Julia Kasper, Gründerin und Geschäftsführerin von holzgespür, im Kundengespräch auf der SCALE11 2015.

 

Gründerinnen haben Hochkonjunktur: Immer mehr Frauen wagen den Schritt in die Selbstständigkeit – auch in männerdominierten Branchen wie der IT-Welt. Sie zeigen, dass sich das „Wagnis Gründung“ lohnt und machen vor, wie das eigene Business erfolgreich läuft.

Der Anteil an Startup-Gründerinnen im Jahr 2015 macht ganze 13 Prozent aus, wie der Deutsche Start-up-Monitor berichtet. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Anstieg von 2,3 Prozent. Dennoch stellt sich die Frage nach dem Grund für diesen vergleichsweise geringen Anteil. Sollte in einer gleichberechtigten Gesellschaft wie der unseren die Zusammensetzung nicht annähernd 50:50 sein?

Deutsche Erfolgs-Startups

Ein Blick auf die erfolgreichsten deutschen Startups der letzten Jahre zeigt, dass Frauen es mindestens genauso gut können wie Männer: Als beispielhaft gilt in diesem Zusammenhang die Geschichte von Claudia Helming. Mit DaWanda startete sie bereits 2006 eine Online-Plattform für Selbstgemachtes – und gilt heute als Vorbild der ersten Stunde, nicht nur für Gründerinnen. Der Umsatz von DaWanda im Jahr 2013 wird auf knapp 20 Millionen Euro geschätzt. In der heutigen Gründerszene stellt Helming einen Trend fest. „Immer mehr hochqualifizierte junge Frauen interessieren sich für die Startup-Welt und sind gerade dabei, die Branche aufzumischen – und das ist auch gut so. Denn momentan gibt es hier definitiv zu wenig Frauen“, sagt die Berlinerin über den unverhältnismäßigen Anteil an Gründerinnen in Deutschland. Sie betrachtet es als Aufgabeerfolgreicher Gründerinnen, ihre Vorbildfunktion wahrzunehmen: „Dann kann auch das Internetbusiness bald schon ein geschlechtsneutrales Business sein.“

Amorelie: Ein Paradebeispiel

Mit „Amorelie“, einem Online-Shop für Erotik-Lifestyle-Artikel, landete auch Lea-Sophie Cramer gemeinsam mit Mitgründer Sebastian Pollok 2012 einen Coup. Von 2013 auf 2014 konnte das Unternehmen seinen Umsatz um 800 Prozent steigern, bevor es Anfang des Jahres von der ProSiebenSat.1-Medienholding übernommen wurde. Das Erfolgsgeheimnis hinter Amorelie: die Idee, Sextoys aus der Schmuddelecke herauszuholen und als hochwertige Produkte zu verkaufen – das ist Cramer und ihrem Kompagnon gelungen. Cramer ist überzeugt: „Frauen sind wundervolle Unternehmer! Bisher haben die Vorbilder gefehlt und viele Frauen sind noch etwas vorsichtiger und weniger mutig als die Männer.“ Außerdem fehlten häufig die Netzwerke zu anderen Unternehmern, Inkubatoren und Venture-Capital-Gebern. Daneben beobachtet sie einen Wandel in der aktuellen Gründerszene: „Ich glaube, wir werden beim Frauenanteil in den kommenden Jahren eine starke Veränderung nach oben sehen“, sagt die Betriebswirtin. „Das bisherige Ungleichgewicht sorgt dafür, dass sich Frauen untereinander intensiver helfen, da nehme ich mich nicht aus.“

Erfolgreiche Frauen in der IT

Eine dieser Frauen ist auch Jess Erickson. Sie ist Mitgründerin von Geekette, einem Frauen-Netzwerk, das sich für mehr Frauen in der IT stark macht. „Die digitale Wirtschaft ist der absolute Vorreiter, wenn es um Innovationen geht“, sagt sie. „Frauen sollten nicht die Chance verpassen, ein Teil davon zu sein.“ Co-Gründerin Denise Philipp erklärt, dass es lange Zeit eine riesige Lücke zwischen Frauen und Männern in der Tech-Industrie gab. „Für Frauen war es nicht genauso selbstverständlich, in diesem Bereich zu arbeiten wie für Männer.“ Wie Helming und Cramer sieht sie einen Grund für dieses Gefälle darin, dass es keine weiblichen Vorbilder gab – „und immer noch zu wenig gibt“. Startups wie das IT-Sicherheitsunternehmen Secomba oder die Tech-Firma „Webdata Solutions“ beweisen: In augenscheinlich männerdominierten Bereichen wie der digitalen Wirtschaft haben auch Frauen Erfolg – sie sind dort nur bislang weniger stark vertreten. Hinter Secomba etwa verbirgt sich die Software „Boxcryptor“, mit der sich Daten in der Cloud mit wenigen Klicks verschlüsseln lassen. Das Startup von Mitgründerin Andrea Pfundmeier wurde im September vergangenen Jahres mit dem Deutschen Gründerpreis ausgezeichnet. Webdata Solutions wurde gleich von drei Frauen gegründet: Carina Röllig, Hanna Köpcke und Sabine Maßmann machten das Ergebnis ihrer Forschungsstudie der Uni Leipzig zum eigenen Unternehmen. Das Startup hat sich auf die Analyse von Daten spezialisiert und entwickelte ein Tool, mit dem sich Preise im Internet beobachten, vergleichen und dynamisch kalkulieren lassen. Heute beschäftigt Webdata Solutions rund 40 festangestellte Mitarbeiter. Erst vor wenigen Monaten erhielt das Team von Investoren rund vier Millionen Euro für den weiteren Ausbau des Geschäftsmodells: Auf der Agenda steht die Expansion nach England und in die USA.

Die perfekte Plattform für Gründerinnen und Frauen, die es werden wollen

Auch auf der CeBIT 2016 wird die neue Gründerinnen-Generation ihre Spuren hinterlassen. Eine perfekte Plattform ist beispielsweise das Gründerinnenfrühstück von SCALE11, das Brigitte Zypries, Staatssekretärin für Wirtschaft und Energie, ins Leben gerufen hat. Hier erhalten die Teilnehmerinnen Gelegenheit, sich untereinander auszutauschen sowie neue Impulse und Antworten auf ihre wichtigsten Fragen. Motiviert und gut informiert heißt es dann nur noch: Los geht’s! Am 14. März 2016 auf der CeBIT in Halle 11.

Besucher tauchen bei SCALE11 auf der CeBIT ein in die Welt der Startups: frische Ideen, neue Geschäftsmodelle, spannende Kontakte, und und und.