Thelen
Thelen Investor Frank Thelen platzt gleich mehrmals der Kragen während der Show

Die Rollen sind bei der fünften Folge von „Die Höhle der Löwen“ klar verteilt. Das Alpha-Tier der Investorenrunde ist Frank Thelen. Noch während der Präsentation stichelte er mit patzigen Nachfragen: „Sorry, Du musst mal die Kirche im Dorf lassen! Du kannst hier nicht reinkommen und sagen, das ist 900.000 wert.“ Oder: „Sag mal, no Bullshit, wo du stehst, was ist los?!“ Ganz nach dem Motto: Hör auf zu quatschen und rück die Fakten raus!

Ralf Dümmel zeigt sich dagegen von seiner sportlichen Seite. Wenn es darum geht, eines der Produkte auszuprobieren, ist er immer der Erste, der aus seinem Sessel springt und auf die Bühne eilt. Noch nicht mal die Knoblauchfahne eines Gründers hat ihn in dieser Folge zurückschrecken können.

Judith Williams wirkt im Vergleich zu ihren beiden Mitstreitern eher wie ein zahmes Kätzchen, das für jeden Kandidaten noch ein paar gut gemeinte Worte übrig hat. Jochen Schweizer packt dann noch ein paar Weisheiten oben drauf und fertig ist der Abschiedsgruß – denn zwei von sechs Gründer-Teams gingen mit leeren Händen nach Hause. Ein Angebot wurde ausgeschlagen.

Moment mal, da war noch einer. Ach ja, Herr Maschmeyer. Von ihm hörte man mit Ausnahme kleiner Anmerkungen so gut wie nichts in dieser Sendung. Erst für den letzten Gründer flammte sein Interesse plötzlich auf. Prompt machte er den größten Deal dieser Folge – gemeinsam mit einem anderen Löwen. Doch fangen wir von vorne an.

Mit Chlorophyll gegen Mundgeruch

Der Döner gehört zu den beliebtesten Fast-Food-Gerichten in Deutschland. Wäre da nicht das Problem mit dem schlechten Atem nach dem Verzehr. Den nehmen die beiden Gründer Jan Plewinski und Roman Will vor der Sendung allerdings gerne in Kauf. Sie essen jeweils einen Döner mit Extra-Zwiebeln und Knoblauchsoße. Einer von ihnen trinkt unmittelbar danach eine Flasche eines selbstentwickelten Zaubertranks namens Papa Türk.

Das Kaltgetränk soll gegen den miesen Atem helfen. Und damit sich die Löwen davon selbst überzeugen können, hat einer der Gründer auf das neutralisierende Getränk verzichtet. Dass sich anfänglich kein Freiwilliger für den Geruchstest unter den Investoren findet, ist da kaum verwunderlich.

Schweizer sagt mit allem gebotenen Respekt: „Die feinste Nase hat Frau Williams.“ Sie kontert lässig: „Ein großartiges Erlebnis für Jochen Schweizer.“ Nach kurzem Gelächter in der Runde erbarmt sich Dümmel. Beide Gründer hauchen nacheinander los und Dümmel ist überzeugt: Es stinkt nur einer von beiden.

Die Wirkung komme vom Chlorophyll, behaupten die Gründer. Es habe die Eigenschaft, Blätter grün zu färben und Essengerüche zu neutralisieren. Zusammen mit einem Lebensmittel-Labor hat ihr Startup deshalb drei Getränke mit dem Inhaltsstoff entwickelt.

Die Investoren sind vom Geschmack überzeugt. Als sie allerdings hören, dass die Gründer 400.000 für 25 Prozent der Firmenanteile haben wollen, springen fast alle ab – bis auf einen: Ralf Dümmel. Er bietet 400.000 für 30 Prozent der Anteile. Deal.

