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joiz-germany Die gute Stimmung ist dahin: Auch Geschäftsführerin Britta Schewe (links) musste gehen.

Vor wenigen Tagen gingen bei Joiz Germany die Lichter aus: Am 9. September wurde die letzte Sendung mit den großen Momenten der fünfjährigen Unternehmensgeschichte ausgestrahlt. Hinter den Kulissen geht der Streit zwischen den Gesellschaftern jedoch weiter. Gründerszene liegen interne Dokumente und Mailwechsel vor, die nicht nur die katastrophale Haushaltslage des Jugend-Senders sondern auch die vergiftete Beziehung zwischen den Anteilseignern dokumentieren. So bezeichnet der neue Mehrheitseigner Uwe Fabich die Anwälte seines Mitgesellschafters DuMont als „dümmste Vorgärtner“, die „nicht mehr alle Tassen im Schrank“ hätten. Des Weiteren fallen Begriffe wie „Aasgeier“ und „Bösewicht“. DuMont sei ein Dinosaurier der Medienbranche, so Fabich in einer Mail an die DuMont-Kanzlei Oppenhoff & Partner.

Zuvor hat der Minderheitseigner DuMont rechtliche Schritte gegen den Investor Fabich angekündigt, berichtet Dwdl.de. Das Studio-Equipment mit einem Wert im einstelligen Millionenbereich sei ohne Zustimmung und damit widerrechtlich aus den Geschäftsräumen entfernt worden – lange bevor die Gesellschaftsanteile an den neuen Eigentümer Fabich übertragen worden seien, heißt es. Die Mediengruppe will bei dem weiteren Vermögensschwund jedoch nicht tatenlos zusehen.

Deswegen hat DuMont zusammen mit dem Insolvenzverwalter mittels Gesellschafterbeschluss am 23. September den von Fabich neu eingesetzten Geschäftsführer Michael Obermeier „mit sofortiger Wirkung abberufen“. Als Grund gibt DuMont zudem an, von Herrn Obermeier sei „weder eine Telefonnummer noch eine E-Mail-Adresse bekannt; auch den Mitarbeitern der Gesellschaft ist Herr Obermeier unbekannt“.

Neuer Investor: Technisches Gerät wurde nicht gestohlen

Tatsächlich würde der Investor Uwe Fabich als Geschäftsführer auftreten und Maßnahmen veranlassen, „zu denen er weder ermächtigt noch sonst wie befugt wäre“, so DuMont gegen Fabich. Die Mediengruppe sei nicht bereit, dieses Verhalten weiter hinzunehmen, und droht mit „zivil- und strafrechtlichen Folgen“, das geht aus dem Mail-Verkehr hervor.

Ein Vorwurf, den der neue Investor nicht auf sich sitzen lassen will. Der abberufene Geschäftsführer Obermeier sei im Urlaub und das technische Equipment nicht gestohlen, sondern nur in neue Büroräume verlagert worden, heißt es in den Mails. Grund für den Umzug seien geringere Mietkosten. Der Wert der Geräte belaufe sich auf weit weniger als von DuMont angegeben. Zudem droht Investor Fabich mit Klagen wegen Verleumdung, sollte DuMont erneut „etwas so Absurdes über Peanuts unterstellen oder mit zivil- oder strafrechtlichen Folgen drohen“, schreibt er an die Anwälte.

Schulden von knapp einer Millionen Schweizer Franken

Wie aus dem Kaufvertrag hervorgeht – den Gründerszene einsehen konnte – , liegt der Preis für den 80 prozentigen Anteil an Joiz Germany bei gerade einmal 20.000 Euro. Minderheitseigner DuMont habe auf sein Vorkaufsrecht „nach wochenlanger Analyse“ verzichtet, schreibt Uwe Fabich in den internen Papieren, und schließlich dem Verkauf an ihn zugestimmt. Grund für den Verzicht dürften die Schulden gewesen sein, die mit dem Verkauf von Joiz Germany einhergingen. Im Kaufvertrag verpflichtet sich der neue Investor, offene Forderungen in Höhe von 934.178,16 Schweizer Franken zu übernehmen.

Zudem soll die finanzielle Situation des Senders verheerend sein. In den Dokumenten wird der neue Mehrheitseigner Fabich zitiert, dass die monatlichen Einnahmen von Joiz Germany nach der Kündigung des RTL2-Formats „Hype“ bei weniger als 50.000 Euro liegen würden. Dem gegenüber benötige Joiz pro Monat „mindestens 150.000 Euro an neuem Cash, um zu überleben“, so Fabich. Der Sender generiere „so gut wie gar nichts“. Derzeit seien außer Gehalts- und Zinszahlungen an DuMont alle Cashflows gestoppt. Laut Dwdl.de soll Joiz Germany noch diese Woche Insolvenz beantragen.

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Ebenfalls pikant: Laut einer internen Mail von Fabich wurde die Geschäftsführerin Britta Schewe auch auf Wunsch von DuMont entlassen. Der ehemalige CEO und Gründer der Muttergesellschaft Joiz Alexander Mazzara sei für DuMont als Geschäftsführer ebenfalls nicht in Frage gekommen. Wie es aus informierten Kreisen heißt, sei die Kündigung von Schewe durch den Neuinvestor aber ohne rechtliche Grundlage und damit ohnehin nicht wirksam. Auf Nachfrage möchte sich DuMont zu den Vorwürfen nicht offiziell äußern.

Bild: Christina Kyriasoglou