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freygeist2 Usama Assi, Christoph Bauer und Martin Trink von Freygeist (von links)

Das deutsch-österreichische E-Bike-Startup Freygeist hat Insolvenz angemeldet. Damit droht die bislang größte Crowdfunding-Pleite in Deutschland: 2015 hatte das Unternehmen mit Hauptsitz in Berlin 1,5 Millionen Euro über Companisto eingesammelt. Bislang hielt Returbo den traurigen Rekord, dem mit 1,1 Millionen Euro Crowd-Kapital finanzierten Recommerce-Startup ging im Oktober das Geld aus.

Über die Insolvenzanmeldung von Freygeist, die sowohl in Deutschland als auch in Österreich erfolgt sein soll, berichtete zuerst der österreichische Kurier. Gegenüber Gründerszene bestätigten sowohl Freygeist-Mitgründer Martin Trink als auch ein Sprecher der Crowdinvesting-Plattform Companisto den Vorgang. Schon vor Weihnachten habe Freygeist auch seine Crowd-Investoren informiert, so Trink.

Über 1.100 Companisto-Anleger haben ihr Geld dem Startup anvertraut. Die 1,5 Millionen Euro für Freygeist waren vergangenen Sommer in nicht einmal 100 Tagen zusammengekommen. Die Geldgeber hatten sich von der Idee eines stylischen Pedelecs überzeugen lassen, das es in Sachen Design und Leichtbauweise mit einem normalen urbanen Fahrrad aufnehmen kann. Der Elektromotor ist schier unsichtbar im Rahmen des zwölf Kilogramm schweren Rads verbaut.

Von den Pedelecs – Kostenpunkt 3.990 Euro – hat Freygeist nach Aussage von Trink bislang 500 Stück ausgeliefert, vor allem an Crowd-Investoren. Es gebe aber auch Vorbestellungen von Händlern im dreistelligen Bereich. Geplant war eine Produktion in Zusammenarbeit mit dem traditionsreichen Fahrradhersteller Mifa aus Sachsen-Anhalt, der allerdings ebenfalls gerade Insolvenz anmelden musste.

Gestartet war Freygeist schon 2014. Geld bekam das Startup zu Beginn von mehreren Business Angels, zum Zeitpunkt der Crowdfunding-Kampagne im vergangenen Sommer belief sich deren Investment auf etwa 400.000 Euro.

Diese Altgesellschafter trauten Trink und Mitgründer Usama Assi offenbar nicht zu, das Unternehmen wie vorgesehen zu skalieren und zu internationalisieren. Wie Martin Trink gegenüber Gründerszene und ein nicht namentlich genannter Business Angel gegenüber dem Kurier übereinstimmend beschreiben, setzten die Gesellschafter im August daher einen neuen Geschäftsführer ein.

Doch mit dem neuen CEO kam es Ende November zum Zerwürfnis, als offenbar schon klar war, dass die Zahlungsunfähigkeit drohen könnte. „Die Basis zwischen Gesellschaftern und Geschäftsführer war nicht mehr da“, erzählt Trink. Demnach habe der Geschäftsführer sich auch geweigert, Insolvenz zu beantragen – so beschreibt es der anonyme Business Angel gegenüber dem Kurier. Dies hätten laut Trink dann die Gesellschafter übernommen. Allerdings findet sich zumindest im deutschen Insolvenzregister noch kein Eintrag über ein Freygeist betreffendes Verfahren. Auch ist laut Trink kein Insolvenzverwalter benannt.

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Von den anfänglich sieben Mitarbeitern des Startups sollen derzeit noch zwei Mitarbeiter auf der Gehaltsliste stehen. „Es tut mir wahnsinnig leid, dass es soweit kommen musste“, sagt Trink. Er wolle nun gemeinsam mit den anderen Gesellschaftern und der Insolvenzverwaltung versuchen, das Fortbestehen des Unternehmens zu sichern.

 

Bild: Freygeist; Mitarbeit: Niklas Wirminghaus