So sieht ein ordentliches Patent aus

Die nächste Kandidatin ist Eva Schrader mit ihrem Produkt Lalatz. Die 42-jährige Grundschullehrerin und vierfache Mutter hat eine Art Superlätzchen erfunden. Damit sollen Kleinkinder weniger Essen auf dem Boden verteilen. Ihr Produkt ist Tischset und Lätzchen in einem. Der überlange Latz wird zwischen Teller und Kind geklemmt und fängt Krümel und Flüssiges auf.

100.000 Euro für 10 Prozent der Anteile, lautet Schraders Forderung. Die Löwen fragen nach den Umsätzen. Schrader gerät leicht ins Stocken und sagt, dass 700 Lätzchen für etwa 8.000 Euro verkauft worden seien. Stille. In welchem Zeitraum, wollen die Löwen einvernehmlich wissen? Innerhalb von einem Jahr – da platzt Thelen der Kragen. „Sorry, du musst mal die Kirche im Dorf lassen! Du kannst hier nicht reinkommen und sagen, das ist 900.000 wert.“ Schrader wirkt leicht eingeschüchtert und erwidert, dass sie aber zumindest ein Patent für Lalatz habe.

Jochen Schweizer schaut sich die Dokumente der Gründerin genauer an. Das Urteil fällt verheerend aus: „Das ist kein Patent, sondern ein Anspruchsschreiben.“ Wo ist die Urkunde? Als ob es Schweizer schon vorher gewusst hätte, zückt er aus seinem Stapel Unterlagen eine Beispiel-Urkunde hervor und zeigt allen, wie eine Urkunde auszusehen hat.

Wir merken uns: Immer eine Urkunde in der Brieftasche für Ansichtszwecke bereit halten! Williams lobt die Gründerin zwar dafür, dass sie als Mutter und Arbeitnehmerin das Startup hochgezogen hat, doch ein Investment bekommt sie nicht. Auch die anderen Löwen steigen aus.

„Das könnte ja der neue Labello werden!“

José Luis Llorens Garcia und Stevan Sokola haben ein Problem. Und zwar mit Keimen. Sie seien überall. Vor allem an Gläsern und Getränkedosen. Deshalb haben sie einen Stift namens Glasello erfunden, der wie ein Labello aussieht, mit dem man die Oberflächen desinfizieren kann. Nach 20 Sekunden sollen alle Keime verschwunden sein, so die Gründer.

Für 25.0000 Euro wollen sie 15 Prozent der Firmenanteile abgeben. Maschmeyer gibt sich kritisch: Er behauptet, dass ihn seine Freunde im Restaurant komisch anschauen würden, wenn er so einen Stift aus der Tasche zücke und das Glas reinige. Die Gründer reagieren verlegen und kontern, dass ja die Hygiene-Bedingungen im Ausland bedeutend schlechter seien und sich hier ein guter Anwendungsfall böte.

Damit lässt sich ein ehemaliger Stuntman wie Jochen Schweizer nicht überzeugen: „Braucht die Welt das Produkt? Also ich bin schon ziemlich lange auf der Welt und hab gut überlebt.“

Thelen findet das Produkt hingegen zunächst ganz gut. Ein Test an einer Getränkedose lässt ihn jedoch wieder zweifeln, da man mit dem Stift nur die unmittelbare Fläche für die Lippen, nicht aber die Dosenlasche reinigen kann. Sein Urteil: „Die Usability ist ne Katastrophe!“ Das sehen nicht alle Löwen so drastisch.

Williams macht den Gründern sogar ein Angebot, will aber 25,1 Prozent. „Das könnte ja der neue Labello werden“, so die Investorin. Dümmel macht ein Gegenangebot: Er will 30 Prozent und argumentiert, er könne für eine bessere Platzierung in den Läden sorgen. Deal. Die beiden Gründer erteilen Frau Williams eine Absage.

