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thomas enge dlv Thomas Enge finanziert europäische Gründer mit Trackrecord

Mit dem Slogan „Weil einfach einfach einfach ist“ kam für den Mobilfunkanbieter Simyo und seine Gründer der Erfolg. Einer davon ist Thomas Enge. Nach fünf Jahren gründeten er und seine Mitstreiter 2010 erneut: mit Amaysim entstand in Australien ein weiterer Mobilfunkanbieter nach dem selben Einheitspreis-Prinzip.

Mittlerweile hat Enge die Seiten gewechselt und will Gründern mit Geld, Netzwerk und Erfahrung helfen, groß zu werden. Dazu startete er im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem Tech-Futuristen Monty Metzger den Wagniskapitalgeber Digital Leaders Ventures. Mit ihrem ersten Millionen-Fonds wollen sie insgesamt in rund 20 Startups investieren. Die erste Beteiligung wurde im September besiegelt, jeden Monat soll ein neues Investment dazukommen. Thomas Enge im Gespräch über die Hintergründe:

Thomas, seit kurzem bist Du Investor. Was hast Du vorher gemacht?

Ich war – wie man Neudeutsch sagt – Corporate-Finance-Berater und habe Unternehmen dabei begleitet, an Kapital zu kommen. 2005 haben meine Mitgründer und ich gemeinsam mit E-Plus Simyo gegründet und über fünf Jahre geführt. Anschließend haben wir mit Amaysim eine Mobilfunkfirma in Australien aufgebaut. Vor einem Jahr ist das Unternehmen an die Börse gegangen. Ich bin aber schon vorher wieder zurück nach Deutschland gegangen.

Bist Du bei Amaysim noch involviert?

Durch die Haltefrist der Aktien bin ich noch bis August gebunden. Aber ansonsten bin ich komplett raus. Das Unternehmen läuft mittlerweile erfolgreich von alleine.

Jetzt hast Du erneut gegründet, und zwar den Wagniskapital-Fonds Digital Leaders Ventures. Weil Du wieder etwas Neues starten wolltest?

Weil ich weiß, wie es bei uns damals war. Wir haben als Startup auch Kapital gebraucht. Als ich früher Unternehmen bei der Kapitalaufnahme beraten habe, fand ich das sehr spannend. Früher habe ich mir immer gewünscht, das einmal selbst mit Unternehmen machen zu können.

Bei Amaysim lief es zu Anfang nicht immer rund. Hättest Du rückblickend in ein Unternehmen wie Deines investiert?

Die Schwierigkeiten sieht man vorher ja nicht. Was uns bei der Amaysim-Finanzierung half, war, dass wir ein Team mit einem Trackrecord waren. Und auch uns bei Digital Leaders Ventures ist es wichtig, solche Leute zu treffen. Man kann mittlerweile auch mit 30 schon einige Sachen gemacht haben. Zudem suchen wir europäische Gründer, die international denken.

Das sind hohe Voraussetzungen. Bist Du risikoavers?

Nö, gar nicht. Man kann als Investor nicht risikoavers sein, das passt nicht zusammen. Man geht dabei immer Risiken ein, auch bei Personen, die nicht ihr erstes Unternehmen gründen. Wir befinden uns aber gerade in einer Lernphase. Danach wollen wir unseren zweiten, größeren Fonds hinterherschieben.

Ihr sucht europäische Gründer. Ist Europa im Kommen?

Wir glauben, dass Europa große Chancen hat. Die Tech-Szene in den USA ist in den letzten Monaten ziemlich eingebrochen und wird damit noch ziemlich lange mit sich beschäftigt sein. Internationale Investoren schauen mittlerweile nach Europa. Aber noch sind wir in Europa unterversorgt.

Mit Geld oder Ideen?

Mit Geld. Sicherlich gibt es hier viele Ideen, aber Europa ist von der Struktur her ganz anders. Wir sind industriell geprägt. Aber in den großen Industrien wie Automobil, Chemie und Pharma, wo Disruption dringend erforderlich ist, kommt sie noch nicht an.

Welche Themen sind dann für Dich spannend?

Von den Themen her sind wir breit aufgestellt. Der Grundgedanke ist, die Digital Leaders von morgen zu finden. Und die bauen sicherlich nicht den nächsten Marktplatz und nicht die nächste Social-Media-Plattform. Wir finden die ganze Industrie 4.0 spannend, das Internet of Things oder Smart Home. Bisher haben wir viel im Telko-Bereich investiert. Beispielsweise in Unternehmen, die etwas mit Voice Over IP machen. Wir sprechen dann meist die Unternehmen an, ob sie mit uns zusammen arbeiten wollen.

Seid ihr also Bittsteller?

Häufig gibt es die Situation, dass sich der Gründer die Kapitalgeber aussuchen kann. Zumindest die Startups, mit den heißen Themen.

Bild: Digital Leaders Ventures