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Doo bringt Version 2.0 – und neues Geschäftsmodell

Eigentlich wollte Doo (www.doo.netlängst soweit sein. Als Gründer Frank Thelen sein Startup im Juni 2011 anschiebt, da gibt er sich sieben, acht Monate, um sein Ziel zu erreichen: eine App, die Dokumente archiviert und automatisch ordnet, die den täglichen Papierkrieg ein für alle Mal beendet. Doch schon bis zur ersten Beta-Version vergeht ein ganzes Jahr. Die Technik ist komplexer als gedacht, „das war echte Rocket Science“, sagt Thelen.

Heute, über zwei Jahre später, glaubt der Doo-Chef, dass er sein Ziel erreicht hat: Das Team aus Bonn launcht Doo 2.0, ein umfangreiches Update seiner Software, und endlich auch eine iPhone-App.

Für Doo ist das jedoch mehr als nur ein technisches Upgrade: Die Firma dreht mit Doo 2.0 ihr Geschäftsmodell – und das nicht zum ersten Mal. Angefangen hatte Thelen mit dem Plan, die User von der Nutzung einer firmeneigenen Cloud zu überzeugen. Aber gegen die Marktführer aus den USA kam Doo nicht an, „die Leute waren happy mit ihrer Dropbox oder Google Drive“, erzählt Thelen. Also passte Thelen das Konzept an: Doo wurde ein Aufsatz, ein „neutraler Layer“ für die verschiedensten Dienste. Heute kann das Programm neben Cloud-Programmen auch auf E-Mails, lokale Dateien oder den Notizdienst Evernote zugreifen und dort liegende Dokumente integrieren.

Längst verabschiedet hat sich Doo auch von dem Vorhaben, Rechnungspost digital in die Eingangsboxen der Doo-Nutzer auszuliefern, die Unternehmen dafür zur Kasse zu bitten – und damit das papierlose Büro tatsächlich Wirklichkeit werden zu lassen. „Das war zu früh, das funktioniert noch nicht“, sagt Thelen. Schließlich habe das papierlose Büro nur noch mehr Papier produziert. Ein zentrales Doo-Feature ist deshalb auch die Möglichkeit, Dokumente zu scannen und mit einer verfeinerten OCR und Spracherkennung zu verschlagworten.

Geld verdienen will Doo jetzt mit einer kostenpflichtigen Premium-Version, die für den Herbst geplant ist. „Noch mehr Intelligenz und erweiterte Dienste“ sollen Premium-User erwarten dürfen. Was das genau heißt, will Thelen nicht verraten. Zu lange dürfte Thelen die Geduld der Investoren um Target Partners und DuMont Venture allerdings nicht mehr strapazieren – auch wenn der Gründer betont, wie verständnisvoll die Geldgeber bislang gewesen seien.

Dass solche Freemium-Modelle funktionieren können, haben Evernote oder Dropbox gezeigt. Die beiden Dienste sind für den Alltag vieler auch unentbehrlich geworden. Die Frage ist: Kann Doo das schaffen? Die Konkurrenz im Markt für Dokumentenverwaltung ist stark und zahlreich.

Da ist die US-amerikanische iOS-App Documents, die viele verschiedene Cloud-Dienste integriert. Aus Hannover kommt Doctape, derzeit noch in der Beta-Phase. In Münster wurde Fileee entwickelt. Das Münchner Startup Gini (ehemals Smarchive) hat eine Web-Plattform im Beta-Test und Finanzierungen von T-Venture und Check24. Seit Juni kooperiert Gini zudem mit der Deutschen Post, die so ihren lahmenden E-Postbrief aufpeppen und digitale Rechnungspost in Gini-Postfächer ausliefern will – jenes Feature, gegen das sich Frank Thelen einst entschied.

Doos allerjüngster Konkurrent ist ein Startup und kommt doch aus einem Großkonzern: Organice.me heißt die Dokumentenverwaltung, die Mitarbeiter des Medienhauses Tomorrow Focus Anfang 2012 konzipierten und im vergangenen Monat in eine eigene Firma verwandelten. Neun Leute arbeiten daran, im Herbst soll Organice.me live gehen.

Doo wird dann allerdings schon einen Vorsprung haben. Trotz aller Verzögerung. Ob das reicht?

Bild: Doo