Tesla-Chef Elon Musk hat kürzlich Bekanntschaft mit der deutschen Gewerkschaftsszene gemacht. Es geht um drohende Streiks bei seinem Zulieferer Grohmann mit Sitz in Prüm in der Eifel. Die rund 680 Maschinenbauer fordern Tariflöhne und Jobgarantien. Für den erfolgverwöhnten US-Amerikaner ist das in weiten Teilen Neuland — und in jedem Fall ein Kulturschock, wie ein aktueller Brief belegt.

Zwar gibt es auch in den Vereinigten Staaten Gewerkschaften, doch anders als bei der hier zuständigen IG Metall, gelten die kalifornischen Angestellten als glühende Anhänger von Elon Musk und seiner Vision einer grünen und fairen Wirtschaft. Bei den deutschen Arbeitnehmervertretern sehe das anders aus, so Elon Musk, „und ich glaube nicht, dass die IG unsere Mission teilt“, heißt es in einem Schreiben, das an die Presse weitergegeben wurde.

Die Gewerkschaften stehen dem schnellen Aufbau von Tesla im Weg, lässt sich zwischen den Zeilen herauslesen. Elon Musk hatte den Zulieferer Grohmann erst vor wenigen Monaten gekauft, um sich das deutsche Know-How in Sachen Automatisierung zu sichern. Der Kauf sollte außerdem sicherstellen, dass Musk seinen engen Zeitplan einhalten kann.

Verträge mit anderen Firmen sind bereits ausgelaufen, damit alle Kapazitäten für Tesla bereit stehen. Grohmann baut unter anderem Anlagen, die für die Produktion des Model 3 wichtig sind — diese soll schon im Sommer anlaufen. „Wir haben vom Unternehmen eine nicht zufriedenstellende Antwort bekommen“, erklärte Patrick Georg von der IG Metall im Hinblick auf die Forderungen der Arbeitnehmer. Nun wolle man prüfen, ob Streiks möglich seien.

Die Grohmann-Mitarbeiter waren auch vor der Übernahme durch Tesla nicht tarifgebunden. Das Lohnniveau liegt etwa 30 Prozent unter dem branchenüblichen Gehalt, so Betriebsrat Uwe Herzig gegenüber der „Welt am Sonntag“. In seinem Brief bietet Elon Musk zusätzlich 150 Euro pro Monat an.

Außerdem stellt er Tesla-Aktien im Wert von 10.000 Dollar in Aussicht, die über die nächsten vier Jahre ausgeschüttet würden, dazu käme noch ein sofortiger Bonus von 1.000 Euro in bar. Musk schreibt außerdem, dass es Gespräche mit dem Betriebsrat geben solle, „um sicherzustellen, dass die Vergütung jedes einzelnen Mitarbeiters wettbewerbsfähig ist“.

Im Endeffekt werde jeder Tesla-Grohmann-Mitarbeiter, „die Chance haben, mit Gehalt und Aktienanteilen deutlich mehr zu verdienen, als es in der Branche und relativ zu den Lebenshaltungskosten in Prüm üblich ist“. Trotz aller Kritik an den Forderungen der IG Metall stimmt der 45-jährige Firmenchef zum Ende des Briefes versöhnliche Töne an:

Er wolle den Angestellten „unmissverständlich“ versichern, dass es auf absehbare Zeit und „ganz sicher nicht in den nächsten fünf Jahren“ zu betriebsbedingten Kündigungen kommen werde. Musk: „Auch nach diesen fünf Jahren erwarten wir weiteres Wachstum bei Tesla-Grohmann und keinen Personalabbau.“

Der Streit zwischen Tesla und den deutschen Metallarbeitern ist auch deshalb so brisant, weil Tesla nach eigenen Angaben nach einem weiteren Standort für eine sogenannte Gigafactory in Europa sucht. Die Erfahrungen mit den deutschen Gewerkschaften dürften bei Elon Musk keine sonderlich positiven Gefühle ausgelöst haben.

Dieser Artikel erschien zuerst auf Business Insider Deutschland.

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Bild: Getty Images / Max Whittaker