Lˆwe Frank Thelen (l.) und Gr¸nder Uli Sambeth
Lˆwe Frank Thelen (l.) und Gr¸nder Uli Sambeth Wie fährt man nur mit dem Ding? Investor Frank Thelen lässt sich das von Gründer Uli Sambeth zeigen.

Ein vorzeitiger Höhepunkt ist an keiner Stelle gefragt. Denn was danach kommt, ist meistens schlechter, es langweilt gar und gerade bei Fernsehsendungen ist dann die Gefahr des Abschaltens groß. Doch genau das passierte gestern bei der neunten Folge der „Höhle der Löwen“. Vox zeigte die beste Szene der Folge zuerst – vielleicht sogar der ganzen Staffel.

Der schönste Moment

Der spannendste Pitch des Tages beginnt, als Uli Sambeth auf seinem eBall ins Studio rollt: einer in Neonfarben blinkenden Scheibe auf einem Ball, die sich durch Gewichtsverlagerung dahin bewegt, wohin man fahren möchte. Das Gerät erinnert an ein Hoverboard und der Gründer, von Beruf Informatiker, kommt einem mit seinem weißen Kittel und den wilden Locken vor wie der geniale Erfinder Doc Brown aus der Kult-Trilogie „Zurück in die Zukunft“. Dann bringt er auch noch seinen Sohn mit in die Show, der aussieht wie eine Mini-Ausgabe von Marty McFly. Die Sympathiepunkte sind hoch. Sehr hoch.

500.000 Euro fordert der Erfinder von den Löwen, dafür will er 12,5 Prozent seiner Firmenanteile abgeben. Das Gerät könne in jede Richtung fahren, so Sambeth. Das will Skateboarder Thelen sofort ausprobieren. „Halt dich an ihm fest, Frank“, ruft ihm Williams noch liebevoll umsorgend zu. Da verliert der Löwe auch schon das Gleichgewicht und springt vom eBall. Sofort versucht er es nochmal, stützt sich mit den Händen auf den Schultern des Gründers ab und ruckelt wackelnd ein paar Zentimeter nach vorne. Mit einem Satz hüpft er vom Gerät und sagt: „Ist mir zu tricky.“

Thelen guckt unglücklich. Sambeth guckt unglücklich. Vielleicht sei das Gerät ja nicht richtig auf den Investor eingestellt gewesen, mutmaßt Erlebnis-Experte Schweizer. Sicher, der eBall sei auf ein schwereres Gewicht und nicht auf das von Thelen programmiert gewesen, meint auch der Gründer erleichtert. Jetzt will es Schweizer wissen. Er stellt sich auf den eBall und fährt ohne Festzuhalten eine Runde. „Finger weg“, ruft er Sambath zu, der hinter ihm her rennt. Schweizer freut sich: „Ist nicht so schwer.“ Und auch Thelen kann wieder lachen. „Respekt, Respekt“, ruft er seinem Kollegen zu.

Doch dann bekommen die Löwen erste Zweifel. Das Gerät sei ein Prototyp, es gebe noch keine Kunden – die Bewertung sei deshalb auch viel zu hoch. Und Maschmeyer fehlt eine behördliche Genehmigung. Nacheinander springen alle männlichen Investoren ab. „Als Geek, als Frank, blutet mein Herz“, gibt Thelen zu. „Aber leider bin ich raus.“

Nur Williams zögert noch: „Da ist ein Markt dafür da.“ Die Löwen beraten sich gemeinsam. Und dann tun sie etwas, dass es so noch nicht in der Sendung gegeben hat. Sie machen dem Gründer ein Angebot – zu fünft. Jeder von ihnen will 100.000 Euro zahlen. Dafür soll Sambeth 50 Prozent seiner Firma abtreten. „Wir werden dieses Unternehmen groß machen“, verspricht Maschmeyer. Der Gründer und sein Sohn überlegen nicht lange: Sie sagen zu.

Die Durststrecke

Jetzt folgen wenig spektakuläre Minuten, in denen es um ein Pflegeöl für den Bart (Goelds), eine Geschenke-App (Joidy) und ein Frischhaltegerät (Zzysh) geht. Nirgends kommt ein Deal zustanden. Entweder halten die Löwen den Markt für zu klein (Goelds), die Bewertung für zu hoch (Joidy) oder den Gründer für zu listig (Zzysh).

