Teleshopping-Queen Judith Williams testet den Staubsaugeraufsatz für Hundehaar

Zucker und Zitrone in Wasser erhitzt, die klebrige Masse auf das Bein auftragen – und dann „zack“, so enthaarte die Mutter von Vural Öger früher ihre Beine. Ganz nebenbei erfuhr der Zuschauer diesen Fun Fact vom Tourismus-Unternehmer. Willkommen zur siebten Folge der Vox-Show „Die Höhle der Löwen“, leichte Unterhaltung zur Primetime war wieder angesagt.

Der zugehörige Pitch von Maryam Agün lief nicht so spaßig ab. Die 32-jährige Unternehmerin wollte die Löwen für ihr Enthaarungssystem MaPeau begeistern. 120.000 Euro forderte sie  – gegen 20 Prozent der Firmenanteile. Dafür saß ihr Bruder oberkörperfrei auf der Bühne und versuchte sich live die Achselhaare zu entfernen. Mit dem Gerät trug er das Wachs, dann kam ein Streifen drauf und „zack“. Nur die Haare wollten nicht wirklich kleben bleiben. „Das Ding funktioniert nicht“, attestierte Löwe Jochen Schweizer fachmännisch.

Investorin Judith Williams erklärte noch fachmännischer, das es sich um ein „Private Labeling“ handle. Bedeutet: Die Unternehmerin kauft das Produkt nur ein, und klebt ihr Label drauf. „Es ist keine Neuentwicklung“, gab Agün offen zu. Was sie von den Enthaarungs-Wettbewerbern unterscheidet, konnte sie nicht wirklich erklären. Media Markt, der zu ihren Kunden gehört, würde das Produkt einfach selber einkaufen, erklärte ihr Frank Thelen. Alle Investoren stiegen aus. Zumindest gab es von Vural Öger noch ein paar warme Worte zur gelungenen Integration. „Mein Herz schlägt für Sie.“

Weitere Nachhilfe im Unternehmertum gab es für das übermotivierte Pärchen vom Startup My Pillow Factory. Sebastian und Yulia Donath produzieren bereits seit 2012 personalisierte Kissen. Auch für die Löwen haben sie jeweils eigene Kissen mitgebracht. Etwa für Jochen Schweizer, mit seinem Lieblingsspruch bedruckt: „Mit der Hand am Arm.“  Kleinere Mengen produzieren sie mit lokalen Partner, größere Stückzahlen in einer Näherei in Polen. 2014 sind für die beiden gerade einmal 13.000 Euro vom Geschäft übrig geblieben.

Und da fiel das S-Wort. „Das skaliert überhaupt nicht“, warf Frank Thelen ein. Vor zehn Jahren habe er das Foto-Kissen großgemacht. Und dazu hätte es 60 Entwickler gebraucht. Der Markt sei zu kompetitiv. Mit dem geforderten Geld von 45.000 Euro könnten sie nicht einmal „ein Hundertstel der Software“ entwickeln. Die Produkte seinen schön, aber ohne Geschäftsaussichten. Der Rat der Löwen: Die Idee als Hobby weiterzuführen. Gut kam das beim Gründerpärchen nicht an.

Der Kampf gegen das Übergewicht

Wenig Verständnis hatten die Löwen auch für das nächste Pärchen vom Startup MindCookies. Einen besonderen Doppelkeks wollen die beiden zusammen mit einem großen Hersteller entwickelt haben. Es gibt die Ausführungen „Happy“ und „Active“, gebacken etwa mit Guarana und vielen Kräutern.

Jeder Investor hatte was zu meckern. Lencke Steiner bekommt vom Koffein immer Herzrasen. Raus. Bei Jochen Schweizers steht die Philosophie dagegen – „Processed Food“ findet er nicht gut. Raus. Frank Thelen argumentierte mit dem Übergewicht auf der Welt, denn der Keks enthält ziemlich viel Zucker. Raus. Judith Williams fragte: „Warum macht ihr das nicht gesund?“ Sie ist auch raus. Nur Vural Öger überlegte: Auch wenn er die Kekse nicht esse, lasse sich damit vielleicht Geld verdienen. Doch die Gründer wollten keine Produktionskosten nennen – Öger ist angefressen und raus. Die Gründer essen auf ihre Niederlage erst einmal einen Happy Keks.

Ein süßer Hund darf in der Vox-Sendung auch nicht fehlen. Jochen Schweizer fängt gleich an zu schmusen. Mit einem Investment der Löwen von 125.000 Euro – im Tausch für 15 Prozent der Unternehmensanteile – will Cofix den Markt erschließen. Welchen Markt? Den für Staubsaugeraufsätze, die Hunde von Schmutz, Schuppen und Zecken befreien.

In den ersten Jahren sei viel Geld verloren gegangen, etwa weil sie auf die falschen Internet-Fachleute gesetzt hätten: „Wir haben viel Geld verloren in dieser Internet-Geschichte”, sagte Gründerin Vera Sutterer. Frank Thelens Einschätzung: Durch die vielen E-Commerce-Anbieter sei es schwer, an neue Kunden zukommen – und teuer. So müsste man als Anbieter auf wiederkehrende Kunden setzen. Das funktioniere bei Cofix nicht. Und sei deswegen schwer zu vermarkten. Die anderen Investoren springen ebenfalls ab.

