Stanislas Niox-Chateau auf der Noah-Konferenz in Berlin

Mit 29 Jahren gehört Doctolib-Gründer Stanislas Niox-Chateau zu den Gründern, die in ihrem Leben scheinbar schon alles erreicht haben. Seit seinem fünften Lebensjahr spielt er Tennis, trainierte zahlreiche Stunden jeden Tag, um ganz oben mitspielen zu dürfen. Schließlich landete er in einer Liga für semi-professionelle Spieler und trat Turniere auf der ganzen Welt an. Bei seinem Studium entschied er sich für den traditionellen Weg und ging an die Pariser Elite-Universität HEC.

2011, wenige Jahre nach dem Uniabschluss, gründete Stanislas Niox-Chateau schließlich Otium Capital, das er uns als „Rocket Internet in klein – und mit weniger Geld“ beschreibt, als wir ihn auf der Noah-Konferenz in Berlin treffen. Parallel sei er an der Gründung des Startups LaFourchette beteiligt gewesen, das ähnlich wie Quandoo oder OpenTable Reservierungen online regelt und 2014 an Tripadvisor verkauft wurde. Der Preis soll dabei bei etwa 100 Millionen Euro gelegen haben.

Auf seinem Weg findet Niox-Chateau dabei auch in Hindernissen etwas Positives. Seit seiner Kindheit stottert der Gründer, er spricht offen darüber. „Ich habe das, seit ich ein Kleinkind bin. Mein Vater und mein Großvater haben auch gestottert“, erzählt er. „Dass ich seit meinen Kindertagen täglich mehrere Stunden Tennis trainiert habe und später jeden Tag 14 Stunden gearbeitet habe, hat da sicher nicht geholfen.“ Seine Sprachstörung brachte ihn schließlich zu der Gründung seines neuen Startups: Doctolib, eine Plattform für die Vermittlung von Arztterminen.

In Frankreich ist Doctolib zwei Jahre nach der Gründung bereits groß geworden. Das Startup beschäftigt 250 Mitarbeiter in Paris und hat 30 kleine Standorte in Frankreich. 10.000 Ärzte und vier Millionen User würden die Plattform derzeit nutzen. Und: „Jeden Monat kommen 1.000 Ärzte dazu“, sagt Niox-Chateau. Jeder Arzt muss Doctolib im Monat 129 Euro zahlen, multipliziert mit den teilnehmenden Ärzten lässt sich so ein monatlicher Umsatz errechnen, der deutlich über einer Million Euro liegt. Vorausgesetzt, alle zahlen den vollen Preis.

Insgesamt konnte Doctolib bereits 23 Millionen Euro Wagniskapital einsammeln. Accel und bekannte Business Angel aus Frankreich, beispielsweise BlaBlaCar-Gründer Nicolas Brusson, haben Geld in Doctolib gesteckt. So startet das Unternehmen nun die europaweite Expansion. Den Anfang macht das Startup in Deutschland, in dem neuen Büro in der Friedrichstraße arbeiten seit einigen Wochen fünf Mitarbeiter. „In den nächsten zwölf Monaten wollen wir auf 100 bis 150 Mitarbeiter in Deutschland wachsen“, sagt Niox-Chateau. „Im September starten wir außerdem in Hamburg und danach in allen größeren deutschen Städten.“

„Wir haben keine richtigen Wettbewerber“

Aber natürlich ist Stanislas Niox-Chateau nicht der erste Gründer, der Arzttermine über eine Plattform vermitteln möchte. Sowohl in Frankreich als auch in Deutschland sind mehrere Player in diesem Bereich aktiv: In Frankreich konkurriert Doctolib beispielsweise mit dem Startup Mondocteur. In Deutschland gibt es Unternehmen wie Arzttermine24, Arztbuchen24 oder Doxter.

Niox-Chateau, der gern über seine ambitionierten Ziele spricht, ist allerdings überzeugt: „Wir haben keine richtigen Wettbewerber. Es gibt viele Konkurrenten, aber die sind alle sehr klein.“ Dafür sprechen zumindest die geschätzten Traffic-Zahlen von SimilarWeb: Demnach können die konkurrierenden Portale keine sehr große Reichweite aufweisen.

Vielleicht aber funktioniert das Modell in Deutschland einfach nicht so gut? Ticken Patienten und Ärzte anders als in Frankreich? Niox-Chateau hat da keine Befürchtungen. „25 Prozent der Ärzte in Europa arbeiten in Deutschland und Frankreich“, erzählt er. „Wir wollen in Deutschland genauso groß werden wie in Frankreich und so schnell wie möglich 10.000 Ärzte auf der Plattform haben.“ Bis auf die IT würden alle Bereiche von dem deutschen Team übernommen. „Wir wollen die Art und Weise ändern, wie Deutsche mit Ärzten kommunizieren. Dafür brauchen wir ein Team, das komplett lokal arbeitet.“ Gut möglich, dass Stanislas Niox-Chateau so seine Erfolgsgeschichte in Deutschland fortsetzen kann.

Bild: Hannah Loeffler / Gründerszene