Der niedliche Hund

Gerade will man erschöpft auf dem Sofa einschlafen, da betritt Zula die Bühne. Ein wie ein Labrador aussehender braunnasiger Hund, der schwanzwedelnd die Investoren begrüßt und sich sichtlich freut, jetzt hier an diesem Ort zu sein. Herrchen Thomas Löbke ist aufgeregt, es sei sein allererster Pitch, erzählt er. Mit seinem Unternehmen Nutriday bietet er Nahrungsergänzungsfutter für Hunde an. Die Firma gibt es zum Drehzeitpunkt erst seit einem Monat. Vor der Kamera versagt dem Gründer die Stimme, er fragt nach einem Schluck zu trinken. Die Löwen finden das nicht schlimm, sondern sympathisch – ebenso wie den Hund, der vor der Kamera einen Napf mit Futter leer frisst.

Trotzdem kann auch er seinem Herrchen nicht helfen, denn die Löwen wollen nicht in sein Startup investieren. Warum soll ein Hund Erbsen, Sellerie oder Brombeerblätter brauchen, wenn er auch frisches Fleisch fressen könne, wendet Jochen Schweizer ein.

Die Familie

Auf den Hund folgt Familie Wenz, also: Erzieherin Birgit Wenz, Vertriebler Stefan Wenz und Sohn Larik. Der Junge trägt eine Kochmütze – und ums Kochen beziehungsweise Backen geht es bei ihrem Pitch auch. Die Eltern haben die Kinderleichte Becherküche gegründet: Das sind Kochbücher und Messbecher, mit denen Kinder einfach und schnell etwas Leckeres zubereiten können sollen. 100.000 Euro wollen die Gründer für 20 Prozent des Unternehmens. Der achtjährige Larik legt auf der Bühne sofort los und backt Waffeln.

Als Thelen hört, bei welchen bekannten Händlern die Becherküche schon gelistet ist, sagt er: „Ihr braucht nicht mehr viel, ihr könnt einfach langsam aus euch heraus wachsen.“ Das passe nicht zu seiner Art von Investments. Schweizer ist die Marge zu klein. Williams sieht den Lebenszyklus nicht. Und auch die anderen Löwen springen ab.

Der Junge mit der Kochmütze sieht aus, als ob er gleich weint. Da rettet Dümmel die Situation. „Mich reizt das Thema“, sagt er. Er bietet die 100.000 Euro und fordert dafür 30 Prozent der Anteile, also mehr, als die Gründer abgeben wollten. Für sie ist das dennoch kein Problem. Und der Investor freut sich: „Das machen wir groß.“

Das Fazit der Sendung: zwei glückliche Gründerfamilien und ein satter Hund.

Die Deals im Überblick:

  • Um seine selbst gebautes Fahrgerät eBall weiterzuentwickeln und marktreif zu machen, braucht Gründer Uli Sambeth von den Löwen 500.000 Euro. Dafür würde er ihnen 12,5 Prozent seines Unternehmens abtreten. Die Löwen einigen sich, ihm das Geld gemeinsam zu geben. Dafür wollen sie aber auch 50 Prozent des Unternehmens. Der Gründer geht darauf ein.
  • Die drei Aschaffenburger Johannes Keppler, Martin Morrás Ganskow und Martin Kroll stellen mit Goelds Pflegeprodukte für Bartträger her. Von den Löwen fordern sie 75.000 Euro für zehn Prozent ihrer Firmenanteile – doch die beißen nicht an. Die glattrasierten Investoren verspüren keine Leidenschaft für das Produkt. Außerdem glauben sie, dass der Markt nicht groß genug dafür sei.
  • Die beiden Gründer der Geschenke-App Joidy Philippe Singer und Timo Müller hätten gerne 200.000 Euro von den Investoren – dafür würden sie zehn Prozent der Anteile ihres Startups abgeben. Schweizer macht ihnen ein Angebot: Er würde ihnen das Geld zahlen, allerdings die Hälfte davon als Wandeldarlehen. Die Gründer müssten es ihm zurückzahlen. Außerdem will Schweizer 25,1 Prozent der Anteile. Singer und Müller lehnen ab – kein Deal.
  • Der Gründer des Frischhalte-Systems Zzysh Manfred Jüni fragt die Investoren um die höchste Summe des Tages: eine Million Euro. Dafür bietet er zehn Prozent der Unternehmensanteile. Bei dem Preis sind die Löwen skeptisch. Keiner will investieren.
  • Auch der Nutriday-Gründer Thomas Löbke kann sie nicht überzeugen. Er will von ihnen 90.000 Euro und ist bereit, 20 Prozent der Anteile abzutreten – doch die Löwen sehen nicht den Mehrwert des Produktes. Sie lehnen ab.
  • Schließlich treten Birgit und Stefan Wenz mit ihrer Kinderleichten Becherküche vor die Investoren. Sie benötigen von ihnen 100.000 Euro, dafür würden sie 20 Prozent der Anteile abgeben. Dümmel bietet das Geld an – für 30 Prozent der Anteile. Deal.
BILD: VOX