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Es war die große Dümmel-Show: In der heutigen Folge bei Die Höhle der Löwen schlug der Hamburger Investor bei sechs Startups zu und willigte ein, in ihre Produkte zu investieren.

Während die anderen Löwen viele Gründer hätten ziehen lassen, machte Dümmel Angebot um Angebot – so oft, dass Moderator Amiaz Habtu irgendwann ausrief: „Es hat mal wieder gedümmelt!“

Dümmels Deals im Überblick:

  • DasKaugummi erhielt 250.000 Euro für 20 Prozent der Anteile
  • Gruezi Bag gab er 100.000 Euro für 25,1 Prozent der Anteile
  • Caketales bekam 100.000 Euro für 30 Prozent der Anteile
  • Holzpost erhielt 100.000 Euro für 25,1 Prozent der Anteile
  • VeggiePur gab er 125.000 Euro für 25,1 Prozent der Anteile
  • GlowGarage bekam 100.000 Euro für 30 Prozent der Anteile

Ein teurer Abend für den 49 Jahre alten Investor, der seine Karriere 1988 als Verkaufsassistent des Hamburger Handelsunternehmens DS Produkte begann. 1996 wurde er dort Gesellschafter, zwei Jahre später Geschäftsführer. Über 4000 Produkte vertreibt das Unternehmen in verschiedenen Ländern, von Pfannen, über Fitnessgeräte bis hin zu Adventskränzen. Heute arbeiten mehr als 400 Menschen für ihn, der Jahresumsatz der Unternehmensgruppe beträgt laut Firmenangaben 250 Millionen Euro.

Hier erzählt Dümmel, ob die Deals nach der Show wirklich geklappt haben, wie die Zusammenarbeit mit den Gründern war und wie viel Geld er höchstens in der Sendung ausgeben würde.

Ralf, sechs Deals in einer Sendung von einem Investor – so etwas gab es bei DHDL bisher noch nie. Was passierte nach der Show?

Direkt nach den Drehtagen haben wir die Gründer zu DS Produkte eingeladen, um das Unternehmen und unsere Produkte kennenzulernen und uns ihre Wünsche und Ziele mitzuteilen. Außerdem haben wir über ihre Stärken und Schwächen gesprochen, um herauszufinden, in welchen Bereichen wir sie am besten unterstützen können.

Wie oft hast Du persönlich mit den Gründern noch zu tun?

Ich habe jeden von ihnen mehrmals gesehen – sicherlich fünf bis sechs Mal. Sie haben alle meine Handynummer und können mich jederzeit anrufen. Mein Team besteht aus 400 Personen, darunter sind viele Fachleute, die mit den Gründern eng zusammenarbeiten.

Viele Deals scheitern ja nach der Sendung, wie Gründerszene berichtet hat – welche deiner Investments sind zustande gekommen?

Bei GlowGarage, VeggiePur und Caketales ist das Geld schon geflossen. Mit Gruezi Bag sind wir noch in Verhandlungen. Da ist noch offen, ob der Deal klappt. Und bei DasKaugummi und Holzpost wurden wir uns bezüglich der Beteiligung nicht einig, wir sind aber sehr freundschaftlich im Umgang. Wir unterstützen die beiden Startups weiterhin und haben ihnen geholfen, ihre Produkte in den Handel zu bringen.

Und trotzdem sind die Deals gescheitert. Woran lag das?

Da wir als strategischer Partner viel mehr als nur Geld geben wollen, ist keine gemeinsame Ausrichtung gefunden worden. Wir sind im Guten auseinander gegangen. Wenn die Gründer noch Fragen an mich und mein Team haben, können sie sich jederzeit melden, worüber wir uns auch sehr freuen. Insgesamt konnte ich ich über 70 Prozent der Deals, die ich in der Show gemacht habe, zum Abschluss bringen – eine Quote, auf die ich schon stolz bin.

Welches Deiner Startups aus der Show hat am meisten Potenzial?

Das kann ich noch nicht wirklich absehen. Für mich haben alle sechs wirklich Potenzial. Im Zeitalter der gesunden Ernährung, glauben wir, dass die Gemüse-Käuter-Mischung VeggiePur auf einen großen Trend trifft. GlowGarage trifft auf 72 Millionen Fahrräder in Deutschland, das ist also ein Mega-Markt. Aber auch Caketales ist spannend. So ein Produkt gibt es noch nicht in Deutschland, deshalb weiß man vorher nicht, wie es der Markt annehmen wird.

Bist Du mit Deinen Auftritten in der Show zufrieden?

Für mich ist es noch ungewohnt, am Dienstagabend fernzusehen und dann da auch noch mein Gesicht zu sehen und meine Stimme zu hören. Ich brauche wohl noch eine Weile, um mich daran zu gewöhnen. Für die Firma und die Mitarbeiter ist die Show sehr spannend.

Sie bringt ja schließlich einen deutlichen Werbeeffekt mit sich.