„Ich bin ein einfacher Stuntman, aber ich kann rechnen“

Etwas mehr technisches Verständnis brachten da die beiden Gründer von TobyRich mit. Sie haben eine mit dem Smartphone gesteuerte Spielzeugdrohne entwickelt. Endlich Technik. Das dachte auch Frank Thelen und steuerte gleich den Flieger durch den Raum, so waghalsig, dass er ihm fast selbst an den Kopf flog. „Geil.“

Als es um die Deals ging, verstummte das Gelächter. Judith Williams zeigte sich abgeturnt, weil ihr Mann zuhause 39 Flieger horte, die sie dann immer reparieren müsse. Lencke Steiner sagte, sie können sich nicht vorstellen, mit dem Flieger rumzudüsen.

Öger und Schweizer halten das Unternehmen wegen seiner Verbindlichkeiten für überschuldet. „Ich bin zwar ein einfacher Stuntman, aber ich kann rechnen“, sagte Schweizer. Nur Thelen machte einen Vorschlag: 15 Prozent Anteile will der Investor – im Tausch gegen 350.000 Euro. Ursprünglich wollten die beiden Gründer nur fünf Prozent abgeben. Sie überlegen es sich anders und schlagen ein.

Genauso glücklich konnte sich der Koch Marcus Läbe schätzen. Mit seinem Unternehmen Dinnery bereitet er hochwertiges Essen vor, dass vakuumisiert und dann verschickt wird. Zuhause muss es nur noch in einem Wasserbad vom Besteller erwärmt werden. Vural Öger und Lencke Steiner dürfen am Tisch kosten – sie sind entzückt. Schmeckt „wie in einem guten Restaurant in San Francisco“, findet Öger.

Öger und Steiner überlegten sich einen Deal: 95.000 Euro gegen 26 Prozent am Unternehmen. Jochen Schweizer durfte mit aufspringen. Und so gab das Trio am Ende 100.000 für Anteile. Die Gründer aus Hammelburg brauchten keine Bedenkzeit – sie willigten ein.

Als Schlusspunkt der Sendung brauchte es noch einmal Action, um die Fernsehzuschauer ein letztes Mal wachzurütteln. Thomas Rank pitchte mit seiner Frau Shelly das Flyrad, ein Motorroller, der sich mit Inline-Skates fahren lässt. Es kam ein leichtes „Bauer sucht Frau“-Feeling auf, als Rank sagte: „Shelly ist meine große Liebe, und das wird das Flyrad nicht ändern.“ Draufgängerin Lencke Steiner kurvte sofort durch Studio. Und auch Judith Williams traute sich auf die Inline-Skates, angeblich das erste Mal seit vielen Jahren. Ein Investment gab es nicht, denn das Produkt ist schon seit 2011 am Markt. Gerade mal 19 Stück haben sie verkauft.

Dafür schenkte Jochen Schweizer der Kollegin Williams ein Flyrad. Unter der Bedingung, dass sie vier Wochen jeden Morgen damit zur Arbeit fährt. „Ich mache ein Video davon“, verspricht Williams. Ob das wohl ein neues Vox-Format wird?

Die Deals im Überblick:

  • Mind Cookies aus Berlin produziert Kekse, etwa um sich besser zu konzentrieren. Silvio und Maren Lubenow fordern 50.000 Euro im Tausch gegen 25 Prozent ihrer Firmenanteile. Kein Investor steigt ein.
  • 95.000 Euro versucht Dinnery von den Investoren zu bekommen, zehn Prozent ihrer Anteile für den hochwertigen Essenslieferdienst wollen Marcus Läbe und Ricardo Diaz abgeben. Vural Öger, Lencke Steiner und Jochen Schweizer bieten 100.000 Euro für 26 Prozent. Die beiden Gründer willigen ein.
  • Eine Staubsaugerdüse für Hundehaare hat das Startup Cofix entwickelt. Vera Sutterer und Wilfried Hahn  sind auf der Suche nach 125.000 Euro für 15 Prozent der Anteile. Die Investoren winken ab.
  • Maryam Aygün vertreibt ein System zur Haarentfernung. Mit ihrem Wachssystem MaPeau will die Berlinerin 120.000 Euro einsammeln. Im Gegenzug gibt es 20 Prozent des Unternehmens. Statt Deals gibt es gute Ratschläge.
  • Für ihre Smartphone-gesteuerten Spielzeugdrohnen brauchen TobyRich aus Bremen 350.000 Euro. Gründer Tobias Dazenko und Ulrich Ditschler wollen dafür fünf Prozent des Unternehmens abgeben. Frank Thelen bietet die Summe, allerdings für 15 Prozent. Nach kurzer Bedenkzeit sagen die beiden zu.
  • My Pillow Factory aus Esslingen benötigen 45.000 Euro für ihr Kissen-Startup. Im Gegenzug bietet das Pärchen 15 Prozent der Anteile. Alle Investoren springen ab.
  • 50.000 Euro bietet Thomas Rank 15 Prozent der Firmenanteile von Flyrad an, einem Elektro-Roller. Keiner hat Interesse.

Impressionen aus der Sendung:

Impressionen aus der 7. DHDL-Folge

Bilder: Vox/Sony