Da macht es auch scheinbar nichts, dass der Super-Stift wegen Lieferschwierigkeiten aus dem Einzelhandel wieder rausgenommen wurde.

Je mehr der Gründer redet, desto zufriedener gucken die Löwen. „Ich kann nicht die Größe erreichen, die mir vorschwebt“, sagt er. Dafür brauche er die Investoren. AWD-Gründer Carsten Maschmeyer willigt in das Angebot ein. Aber er ist nicht der einzige, der Interesse hat. Thelen berät sich mit Williams: „Meinst Du wirklich, das ist so eine Cashcow?“, fragt sie. „Das ist wie Suppe“, sagt Thelen und verweist offenbar auf sein DHDL-Investment in das Augsburger Startup LittleLunch. „In jedem Bastelkeller hängt so ein Ding.“ Ihr gemeinsames Angebot: 300.000 für 20 Prozent. Auch Schweizer und Dümmel legen dasselbe Angebot auf den Tisch.

Alle Löwen wollen einsteigen – das hat es in der Sendung noch nie gegeben. Sie überschlagen sich mit Lob: „Sie sind eine Perle“, „das ist gerade der Anfang“ und „du bist so ein Typ, warum man diese Sendung macht.“ Und es wird heiß diskutiert: Als Schweizer erwähnt, Dümmel könne das Produkt in den Handel bringen, weil er „40.000 Regale im stationären Einzelhandel“ hat, nennt Thelen das „Bullshit“.

Damit sein Angebot nicht unter den Tisch fällt, legt Maschmeyer noch mal nach. Er bietet 300.000 Euro für zehn Prozent. Deal! „Wenn da nicht irgendwas gefakt ist, ist das ein Leckerbissen“, bemerkt Maschmeyer zufrieden.

Das sind die 26 geplatzten DHDL-Deals der ersten beiden Staffeln

Der verpasste Moment

Dann taucht ein etwas anderes Garagen-Startup auf. Die zwei Freunde Manuel Stöffler und Michael Ziegler haben gemeinsam die Wurst Grillido entworfen. Mit fünf Prozent Fett und Gewürzen wie Ingwer oder Paprika wollen die beiden die Juroren überzeugen. Neben der Grill-Wurst gibt’s auch eine Snack-Wurst für Sportler. Ziemlich steif stehen sie vor den Löwen, der Pitch wirkt abgelesen.

Für 100.000 Euro würden sie fünf Prozent am Unternehmen abgeben. Das schmeckt den Löwen nicht. „Sie meinen, ein Umsatz von 120.000 Euro rechtfertigt eine Unternehmensbewertung von zwei Millionen Euro?“ fragt Schweizer die Gründer. „Erklären Sie’s mir.“ Doch das können die beiden offenbar nicht. Bei den Verkaufspartnern hapert es. Zwar gebe es viele Verkaufskanäle („Fitnessstudios“, „Catering“, „Sterne-Köche“). Aber fast nur mündliche Zusagen. Schweizer weiß: „Wissen Sie, was mir schon oft passiert ist? Dass ich mündliche Zusagen bekommen habe. Und dann ist es nichts geworden.“

Fast allen Investoren ist die Geschäftssituation der Gründer zu unsicher, Williams mag als Vegetarier aus ethischen Gründen nicht investieren. Außer Thelen, der hat Lust. „Ich finde die Idee super“, sagt er und will den beiden beim Aufziehen des Geschäftes helfen. Sein Angebot: 100.000 für 20 Prozent. Von den Gründern kommt keine Reaktion, sie hören erst einmal den anderen Löwen zu.

Thelen wird ungeduldig: „Vielleicht nehme ich das auch gleich wieder vom Tisch“, schnaubt er. Doch die Gründer wollen an der Bewertung festhalten: „Wir sind ja mit der Unternehmensbewertung hier nicht aufgetreten, weil wir sie irgendwoher aus der Glaskugel haben.“ Beim Diskutieren mit Schweizer platzt Thelen dann der Kragen: „Ich bin raus.“ Die Gründer gucken erschrocken. Der Versuch der anderen Löwen, Thelen und die Wurst-Hersteller wieder zusammenzubringen, scheitert. Die  selbst ernannten Wurst-Revolutionäre gehen leer aus. „Ich muss einen Beissreflex bei denen sehen,“ betont der scheinbar noch immer aufgewühlte Thelen, als die Gründer die Bühne verlassen.