Update: Die fünfte Folge von „Die Höhle der Löwe“ habe erneut einen Quoten-Rekord hingelegt, teilte Vox mit. Über drei Millionen Zuschauer sollen die Sendung am Dienstagabend verfolgt haben, heißt es.

Bild: Vox

duemmel_probiert
duemmel_probiert Ralf Dümmel testet die unzerbrechliche Brille von Gloryfy

Abnehmen und essen, was man will – kann das gut gehen?

Während der Präsentation von Intueat sagt Mitgründerin Mareike Awe: „Deutschland ist zu dick“. Da stimmen auch die Löwen zu. Die Idee, wie sich das ändern lassen soll, findet allerdings weniger Anklang bei ihnen. Es soll nämlich laut der Gründer durch intuitives Essen geschehen. Jeder könne so viel essen wie er will, nur müsse man dabei auf seinen Körper und sein natürliches Hungergefühl hören. Und dabei solle ihr Online-Coaching helfen – ein zwölf Wochen dauerndes Programm.

Von den Löwen wollen sie 150.000 Euro, dafür würden sie zehn Prozent der Anteile abgeben. Mit ihrem Coaching könne man sich schließlich von seinen ungestümen Essvorlieben gewissermaßen selbst kurieren, so die Gründer. Noch nicht kapiert, wie das gehen soll? Kein Sorge, die Löwen auch nicht.

Awe präzisiert und zückt den Vierpunkteplan hervor: „Iss, wenn du körperlich hungrig bist! Sei ein freier Genießer! Langsam essen! Höre auf, wenn du satt bist!“

Thelen hat’s verstanden: Das sei ja der „Oberblödsinn“ überhaupt. Er will noch mal erklärt bekommen, wie das überhaupt funktionieren soll. Überzeugen können ihn die Gründer aber auch dann nicht.

Jochen Schweizer versucht es mit einer kleinen Weisheit: Es gehe einfach nur um Achtsamkeit. Aha. Und auch die anderen beiden Investoren können sich nicht für Intueat erwärmen. Doch schließlich kommt Schweizer doch noch mit einem Angebot um die Ecke: 150.000 für 33 Prozent als gleichberechtigter Partner. Denn schließlich wisse er ja nicht, ob er das Geld jemals wieder sehen wird. Die Gründer lehnen dankend ab.

Ein Wiederholungstäter und die Taktik Voll-Offensive

Marvin Kruse sorgt bei den Löwen für eine Überraschung. Denn der 28-Jährige ist zum zweiten Mal dabei. Im vergangenen Jahr wollte er Geld für Hundeleckerli. Dafür sang und dichtete er damals. Trotzdem ging er leer aus und bekam eine verbale Abreibung von den Löwen. Dieses Jahr präsentiert er die dickste Bratwurst der Welt: Brad Brat. Seine Forderung: 150.000 Euro für zehn Prozent.

Die Investoren meinen es gut mit ihm. Schließlich kennen sie ihn ja auch schon und wissen, was sie von ihm erwarten dürfen: Eine unterhaltsame Darbietung und einen sympathischen Gründer, der sich um Kopf und Kragen redet. Außerdem sind alle vom Geschmack der Wurst überzeugt.

„Wer jetzt nicht einsteigt, ist selber schuld!“, so der Gründer. Doch die Taktik „volle Offensive“ geht nicht auf. Keiner will sich beteiligen. Dümmel findet die Unternehmensbewertung unrealistisch.

Maschmeyer bringt es auf den Punkt: „Übernehmen sie irgendeine Spaßsendung! Tun sie sich keinen Investor an!“ Am Ende bleibt nur eine vage Verabredung für die nächste Staffel.

