Vorzeige-Entrepreneur Richard Branson

Ein Gastbeitrag von Merlin Bierekofen, BWL-Student an der Universität Trier mit Spezialisierung auf Marketing, Strategy and Human Resources.

Entrepreneurs are born, not made. Das hört man zumindest häufig. Doch einen erfolgreichen Gründer macht auch seine Persönlichkeit aus – bestimmte Merkmale kann man selbst beeinflussen.

Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) hat untersucht, welchen Einfluss Persönlichkeitsmerkmale auf unternehmerische Entscheidungen haben. Sie zeigt: Es gibt wichtige Faktoren, die den unternehmerischen Erfolg positiv beeinflussen.

Die Studie bezieht ihre Daten aus dem sozioökonomischen Panel (SOEP) und greift Erkenntnisse aus dem Fünf-Faktoren-Modell auf, auch „Big-Five-Modell“ genannt. Das Panel ist eine Langzeitbefragung von mehr als 20.000 Menschen. Die „Big-Five“-Theorie hat ihren Ursprung in der Persönlichkeitspsychologie und beschreibt allgemein, also unabhängig von unternehmerischen Aktivitäten, die wichtigsten Dimensionen der menschlichen Persönlichkeit. Das sind:

  1. emotionale Stabilität (Ruhe, Gelassenheit, Souveränität, Stabilität, Effektivität, geringe Emotionalität, Kühnheit und Selbstzufriedenheit)
  2. Extraversion (Geselligkeit, Gesprächigkeit, Kontaktfähigkeit, Durchsetzungsfähigkeit)
  3. Offenheit für Erfahrung (Kreativität, Intellektualität, Fantasie, Neugier, Aufgeschlossenheit)
  4. Verträglichkeit (Flexibilität, Toleranz, Kooperationsfähigkeit)
  5. Gewissenhaftigkeit (Zuverlässigkeit, Organisationsgrad, Leistungsorientierung)

Diese fünf Faktoren sind unabhängig voneinander und ab dem Erwachsenenalter stabil durch verschiedene Kulturen hinweg.

Die ersten drei Dimensionen sind besonders interessant für Gründer: emotionale Stabilität, Extraversion und Offenheit für Erfahrung. Je stärker diese ausgeprägt sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für eine Unternehmensgründung und ihren Erfolg. Die Dimension Offenheit für Erfahrungen bewirkt, dass Ideen zu innovativen Produkten und Prozessen besser umgesetzt werden. Extraversion hilft dem Gründer, Kontakte zu knüpfen und zu pflegen.

Die verbleibenden zwei Dimensionen Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit tragen nicht zum unternehmerischen Erfolg bei – und können diesen sogar behindern.

Aus dem Sozio-ökonomischen Panel gehen noch weitere wichtige Eigenschaften eines Unternehmers hervor:

Internale Kontrollüberzeugung

Diese von mehreren Psychologen und Wirtschaftswissenschaftlern hervorgehobene Eigenschaft liegt vor, wenn eine Person die Gestaltung der Zukunft durch eigene Entscheidungen verursacht sieht. Ein Gründer mit internaler Kontrollüberzeugung ist entscheidungsfähiger, da er davon ausgeht, dass er seine Zukunft aktiv gestalten kann und sie nicht vorherbestimmt ist.

Risikobereitschaft

Hier gilt: Unternehmen mit mittlerer Risikobereitschaft bestehen länger am Markt als risikoaffine oder -averse Unternehmen. Eine mittelhohe Risikobereitschaft verbunden mit emotionaler Stabilität ermöglicht es dem Gründer, risikoreiche Entscheidungen zu treffen und diese auch in unsicheren Phasen auszuhalten. Außerdem sind Motivationsfähigkeit und der Wille zur Unabhängigkeit zwei weitere wichtige Charakteristika eines Gründers.

Fachliche Eigenschaften

Als Fundament für den Erfolg spielen nicht nur persönliche Eigenschaften eine Rolle. Auch fachliche Kompetenz ist ein Merkmal des erfolgreichen Gründers. Er verfügt also in einer Branche über angemessen viele Kenntnisse, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Erfahrungen. Dies impliziert (meist) eine abgeschlossene Fachausbildung und die einhergehende Berufserfahrung. Die Berufserfahrung kann zusätzlich zu der in den persönlichen Eigenschaften angesprochenen Extraversion dazu beitragen, ein Netzwerk an Kontakten zu knüpfen. Es beinhaltet unter anderem Lieferanten, Kunden, Verbände, Banken, Unternehmens- und Steuerberater und kann die Unternehmensgründung erheblich vereinfachen.

In manchen Berufen ist eine Gründung ohne Berufserfahrung zwangsläufig ausgeschlossen, da man zum Beispiel einen Meisterbrief benötigt. Hochschulabgänger gleichen ihr Praxisdefizit in der Regel durch umfangreiches theoretisches Wissen aus.

Jeder Gründer sollte natürlich kaufmännische Fähigkeiten mitbringen: Vier der sechs „Pleite-Ursachen“ von Startups hängen laut einer KfW-Untersuchung mit mangelnder kaufmännischer Eignung zusammen. Sie lauten:

  • Finanzierungsmängel
  • Informationsdefizite
  • Qualifikationsmängel
  • Überschätzung der Betriebsleistung

Um diese Defizite vermeiden zu können und sich auf das Wichtigste zu konzentrieren, sollten Gründer bestimmte Arbeitsvorgänge an erfahrene Spezialisten auslagern. Es bringt dem Entrepreneur beispielsweise nichts, seine Zeit und Energie größtenteils in die Verwaltung zu stecken, wenn er dabei das Wesentliche, nämlich die Idee oder Innovation wofür ihre Firma steht, aus den Augen verliert.

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Quellen:

van der Loos, Matthijs J. H. M. et al (2013): The Molecular Genetic Architecture of Self- Employment, in: PLOS ONE, Bd. 8, Heft 4, S.2.

Seibert, Scott; Zhou, Hao (2006): The Big Five Personality Dimensions and Entrepreneurial Status – A Meta-Analytical Review, in: Journal of Applied Psychology, Bd. 91, Ausgabe 2, S. 259-271.

Caliendo, Marco; Fossen, Frank; Kritikos, Alexander (2011): Selbstständige sind anders – Persönlichkeit beeinflusst unternehmerisches Handeln, https://www.diw.de/ documents/publikationen/73/diw_01.c.369405.de/11-11-1.pdf, Stand: 16 März 2011, Abruf: 29.11.2013