Natürlich schafft die Sendung den Gründern viel Aufmerksamkeit, aber darauf kann man sich nicht ausruhen, wenn man ein Produkt langfristig am Markt halten will. Mich hat überrascht, wie ehrlich es in der Sendung zuging – die Überraschung der Löwen ist nämlich echt. Ich dachte ja, dass wir vorab wenigstens ein paar Informationen über die Startups bekommen – oder eine Bilanz. Aber nein: Man sitzt da im Sessel, es wird nochmal über einen drübergepudert und plötzlich steht schon ein Gründer vor einem und legt los.

Dann muss man sich innerhalb von einer Stunde entscheiden, ob man viel Geld investiert oder nicht.

Mal dauert der Pitch eine Stunde, mal zwei, wir haben da kein zeitliches Limit. Wahrscheinlich haben wir meistens so 1,5 Stunden, um uns ein Bild von den Startups zu machen. Von denen werden dann später nur 15 Minuten ausgestrahlt. Trotzdem sind auch 1,5 Stunden nicht so viel Zeit für ein Investment. Man muss relativ schnell mit Bauch und Verstand eine Entscheidung fällen.

Worauf hörst Du mehr: Bauch oder Verstand?

Auf beides gleichermaßen. Ich würde nicht in ein gutes Produkt mit schlechten Gründern investieren und auch nicht in ein schlechtes Produkt mit guten Gründern.

Was macht einen guten Gründer aus?

Gründer müssen überzeugt sein von ihrer Idee und einen starken Willen haben. Außerdem müssen sie Antworten auf kritische Fragen haben und – mit am Wichtigsten – fleißig sein.

Worauf achtest Du bei Produkten, in die Du investierst?

Ich schaue vor allem auf das Marktvolumen. Ist das ein Produkt, das eine ganz große Zielgruppe anspricht? Ein Beispiel: Der Markt für Linkshänder ist nicht so groß, nur sieben Prozent aller Deutschen sollen Linkshänder sein. Investiert man in einen Babyartikel, schränkt man den Markt auch automatisch ein. Ein Problemlöser für den Haushalt dagegen kann in 40 Millionen Haushalten in Deutschland stehen. Solche Produkte finde ich spannend.

Ist es eigentlich Dein eigenes Geld, dass Du bei DHDL ausgibst – oder das der Firma?

Was ist denn da eigentlich der Unterschied? Es ist mein eigenes Geld, ob es nun von der Firma kommt oder von meinem Privatkonto. Wie es sich für einen Kauffmann gehört, haben wir unter steuerlichen Gesichtspunkten unsere Beteiligungsgesellschaft DSinvest gegründet – und die investiert dann auch. Am Ende stecken dort aber auch meine Gewinne drin.

Hast Du Dir selbst ein Limit gesetzt, was Du in der Sendung höchstens ausgeben willst?

Nein, denn wenn mich ein Gründer interessiert, schlag ich zu. Wenn mich ein paar mehr Gründer interessieren, schlag ich eben mehrmals zu. Wir schmeißen kein Geld raus. Aber wenn wir investieren, machen wir das, weil wir sicher sind, dass die Ausgabe nicht nur zurückkommt, sondern auch mehr bringt. Hätten wir ein Limit, hätten wir in der letzten Sendung nicht so viele Deals gemacht.

Das war tatsächlich verwunderlich.

Das siehst nicht nur Du so. Vor DHDL warenDS Produkte und ich sehr unbekannt. Da kommt jemand aus Hamburg in die Sendung und alle fragen sich, was der da macht. Und weil man nichts über DS Produkte gewusst hat, ist die Überraschung umso größer, dass ausgerechnet ich bis jetzt die meisten Deals mache. Keiner hätte mir das zugetraut.

Du bezeichnest Dich selbst als Self-Made-Mann, hast Dich mit einem Realschulabschluss und ohne Studium bei DS Produkte hochgearbeitet.

Ich hatte das große Glück, dass ich vor 30 Jahren einen der wichtigsten Menschen in meinem Leben getroffen habe: meinen Ziehvater Dieter Schwarz, den Gründer von DS Produkte. Ich lernte ihn kennen, als ich meine damalige Freundin begleitet habe, die dort gebabysittet hat. Wir haben uns viel über Beruf und Berufung unterhalten. Er hat an mich geglaubt und hat mir einem Job in seinem Unternehmen gegeben. Ich habe hart gearbeitet und täglich dazugelernt. Aber ohne mein Team würde die Firma nicht funktionieren. Ralf Dümmel allein reicht nicht. Ähnlich ist es auch bei Startups.

Inwiefern?

Da zählt auch das ganze Team. Wenn Startups beispielsweise aus drei Leuten bestehen, ein Mega-Typ darunter ist und zwei, die nicht funktionieren, wird das ganze Unternehmen scheitern. Denn die zwei machen mehr kaputt als eine Person aufbauen kann.

Danke für das Gespräch, Ralf!

Bild: Rieka Anscheit