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eric migicovsky pebble Erfinder mit Armbanduhr: Eric Micigovsky auf dem Pioneers-Festival in Wien

Eric Migicovsky über den Hardware-Boom und Steve Jobs

Vor kurzem legte sich der legendäre Tech-Kolumnist David Pogue fest: Die bisher beste Smartwatch kommt nicht vom koreanischen Elektronikgiganten Samsung – es ist die Pebble, das Produkt eines gerade mal 70 Mitarbeiter starken Startups, das die Finanzierung für die intelligente Uhr per Crowdfunding organisierte. 2012 war das, Pebble brach mit über 10 Millionen US-Dollar innerhalb von einem Monat aus dem Stand den Allzeit-Kickstarter-Rekord.

Der Mann hinter dem Erfolg ist der Kanadier Eric Migicovsky. Die Idee zu der Smartwatch kommt ihm schon 2008, während eines Auslandsjahrs in den Niederlanden. Zurück an der kanadischen University of Waterloo setzt er das erste Modell einer Smartwatch zusammen. 2011 wird er mit der Idee am prestigeträchtigen Y Combinator angenommen. Dessen Gründer Paul Graham attestiert ihm: „Wenn ich jemanden auswählen müsste, der der nächste Steve Jobs sein wird, würde es Eric sein.“

Das sind große Worte für einen 27-Jährigen. Und ob aus Pebble das nächste Apple werden kann, ist auch alles andere als ausgemacht – in dem Markt mit den intelligenten Uhren drängen immer mehr Unternehmen, und sobald Schwergewicht Apple endlich seine iWatch herausbringt, dürfte es richtig schwierig werden.

Im Interview spricht Micigovsky über seinen Schlachtplan für Pebble, den Trend zu Hardware-Startups und das zu groß geratene Kompliment von Paul Graham.

Beispiele wie Pebble oder Oculus VR zeigen: Hardware-Startups liegen wieder im Trend.

Ja, ich hätte das nicht vorausgesagt. Das ist cool.

Wann hat das angefangen? Und warum?

Ich will jetzt nicht unbescheiden klingen, aber ich glaube es war um den Zeitpunkt herum, als wir gestartet sind. Wir haben gezeigt, dass man mit Hardware Geld verdienen kann. Und dass es nicht so schwierig ist, wie die Leute denken.

Welche Ratschläge kannst Du angehenden Gründern von Hardware-Startups geben?

Du musst so schnell wie möglich zu dem Punkt kommen, wo Leute dir Geld für dein Produkt zahlen. Es ist sehr leicht zu sagen, ich mache nur einen Prototyp, ich werde erst einmal Kapital einsammeln, bevor wir wirklich Geld einnehmen. Das sollte man nicht machen. Focus on making money. Denn das beweist, dass du etwas hast, für das die Leute Geld ausgeben.

Ist Crowdfunding der ideale Weg für Hardware-Startups?

Nicht unbedingt. Wichtig ist: Bau einen Prototypen. Verkaufe so viele Prototypen wie du kannst. Und lerne. Denn du bekommst sofort Ratschläge und Feedback. Und dann kannst du dein zweites Produkt schon viel besser machen. Das haben wir gemacht. Ich glaube, es hat gut funktioniert.

Also ist Crowdfunding eine gute Idee für Hardware-Startups.

Es geht nicht nur um Crowdfunding. Du kannst dein Produkt nicht einfach nur auf Kickstarter stellen und dann geht alles von allein. Schau dir den Apple I und den Apple II an. Der Apple I war handgefertigt, es war ein funktionierendes Gerät, aber es war ein Hacker-Computer. Trotzdem wurden 300 Apple I verkauft. Steve Wozniak und Steve Jobs lernten daraus. Das nutzte Woz für den Apple II. Und das ist eine richtig gute Strategie.

Hattest Du immer schon den Plan zu gründen?

Ja, schon als ich ziemlich jung war. Ich habe als Fünftklässler Zeitungen ausgetragen. Meine erste Firma habe ich quasi aus meinem Schulschließfach heraus gegründet.

Was war das für eine Firma?

Wir haben Chips und Snacks verkauft, illegal. Ich habe die Schulcafeteria unterwandert und dabei ganz gut verdient. Als ich dann an der Uni war, habe ich immer über Ideen nachgedacht, aber nie tatsächlich ein Unternehmen gegründet. In meinem letzten Studienjahr hat es dann geklappt.

Seitdem hat die Pebble eine ziemliche Erfolgsgeschichte geschrieben. Trotzdem ist die Uhr immer noch eher etwas für Fans und Enthusiasten. Warum bist Du Dir so sicher, dass daraus auch ein Massenprodukt wird?

Es wird davon kommen, dass wir Apps haben. Davon, dass die Uhr nützlich ist. Weil sie nützlich ist, wirst du eine Pebble tragen, deine Freunde werden sie sehen, und du wirst gern davon erzählen: Ich kann SMS damit empfangen. Ich kann mein Auto damit steuern. Ich kann die Fußballergebnisse lesen. Das ist nützlich, das ist interessant.

Das sind vermutlich alles Dinge, die andere Smartwatches auch beherrschen. Samsung ist seit dem Herbst mit seinem Modell auf dem Markt, bald dürfte Apple mit der iWatch folgen.

Das ist nichts Neues. Wettbewerber gibt es schon seit einer ganzen Weile.

Und Du bist zuversichtlich, dass…

…wir sind zuversichtlich, wir sind fokussiert. Wir wissen, was unsere Ziele sind. Nämlich eine Uhr zu schaffen, die nützlich ist, jeden Tag. Und wir werden das weiter tun.

Noch ein Wort zum vermutlich größten Kompliment, dass ein Hardware-Gründer bekommen kann: Paul Graham vom Y Combinator sieht in Dir den nächsten Steve Jobs.

Das ist sehr nett von ihm. Aber ich konzentriere mich weiter darauf, einfach Eric Migikovsky zu sein.

Bild: Gründerszene