Der emotionalste Moment

Jennifer Browarczyk von Foreverly kommt auf die Bühne. Die in den USA geborene Gründerin pitcht vor den Löwen ihre Hochzeitsservice-Plattform. Mit dieser können sich bald Vermählte von Fotografen bis hin zur Location alles raussuchen. Soweit die Idee.

Die nervöse Browarczyk möchte 150.000 Euro für fünf Prozent am Unternehmen. Das ist eine Bewertung von drei Millionen Euro. Nicht nur Thelen stutzt: „Ich glaube, du hast aus den USA etwas mitgebracht. Nämlich die hohe Unternehmensbewertung.“ Als die Gründerin dann noch einen Umsatz von 15.000 Euro in sieben Monaten angibt, verlieren alle Löwen die Fassung.

Den Tränen nahe versucht Browarczyk, die Bewertung mit 80 zahlenden Kunden und dem organischen Wachstum zu begründen. Das zieht nicht. Noch ungläubiger schauen die Investoren, als die Gründerin erzählt, sie habe bereits 250.000 Euro eingesammelt – von acht Angelinvestoren. Browarczyk hält nur noch 27 Prozent am eigenen Unternehmen. „Haben Sie nicht zu früh zu viele Anteile abgegeben?“ fragt Maschmeyer vorsichtig.

Browarczyk ist mit dem Pitch überfordert, komplett verunsichert steht sie auf der Bühne. Die Investoren sind schließlich raus – bis auf Jochen Schweizer. Fast väterlich macht er ihr Angebot: 150.000 Euro für zehn Prozent. Und: Er werde versuchen, den Investorenkreis zu überzeugen, dass Browarczyk bei Erreichen von Unternehmenszielen Anteile wiederbekommt. Versprechen kann er aber nichts. Deal.

Die Deals im Überblick:

  • Für seinen Super-Stift Blufixx machen gleich alle Investoren Gründer Dino Jurcevic Angebote. Er möchte 200.000 Euro für zehn Prozent – und bekommt 300.000 für 10 Prozent. Carsten Maschmeyer investiert und lädt den Gründer zum Essen ein.
  • Mit ihrer Grillwurst Grillido können die beiden Freunde Manuel Stöffler und Michael Ziegler Frank Thelen überzeugen. Doch statt der 100.000 Euro für fünf Prozent bietet dieser für dieselbe Summe zehn Prozent. Die Gründer beißen dem Löwen nicht schnell genug zu, er zieht sein Angebot wieder zurück.
  • Jennifer Browarczyk vonForeverly will fünf Prozent des Unternehmens für 150.000 Euro abgeben. Doch die Zahlen und die Minderheitsbeteiligung der Gründerin überzeugen niemanden so richtig. Dennoch bietet Jochen Schweizer diesselbe Summe für zehn Prozent.
  • Die zwei Brüder Denis und Matthieu Kanzler basteln an einem Kork-Schutz für Glasflaschen, Twin Bottle. Für 620.000 Euro würden sie die Hälfte ihres Unternehmens abgeben. Doch die Investoren bezweifeln die Bewertung und den Sinn dieser Erfindung.
  • Mit kaltgepressten Säften wollen drei Gründer aus Hamburg die Investoren überzeugen. Für acht Prozent am Unternehmen Kale&Me wollen David Vinnitski, Konstantin Timm und Annemarie Heyl 200.000 Euro. Obwohl Judith Williams Säfte bis ins Unendliche lobt, will niemand investieren. Der USP fehle.
  • Karl-Heinz Bilz ist Handwerker – und Erfinder. Der selbstbewusste Bastler verlangt für seine Abfluss-Fee – ein Reinigungsstein für den Waschbeckenabfluss – 250.000 Euro und gibt 25 Prozent ab. Als die Löwen nacheinander ablehnen, lässt ihn das kalt. Bis Ralf Dümmel sein Angebot macht: 35 Prozent für dieselbe Summe. Deal.
Bild: Vox/Bernd-Michael Maurer