Liz von Wagenhoff (links) und Sandra Bayer (rechts), Designerinnen bei Einhorn

Das Kondom-Startup Einhorn ist für auffällige Designs bekannt. Wie die Entwürfe entstehen, zeigen uns Art Director Liz von Wagenhoff und Designerin Sandra Bayer in unserer Serie „Digitale Berufe“.

Das Handwerkszeug eines Designers oder einer Designerin ist die Software Photoshop, darüber hinaus braucht man jede Menge kreative Ideen. Das Ziel ist es, nicht nur schöne Bilder zu erschaffen, sondern damit auch eine Aussage zu treffen, die dem Firmenimage entspricht. Neben dem Produkt- und Werbedesign gehören auch das Erstellen von Grafiken für die Homepage und die Social-Media-Kanäle zu den Aufgaben eines Designers.

Liz von Wagenhoff und Sandra Bayer bilden die Designabteilung bei Einhorn und geben uns Einblicke in ihren Berufsalltag.

Liz, Sandra beschreibt für unsere Leser mal Eure Aufgaben als Designerin bei Einhorn?

Sandra:

Illustration, Grafikdesign, hauseigener Photoshop-Philipp.

Liz:

Meine Position heißt Art Direktion. Das ist eine Art Schnittstelle und Supervision von Auftrag und Ausführung. Ich bin also vor allem beim Impuls von der Entwicklung einer Idee und der Konzeption beteiligt. Meist erarbeite ich mit Sandra einen Entwurf und betreue die Umsetzung. Das heißt, dass ich während des Gestaltungsprozesses darauf achte, dass die Kernaussage erreicht wird, unsere Werte eingehalten werden, unser Markenbild stimmig bleibt und das Endergebnis so konsequent und umfassend einsetzbar, wie möglich ist. In einigen Bereichen läuft das schon routiniert.

Länger angesetzte Projekte, wie momentan unser erster Shop-Aufsteller oder die bald erscheinende Außenwerbungskampagne, fordern uns richtig: Präzision und Geduld sind da angesagt.

Was habt Ihr vorher gemacht und inwiefern bringt Euch diese Erfahrung etwas für diese Position?

Sandra:

Ich war vorher als Designerin in verschiedenen Startups tätig, sowohl im Print als auch Webdesign und zeichne nach wie vor für mein eigenes Unternehmen Comics und schlechte Porträts. Bei Einhorn ergab sich nun für mich die Traumsituation, hauptberuflich meine beiden Leidenschaften, Zeichnen und Quatsch machen, ausüben zu können.

Liz:

Ich habe Modedesign studiert, als Designerin gearbeitet und realisiere regelmäßig als Art Director Projekte und Kampagnen für Modeunternehmen. Kondome fallen ja im engsten Sinne in die Kategorie Funktions- oder Schutzbekleidung und das ist modisch gerade ein echt großes Thema. Was mir bei Einhorn sehr zugutekommt, ist zum Beispiel, das im Modedesign erlernte Konzept- und Kollektionsdenken. Hinzu kommt ein gewisser Perfektionismus, beinahe Pedanterie, den man bei einem Produkt, das so aufwendig produziert wird, stark beansprucht. Ein Prinzip bei der Entstehung von Mode ist, das vermeintlich Hässliche in etwas Neues und Begehrenswertes zu verwandeln. Das nutzen wir bei Einhorn schon von Anfang an. Für mich liegt darin eine der reizvollsten Aufgaben.

Welche Eigenschaften sollte man mitbringen?

Sandra:

Sinn für Humor und überdurchschnittlich gutes Aussehen.

Liz:

So ein Mittelding aus Vision, Beharrlichkeit und Spontaneität. Ein sehr gutes Vorstellungsvermögen, die Fähigkeit Ideen zu visualisieren, sowie Lust an Konzeption und strategischer Planung. Das Bauchgefühl ist unabdingbar – aber verfeinert sich nur durch stets aufmerksame Sinne: lernen durch Beobachtung. Es hilft, sich vom persönlichen Geschmack zugunsten der Marke lösen zu können.


So sieht es am Arbeitsplatz der Einhörner aus:

Als Designerin braucht man „Sinn für Humor und überdurchschnittlich gutes Aussehen“


Was lernt man erst, wenn man den Job macht?

Sandra:

Die Bedeutung des Wortes „dendrieren“, Geschlechtsteile aller Art zeichnen, wie man eine Orgasmusdemonstration vorbereitet, wie man Dinosaurieraufsteller konzipiert und gestaltet, was schief gehen kann, wenn man Kondome ins Weltall schicken möchte und dass Einhörner wirklich existieren.

Liz:

Eine junge Marke ist sehr dynamisch, da ist bei weitem nicht alles steuerbar.

Es ist schön zu erleben, wie stark Fans und Kunden auf unsere Kommunikation reagieren und ihren Input mit einzubeziehen. Ein gutes Branding benötigt Zeit – der Sache einmal zu Beginn ein Gesicht zu geben, reicht nicht aus. Ich musste lernen, dass die recht schöne, glattere Form, die Einhorn eigentlich erhalten sollte, in der Praxis nicht realisierbar war. Sie passte einfach nicht zu der Lautstärke, mit der wir auf einmal überall vertreten waren.

Manchmal ist ein veröffentlichter Kompromiss besser als der wunderschöne Entwurf, der noch im Bearbeitungsmodus hängt. Man lernt, seine Eitelkeit also ab und an hinten anzustellen.

Mit wem arbeitet Ihr zusammen?

Sandra:

Hauptsächlich mit Liz, unserem Gründer Philip und der magischen Furzkanone.

Liz:

Sandra und ich sitzen nebeneinander und regieren über unser kleines Designreich. Jede Aktion startet im Gespräch mit Philip oder Waldemar, also der Geschäftsführung. In der Konzeptionsphase sind es stets Philip, Sandra und ich die Ziele, Fristen und Inhalte besprechen. Danach erfolgt die genauere Planung zwischen Sandra und mir.

Situationen die Sonderbehandlung verlangen – oder solche, die man wohl gemeinhin lediglich dem Anwalt überlassen würde – sind Teamsache. Das ganze Team sitzt dann in der Küche und füllt Berge von Papier mit Ideen und Vorschlägen. So sind einige unsere besten Aktionen entstanden.

Was ist toll an Eurem Job?

Sandra:

Durch die vielfältigen Aufgaben wird es nie langweilig.

Liz:

Es macht Spaß zu sehen, wie eine nebenher gesponnene Witzelei auf einmal Gestalt annimmt. Ich mag die Eigenständigkeit und das Arbeiten im Team. Dadurch, dass wir ein physisches Produkt haben, das sowohl im stationären Handel als auch online verkauft wird, und wir viele Mediakanäle bespielen müssen, bietet jeder Tag viel Abwechslung.

Und was nervt Euch?

Sandra:

Dass wir noch keine eigene Hüpfburg im Büro haben.

Liz:

Ein wenig frustrierend kann es schon mal sein, dass wir teilweise nicht hinterherkommen und gerade in dieser frühen Wachstumsphase selbst richtig lustige Projekte auch mal ablehnen müssen. Oder ich irgendwo eine Powerpoint-Präsentation entdecke, die schon vor Publikum gehalten worden ist – aber bescheiden „uneinhorny“ aussieht.

Bilder: Einhorn