Ein Mega-Produkt und das Umsatzproblem

Christoph Egger kommt aus Tirol und verkauft Sonnenbrillen. Doch nicht irgendwelche. Er vertreibt in Österreich die Gloryfy Unbreakable. Brillen, die unzerbrechlich sind. Anhand mehrere Härtetest führt er sein Produkt vor. Ein Snowboarder schmettert sein Brett auf die Brille – alles bleibt ganz. Und auch als Dümmel die Brille zwischen eine 1,5-Tonnen-Presse legt, kommt sie wieder heile zum Vorschein. Ein eigens dafür entwickelter Kunststoff sorge dafür, erläutert der Gründer.

Für seine Super-Brille will Egger 500.000 Euro, dafür bietet er fünf Prozent der Firmenanteile. Schließlich wolle er auch in Deutschland mit seinem Produkt Fuß fassen, sagt er. Maschmeyer wirkt fast schon gerührt von dem Produkt: „Sie laufen bei mir offene Türen ein!“

Und auch die Margen stimmen. Aber wie sieht es mit den Umsätzen aus? Drei Jahre in Folge je drei Millionen Euro – Thelen dazu: Er habe wenige Produkte gesehen bei der Show, die ihn so beeindruckt hätten. Doch dann setzt es was: „Sag mal, no Bullshit, wo du stehst, was ist los?!“ Soll heißen: Warum haben sich die Umsätze nicht von Jahr zu Jahr erhöht, was macht das Wachstum? Eine konkrete Antwort bleibt Egger schuldig.

Die Löwen spekulieren, dass es am falschen Vertrieb liegen könne. Es brauche einen Online-Verkauf, so das Resümee. Maschmeyer zeigt Interesse und bietet eine strategische Partnerschaft an. Fünf Prozent der Anteile seien dafür allerdings viel zu wenig.

Thelen stimmt dem zu und legt Egger ein Angebot vor: Zehn Prozent für ihn, weitere zehn für Maschmeyer. Der Gründer fordert 15 Prozent für beide. Die Investoren bleiben bei 20 Prozent, bieten Gloryfy aber stattdessen 750.000 Euro. Deal. Maschmeyers abschließendes Fazit: „Da haben wir aber den Arsch voll Arbeit jetzt.“

Bild: Vox


Papa Türk: Die Gründer Jan Plewinski und Roman Will wollten für ihr Anti-Mundgeruch-Getränk 400.000 Euro für 25 Prozent Firmenanteile. Ralf Dümmel fordert 30 Prozent. Der Deal wird abgeschlossen.

Lalatz: Die Gründerin Eva Schrader wollte für ihr Superlätzchen 100.000 Euro und zehn Prozent der Anteile abgeben. Keiner der Investoren ist darauf eingegangen.

Glasello: José Luis Llorens Garcia und Stevan Sokola forderten für ihren Hygiene-Stift 125.0000 Euro und waren bereit, 15 Prozent der Firmenanteile abtreten. Dafür gab es sogar zwei Angebote: Judith Williams forderte 25,1 Prozent. Dümmel machte ein Gegenangebot für 30 Prozent. Die Gründer entschieden sich aus strategischen Gründen für Dümmel.

Intueat: Marc Reinbach und Mareike Awe boten ein Diät-Programm an, mit dem man intuitiv abnehmen können soll. Schweizer bietet zwar 150.000 Euro für 33 Prozent als gleichberechtigter Partner. Doch die Gründer lehnten ab.

Brad Brat: 150.000 Euro für die dickste Wurst der Welt. Das war Marvin Kruses Forderung. Dafür sollten 10 Prozent der Anteile abgetreten werden. Doch keiner der Löwen ließ sich darauf ein.

Gloryfy: Christoph Eggers Brillen sind nahezu unzerstörbar. Dafür wünschte sich der Tiroler Gründer 500.000 Euro und wollte fünf Prozent seiner Firma abgeben. Frank Thelen und Carsten Maschmeyer forderten jeweils zehn Prozent und wollten zusammen einsteigen. Eggers konterte mit 15 Prozent. Am Ende blieb es bei den 20 Prozent, doch es gab mehr Geld: 750.000 Euro.

Bild: Vox